BUND Landesverband
Baden-Württemberg

GartenTipp: Gras einfach wachsen lassen

26. April 2022 | Artenschutz (BW), Landwirtschaft, Nachhaltigkeit, Naturoasen schützen (BW), Schmetterlingsland (BW), Suffizienz

BUND: Rasenmäher stehen und wilde Ecken zulassen spart Zeit und ist gut für viele Kleinlebewesen

Ein Garten mit einer Gras-Insel mit Blumen für Insekten. Blumen sind über die ganze Saison bis zum Herbst eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen oder Schmetterlinge. Bei häufigem Mähen haben Sie keine Chance zu wachsen.  (Angela Koch / BUND BW)

Wenn im Frühling die Natur aufwacht und die Gräser sprießen, möchte manch Gärtner*in direkt den Rasenmäher anwerfen. Doch wer häufig mäht, verhindert, dass sich Insekten und andere Kleinlebewesen im eigenen Garten wohlfühlen. Der BUND rät, Gras einfach mal stehen zu lassen.

„Wenn der eigene Garten eher einem Golfrasen ähnelt, ist das so nützlich für die Artenvielfalt wie ein gepflasterter Parkplatz. Hier findet weder das Grüne Heupferd noch ein Zitronenfalter einen geeigneten Lebensraum. Naturschutz sollte direkt vor der eigenen Türe beginnen. Es ist ungemein wichtig, dass private Gartenbesitzer*innen etwas für den Erhalt der heimischen Artenvielfalt tun“, weiß Lilith Stelzner, Naturschutzreferentin beim BUND Baden-Württemberg. „Mut zur Unordnung – die mutmaßliche Unordnung ist vielmehr ein gesunder und wertvoller Lebensraum für unsere Tier- und Pflanzenwelt.“

Warum Gras stehen lassen?

Altgrasstreifen sind über das ganze Jahr ein wichtiger Lebensraum. „Nicht nur Heuschrecken fühlen sich im hohen Gras wohl, auch viele weitere Tiere benötigen hohe Wiesen, um sich zurückzuziehen oder auch um sich fortzupflanzen. Untersuchungen zeigen: Hier sind ein Vielfaches der heimischen Tiere anzutreffen. In abgemähten Grünflächen sieht es dagegen düster aus. In Altgrasstreifen blühen auch Pflanzen auf, die durch häufiges Mähen keine Chance hätten“, sagt die BUND-Naturschutzreferentin. Blühende Pflanzen sind über die ganze Saison bis zum Herbst eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen, Schmetterlinge oder auch Schwebfliegen. Nektar- und pollenhaltige Wildkräuter wie Klee, Margeriten, Wiesensalbei, Kriechender Günsel oder Ehrenpreis vertragen keinen häufigen Schnitt.

Anpassung an trockene Monate

Aber auch wer kaum Blumen in der Wiese hat, sollte Kräuter und Gras bis zu ihrer ganzen Größe wachsen lassen. Im Winter bietet das trockene Gras Schutz zur Überwinterung für verschiedene Krabbeltiere und Kleinsäuger. Und auch im Hochsommer ist das Gießen des Rasens bestenfalls dann überflüssig. Durch die hohe Schicht Gras verdunstet weniger Wasser aus dem Boden und Feuchtigkeit kann sich besser halten. Dadurch wird verhindert, dass die Wiese an heißen Tagen verbrennt.

Pflegetipps

Heimgärtner*innen sollten Teile ihrer Wiese ganzjährig wachsen lassen. Bleiben diese wilden Ecken stehen, können sich Tiere von den gemähten Bereichen ins hohe Gras zum Schutz zurückziehen. Im neuen Frühjahr sollte dann aber altes Gras aus diesen Teilen abgenommen werden, damit sich kein dichter Filz bildet. Sonst ist es für das junge Grün schwer auszutreiben. Das alte vertrocknete Gras im Frühjahr einfach ausreißen oder mit einer Sense abmähen. Den Rest des Gartens möglichst nur zweimal im Jahr mähen: Ende Mai und im Herbst. Dann hatten alle Blumen Zeit, Blüten und Samen zu bilden. Damit schützen Gärtner*innen die Blumen in der eigenen Wiese und erhöhen das Nahrungsangebot für Insekten. Solche wilden Inseln sind auch schön anzusehen.

 

Was macht einen naturnahen und ökologischen Garten noch aus?

  • Wilde Ecke, volles Leben: Lassen Sie Wildnis zu und Gräser und Kräuter stehen. Brennnesseln, Salweide und Brombeere z.B. sind Futter für Schmetterlingsraupen, Laub- und Reisighaufen Verstecke für Igel und Co. 
  • Nur heimische Pflanzen: Exotische und stark gezüchtete Pflanzen bieten unseren Tieren kaum Nahrung. Eine Hecke aus verschiedenen heimischen Sträuchern gibt mehr Tierarten Nahrung und Lebensraum als eine Monokultur.
  • Totholz ist lebendig: Absterbendes Holz ist für viele Insekten als Wohnung, Nahrung oder Baumaterial wichtig.
  • Stehen lassen: Abgestorbene Staudenstängel sind gelegentlich innen hohl und kleine Tiere können darin überwintern. Manchmal hängen auch Beeren oder Samen dran, die Vögel im Winter fressen können.
  • Fruchttragende Sträucher: Einheimische Vögel ernähren sich von Holunder, Kornelkirsche oder Pfaffenhütchen. Kirschlorbeer, Thuja oder Bambus bieten ihnen nichts.
  • Gartenteich / Wasserloch: Im Wasser tummelt sich Leben. Sie helfen damit Libellen, Vögeln und Amphibien, Lebensräume, Futter und Trinken zu finden.
  • Wasser anbieten: Grade jetzt im Sommer eine flache Schale Wasser im Garten aufstellen. Vögel, Wespen und andere Insekten können hier ihren Durst löschen. Legen sie einen flachen Stein in die Schale, damit die Insekten auch wieder herauskommen.
  • Heimische Wildblumen und –stauden sind die wichtigste Nahrungsquelle für Bienen, Wildbienen und Schmetterlinge. Bitte nutzen Sie keine Zuchtvarianten
  • Rauf aufs Beet: Der Rasenschnitt kann als Mulch-Material locker auf die Gemüsebeete oder um Beerensträucher gestreut werden. So kommen Wildkräuter nicht hoch und man spart sich das häufige Jäten. Außerdem schützt Mulchen vor dem Austrocknen des Bodens.


Weitere Informationen: 


Kontakt für Rückfragen:

  • Lilith Stelzner, Naturschutz-Referentin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg e. V., lilith.stelzner(at)bund.net, 0711 620306-14

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