Konsistente Ziele von Deutschland bis in die Regionen
Baden-Württemberg hat sich angesichts des dramatisch voranschreitenden Klimawandels zum Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu sein. Das Öko-Institut hat nun im Auftrag des BUND Baden-Württemberg dieses Ziel auf den Südwesten und – in einem weiteren Schritt – auf die 12 baden-württembergischen Regionen heruntergebrochen. Erstmals wird damit deutlich, wie unterschiedlich die Bedingungen in den Regionen sind und was sie zum globalen Ziel Klimaneutralität beitragen müssen und auch können.
Drei Szenarien bilden die Basis
Grundlage der vorliegenden Studie sind drei Szenarien der Denkfabrik Agora Energiewende, dem Forschungsverbund Ariadne und dem Umweltbundesamt.
Zentrale Ergebnisse für die Energiewende im Land
Baden-Württembergs Ziel einer klimaneutralen Strom- und Wärmeversorgung bis zum Jahr 2040 ist sehr ambitioniert und erfordert sowohl auf der Nachfrageseite als auch der Erzeugungsseite eine erhebliche Steigerung und Ausweitung der bisherigen Aktivitäten.
- Eine zentrale Rolle für das Erreichen von Klimaneutralität ist das Thema „Energieeinsparung“, wofür sowohl Effizienzmaßnahmen (z.B. im Bereich der energetischen Gebäudesanierung) als auch Suffizienzmaßnahmen (z.B. durch einen bewussteren Lebensstil) erforderlich sind.
- Für eine klimaneutrale Stromversorgung muss der Ausbau von Windenergie und Photovoltaik massiv erhöht und deutlich beschleunigt werden. Im Vergleich zu den letzten zehn Jahren bedeutet dies für Windenergie und PV-Freiflächenanlagen eine deutliche Steigerung um den Faktor fünf bis zehn.
- Der Flächenbedarf für Windenergie und PV-Freiflächenanlagen liegt in den Zielszenarien für Baden-Württemberg bei 1,8 % bis 3,1 %. Das derzeitige Landesziel in Höhe von 2 % reicht dafür nicht aus und sollte auf mindestens 3 % erhöht werden.
- Die geeigneten Flächen für Windenergie und Photovoltaik sind dabei regional unterschiedlich verteilt. Die Landesregierung sollte zusammen mit den Regionalverbänden ein geeignetes Verfahren entwickeln, um regionalspezifische Flächenziele auszuweisen.
- Um die Genehmigungsprozesse für Windenergie und PV-Freiflächenanlagen zu beschleunigen, sollten die Empfehlungen der entsprechenden Task Force umgesetzt und verstetigt werden. Zudem sollten die Kommunen finanziell an den Erträgen der bei ihnen angesiedelten EE-Anlagen beteiligt werden.
- Zentrale Bestandteile einer klimaneutralen Gebäudewärmeversorgung sind neben der energetischen Gebäudesanierung der Wärmepumpenhochlauf in der Objektversorgung sowie der Aus- und Umbau der Nah- und Fernwärmenetze. Wasserstoff spielt für eine klimaneutrale Wärmeversorgung lediglich im Bereich der Fernwärmeerzeugung eine Rolle.
- Notwendig ist ein sehr schneller Markthochlauf bei Wärmepumpen. Hierfür ist die anvisierte 65 % Anforderung, nach der ab dem 01.01.2024 bei jedem Heizungstausch mindestens 65% erneuerbare Wärmeenergien eingesetzt werden müssen, eine wichtige Maßnahme.
- Im Bereich der Wärmenetze kommt den Regionen Stuttgart, Rhein-Neckar und Mittlerer Oberrhein eine wichtige Rolle zu, da dort knapp zwei Drittel der Wärmenetznachfrage lokalisiert sind. Wichtig ist dabei die Einbindung erneuerbarer Wärmequellen in die Wärmenetze, insbesondere von Geothermie, Abwärme, Solarthermie und Großwärmepumpen.
- Der Erfolg der Energiewende hängt dabei auch an ausreichend verfügbaren und adäquat qualifizierten Fachkräften. Dies betrifft nicht nur die energetische Gebäudesanierung, sondern auch den Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung sowie den Umbau der energiewenderelevanten Infrastrukturen.
Photovoltaik: Die Kraft der Sonne nutzen
Auch bei der Photovoltaik unterscheiden sich die Szenarien sehr. 17-42 Gigawatt sind notwendig, die zu mehr als der Hälfte auf Dächern entstehen werden. Dabei werden bis zu 39% der geeigneten Dächer genutzt. Freiflächenanlagen sind deutlich gleichmäßiger zwischen den Regionen verteilt als Windenergieanlagen und benötigen bis zu 0,5% der Fläche einer Region.
Windenergie: Im Winter geht’s nicht ohne Wind
Heute drehen sich knapp 800 Windenergieanlagen im Südwesten. Spätestens 2040 müssen es je nach Szenario 2.700-5.400 Anlagen werden, die zusammen 11-22 Gigawatt Leistung haben. 3,4-6,7% der Fläche sind hierfür in der besonders betroffene Region Nordschwarzwald notwendig. Dies stellt Belastung und wirtschaftliche Chance gleichermaßen dar.
Wärmewende: Erde, Wasser und Sonne – alles Wärmequellen
Die Wärme ist neben dem in der Studie „Mobiles Baden-Württemberg“ untersuchten Verkehr die größte Baustelle auf dem Weg zu Klimaneutralität. Je nach Szenario können 40-69% des Endenergieverbrauchs eingespart werden. Das Rückgrat der Wärmeversorgung werden Wärmenetze, Wärmepumpen, und Strom bilden. Der Mix von Technologien ist allerdings regional sehr verschieden.
Effizienz und Suffizienz: Gutes Leben für alle
Die Eingriffe durch den Ausbau der Erneuerbaren sind enorm. Deshalb ist es notwendig, Energie, Fläche und andere Ressourcen so effizient wie möglich zu nutzen und den Verbrauch absolut zu verringern. Das verwendete Szenario des Umweltbundesamts genau diesen Fokus und auch in der Studie des Öko-Instituts finden sich etliche passende Maßnahmenvorschläge.
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