Stromnetze und Stromspeicher

Durch den dezentralen Ausbau der Erneuerbaren Energien werden neue Herausforderungen an Stromnetze und -speicher gestellt. Ein Ausbau des Stromnetzes ist erforderlich, um Strom aus erneuerbaren Energien zu den Zentren des hohen Verbrauchs transportieren zu können. Dieser muss so natur- und menschenfreundlich wie möglich stattfinden.

Zwei Stützen der Hochspannungs-Übertragungsleitung raken in den Himmel. Aus Sicht der BUND werden für die Energiewende nicht dermaßen viele neue Stromnetze gebraucht, wie die Übertragungsnetzbetreibern angeben.  (gyn9037 / Depositphotos.com)

Der Ausbau der Erneuerbaren Energien stellt das bisherige Energieversorgungssystem quasi auf den Kopf. In der Vergangenheit erfolgte die Stromerzeugung fast ausschließlich in zentralen Großkraftwerken, die in der Nähe von Industrie und Ballungszentren angesiedelt waren. Mittlerweile findet die Energieerzeugung zunehmend in vielen dezentralen Anlagen im ländlichen Raum statt und die Hälfte der Netto-Stromerzeugung in Deutschland stammt schon aus Erneuerbaren Energien.

Für die Aufnahme des erneuerbaren Stroms aus Wind, Sonne, Wasserkraft und Biomasse muss deshalb insbesondere die Verteilnetzebene (bis 110 Kilovolt) angepasst werden. In Baden-Württemberg speisen zahlreiche Stadtwerke Elektrizität auf dieser Spannungsebene ein. Größte Betreiberin ist die EnBW-Tochter Netze BW.

„Stromautobahnen“ nach Baden-Württemberg 

Die Erzeugung von Strom aus regenerativen Energien ist ungleich verteilt. Überproportional viel Windstrom kommt aus Nord- und Ostdeutschland. Übertragungsnetze mit der Höchstspannung von 380 Kilovolt transportieren den Strom bislang von Nord nach Süd.

Seit 2011 ist die Netzplanung für das Übertragungsnetz neu geregelt und liegt in der Zuständigkeit der Bundesnetzagentur (Netzentwicklungsplan). Vorgesehen sind mehrere zusätzliche Hochspannungsgleichstrom-Übertragungsleitungen (HGÜ), die für einen verlustarmen Stromtransport über weite Strecken sorgen sollen.
Der von den Übertragungsnetzbetreibern angegebene Netzausbaubedarf geht aus Sicht des BUND weit über die Anforderungen der Energiewende hinaus. Die Planungen sind viel zu sehr auf einen starken Ausbau von Offshore-Windparks in der Nord- und Ostsee ausgelegt. Ein Ausbau der Wind- und Solarenergie an Land, gerade in Süddeutschland, wird nicht ausreichend berücksichtigt. Gleichzeitig dient der vorgeschlagene Netzausbau eben nicht nur wie behauptet dem Ausbau der erneuerbaren Energien, sondern auch dem europäischen Stromhandel. Viele Flexibilisierungsmöglichkeiten, die den Ausbaubedarf reduzieren könnten, bleiben hingegen unberücksichtigt.  

Zwei dieser HGÜ-Verbindungen führen vom Norden beziehungsweise Osten nach Baden-Württemberg. Die SuedLink-Trasse endet nördlich von Heilbronn in Großgartach, die Ultranet-Verbindung auf dem Gelände des abgeschalteten AKW Philippsburg. An beiden Standorten müssen große Konverter für die Umwandlung des Gleichstroms in Wechselstrom gebaut werden.

Netzausbau darf die Kohleverstromung nicht fördern

Der BUND Baden-Württemberg hat die Ultranet-Leitung (geplante Inbetriebnahme 2024) lange Zeit vor allem deshalb abgelehnt, da diese im Rheinischen Braunkohlerevier beginnt und in erster Linie dem Transport von Kohlestrom dienen würde. Mittlerweile ist eine Verlängerung bis Emden in Norddeutschland unter dem Namen „A-Nord“ in Planung (geplante Inbetriebnahme 2025) und ein, leider viel zu später, Kohleausstieg ist beschlossen. 
Die SuedLink-Verbindung lehnt der BUND Baden-Württemberg nicht grundsätzlich ab. Weiterhin fordert der BUND den Fokus auf die dezentrale Energieversorgung zu werfen, was den Bedarf an Netzausbau massiv reduzieren würde.

Der BUND erkennt an, dass die Netzausbauplanung mittlerweile deutlich transparenter und mit mehr Öffentlichkeits-Beteiligung als früher erfolgt  . Jedoch sind die auf Grundlage von Prognosen der Netzbetreiber entwickelten Ausbauszenarien völlig überzogen. Auch fehlt eine Planung für das gesamte Energiesystem aus Verbrauch, Speicher, Transport und Erzeugung, welche die verschiedenen Quellen und Energieträger gemeinsam betrachtet. Deshalb braucht es einen Neustart der Planungen, die sich stärker am dezentralen Ausbau der Erneuerbaren Energien orientiert.

Speicher für Erneuerbare Energien

In Zukunft werden Photovoltaik und Windenergie die wichtigsten Energiequellen sein. Beide sind nicht konstant verfügbar und schwanken je nach Wetterbedingungen. Dies erfordert kurzfristige Ausgleichsmöglichkeiten und saisonale Speicherkonzepte, die auch längere Windflauten oder wolken- und nebelreiche Wetterlagen überbrücken können.
Eine besondere Herausforderung ist dabei die Entwicklung von Langzeitspeichermöglichkeiten. Eine gute Möglichkeit sind Power-to-X-Technologien: Diese Technologien wandeln überschüssigen Strom aus Erneuerbaren Energien in chemische Stoffe wie Wasserstoff, Methan oder Ammoniak um. Die Stoffe werden im Erdgasnetz oder anderen Lagern gespeichert und können bei Bedarf wieder zurück zu Strom gewandelt werden.

Vor und Nachteile von Pumpspeichern

In Baden-Württemberg werden derzeit acht Pumpspeicherkraftwerke betrieben. Mit einem Verlust von etwa 20 Prozent der ursprünglich eingesetzten Energie haben Pumpspeicher bislang den besten Wirkungsgrad. Nachteil ist die relativ geringe Kapazität – bei hohem Stromverbrauch sind selbst große Speicher nach wenigen Stunden leer. Gleichzeitig sind Pumpspeicher mit enormen Eingriffen in die Natur verbunden.      

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