BUND Landesverband
Baden-Württemberg

Stuttgart 21 und Artenschutz

Eidechsen, Fledermäuse, Juchtenkäfer – immer wieder gibt es bei Stuttgart 21 Konflikte mit dem Naturschutz. Die Deutsche Bahn hatte lange wenig Interesse daran, den gesetzlichen Vorgaben nachzukommen. Der BUND engagiert sich dafür, dass der Naturschutz nicht unter die Räder kommt.

Zauneidechse blickt durch einen Holzspalt Die streng geschützten Mauer- und Zauneidechsen leben an vielen Stellen der von den S21-Baumaßnahmen betroffenen Bahn- und Böschungsflächen.  (Bilderhascher / photocase.de)

Seit Baubeginn im Februar 2010 kam es schon vielfach zu erheblichen Konflikten mit dem Artenschutz. Betroffen sind verschiedene zum Teil streng geschützte Tierarten wie Biber, Fledermäuse, Vögel, Eidechsen oder Holzkäfer. Bei Abrissarbeiten des ehemaligen Bahndirektionsgebäudes an der Heilbronner Straße im Jahr 2012 hat der BUND einen zeitweiligen Baustopp erwirkt, weil eine Turmfalkenbrut bedroht war.

Juchtenkäfer bringt kurzfristigen Baustopp

Bundesweite Berühmtheit erlangte der nach EU-Recht streng geschützte Juchtenkäfer, der in alten Baumhöhlen lebt. Bei einer Nacht-und-Nebel-Aktion ließ die Bahn im September 2010 im Mittleren Schlossgarten illegal uralte Platanen fällen, die von Juchtenkäfern besiedelt waren.

Kurze Zeit später konnte auf Intervention des BUND  20 sehr große und alte Platanen am Ferdinand-Leitner-Steg vor der Fällung gerettet werden. Hauptargument: Juchtenkäferbesatz.

Auch wegen des Juchtenkäfers mussten im FFH-Gebiet Rosensteinpark die Tunnelstrecken nachträglich verlängert werden. Dadurch konnten einige alte Bäume gerettet werden und größere Eingriffe an dieser Stelle in den besonders wertvollen Landschaftspark erspart werden. Die Eingriffe am östlichen Hangbereich des Parkes am Übergang von der neuen S21-Bahnbrücke über den Neckar in die anschließenden Tunnelröhren schmerzen jedoch sehr.

Lebensraum von Mauer- und Zauneidechsen zerstört

Probleme hat die Bahn mit dem Umgang der ebenfalls nach EU-Recht streng geschützten Mauer- und Zauneidechsen. Beide Arten leben an vielen Stellen der von den S21-Baumaßnahmen betroffenen Bahn- und Böschungsflächen. Von der Mauereidechse leben allein im Bereich des geplanten Abstellbahnhofes Untertürkheim circa 5.000 Tiere.

Beim Umgang mit den Tieren hat die die Bahn bisher drei Methoden angewendet:

  • Vergrämung – das bedeutet, die Eidechsen werden in angrenzende Flächen vertrieben.
  • Umsiedlung – die Tiere werden per Hand gefangen und in weiter entfernten Gebieten wieder freigelassen.
  • Zwischenhaltung in Freiland-Terrarien – nach Beendigung der Baumaßnahme werden die Tiere dann wieder an ihren alten Standort zurückgebracht und freigelassen.

Der BUND kritisiert insbesondere die Umsiedlung und Zwischenhaltung der Eidechsen. Der bisherige Erfolg dieser Maßnahmen ist mäßig bis schlecht. Der BUND drängt darauf, die Mauereidechsen primär in angrenzende und vorher eidechsentauglich hergerichtete Bahnflächen zu vertreiben. Bei den dann noch wenigen notwendigen Umsiedlungen – vor allem bei der Zauneidechse – sollten Flächen in unmittelbare Nähe im Stadtgebiet Stuttgart herangezogen werden, auf denen bisher keine Eidechsen vorkommen.

So langsam zeigen die Forderungen des BUND Wirkung. Die vielen Mauereidechsen vom Abstellbahnhof Untertürkheim sollen innerhalb des Stadtgebietes auf Bahnböschungsflächen bei Stuttgart-Zazenhausen und entlang der Panoramastrecke im Stuttgarter Norden auf kurzem Weg umgesiedelt werden. Die Mauereidechsen beim Gleisrückbau im Umfeld der Wagenhallen sollen abschnittsweise innerhalb der Fläche vergrämt werden. Diese Methode hat sich bei der Erschließung des Wohnprojektes Neckarpark durch die Stadt bewährt. Wohin dann die Eidechsen kommen, wenn die eigentliche Bebauung des Rosensteinquartiers beginnt, ist noch unklar. Der BUND schlägt ehemalige mit Brombeergestrüpp zugewachsene Weinberg- und Kleingartengebiete vor.

Die Bahn hat den Artenschutz beim Projekt Stuttgart 21 erst relativ spät ernst genommen. Die Folge waren Zeitverzögerungen und Mehrkosten. Dies nun dem Arten- und Naturschutz anzulasten, heißt Ursache und Wirkung zu verwechseln und den Rechtsstaat infrage zu stellen. Zu dem handelt es sich bei den Eidechsen um eine Schirmart für trockene, warme, extensiv genutzte Lebensräume. Die Art steht stellvertretend für eine Vielzahl, oftmals sehr seltener Vogel-, Fledermaus-, Schmetterlings-, Wildbienen-, Heuschreckenarten und anderen, die ähnliche Lebensraumbedingungen benötigen.

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Bastian Greiner

Mobilitätsreferent
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