Alpenbock

Seinen Namen verdankt der Alpenbock einer falschen Annahme. Denn der Artname "alpina" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "auf den Alpen lebend“. Doch sein Verbreitungsgebiet ist keinensfalls nur auf die Alpen beschränkt. Der Alpenbock lebt im südlichen Mitteleuropa, in West-, Ost- und Südeuropa sowie im Nahen Osten. In Deutschland kommt die Art in den Alpen und in Baden-Württemberg im Bereich der Schwäbischen Alb und im oberen Donautal vor. (Foto: Albrecht Nissler)

Nahaufnahme des blau schillernden Alpenbocks. Der Alpenbock ist stark gefährdet: Im Wirtschaftswald wird das Holz also "geerntet", lange bevor die Käfer sich darin einnisten könnten. Den Käfern fehlt es schlicht an Lebensraum und Nahrung.  (Albrecht Nissler)

Der Alpenbock gehört zu den größten und auffälligsten unserer heimischen Käferarten. Sein Körper ist grau- bis hellblau und ist von einer sehr feinen und dichten Behaarung überzogen. Trotz seiner stattlichen Größe von 15 bis 38 Millimeter kann er fliegen und Strecken von mehreren Hundert Metern zurücklegen. Die Weibchen sind größer als die Männchen. Die Fühler sind lang und schwarzblau geringelt und legen sich wie Antennen nach hinten. Die ungewöhnlich großen und kräftigen Beine machen ihn zu einem guten Kletterer.

Holzfresser und heftige Revierkämpfe

Der Waldkäfer braucht trockenes Totholz. Denn darin entwickelt und ernährt sich der Nachwuchs. Der erwachsene Käfer ernährt sich von Pollen verschiedener Blüten. Er besiedelt vor allem sonnige und lichte Buchenwälder in Hanglage. 

Die erwachsenen Käfer leben nur wenige Wochen. Sie schlüpfen je nach Standort von Juni bis August. In dieser kurzen Zeit suchen die blau-schimmernden Schönlinge ein geeignetes Revier und geben sich heftige Revierkämpfe um die Weibchen. Diese legen nach der Paarung ihre Eier meist einzeln in Borkenrisse absterbender Bäume. Ziemlich lange dauert mit zwei bis vier Jahren die Larvenentwicklung. 

Gefährdung und Schutz 

Die Hälfte der Waldkäfer steht auf der Roten Liste der bedrohten Arten. So auch der Alpenbock. In Deutschland und auch Baden-Württemberg wird er in der Roten Liste gefährdeter Arten unter der Kategorie 2 (stark gefährdet) geführt. In Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen gilt der Alpenbock als ausgestorben oder verschollen.

Der Grund: Fast alle Waldflächen in Baden-Württemberg sind Wirtschaftswälder. Es gibt in Deutschland keine wirklichen Urwälder mehr. Alle Waldflächen wurden zur Holzgewinnung mehr oder weniger stark vom Menschen (um-)gestaltet. Im Wirtschaftswald wird das Holz also "geerntet", lange bevor die Käfer sich darin einnisten könnten. Den Käfern fehlt es schlicht an Lebensraum und Nahrung. Sie gehören zu den FFH-Arten. Die europäische Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie schützt stark gefährdete Tiere und Pflanzen sowie deren Lebensräume. 

Zum Schutz des Käfers sollten absterbende Bäume und Totholz im Wald verbleiben. Lücken im Wald nach Sturmschäden sollten nicht aufgeforstet, sondern der natürlichen Entwicklung überlassen werden. Da der Alpenbock lichte Buchenwälder liebt, sollten Wälder mit diesen Bäumen aufgeforstet werden. In den Regionen, in denen Alpenböcke vorkommen, können Bürger*innen als Nisthilfen Buchenstämme von zwei bis drei Metern Höhe und mindestens 30 Zentimetern Dicke in sonniger Lage aufstellen.

BUND-Forderungen

  • Mehr Urwälder: Mindestens fünf Prozent der Waldfläche sich selbst zu überlassen!
  • Totholz liegen lassen. Es bietet nicht nur dem Alpenbock Schutz und Nistplätze.
  • Der BUND setzt sich für viefältige Waldstrukturen ein mit Lichtungen, mehrstufigen Waldrändern, Laubwälder und Totholz.

Naturbeobachtungs-Tipp

Wer einem Alpenbock begegnen möchte, braucht viel Glück. Der Käfer ist sehr selten geworden und die erwachsenen Käfer leben nur kurz. Sie fliegen nur an wenigen Tagen im Juli und August bei Sonnenschein aus. Wann der Käfer ausfliegt, kann von Jahr zu Jahr erheblich schwanken.

Quellen und Nachweise:

  • Informationen mit Dank von BUND und BFN.

Über das Foto

Nahaufnahme des blau schillernden Alpenbocks.  (Albrecht Nissler)

Ein Foto und seine Geschichte:  

Das Foto des Alpenbock hat Albrecht Nissler geschossen und beim BUND-Fotowettbewerb 2019 eingereicht. Mit dem seltenen blauen Käfer hat Nissler den Sonderpreis für Artenvielfalt gewonnen. Der Fotograf über seinen seltenen Fund: „Im Bereich der Mittleren Schwäbischen Alb kann man diesem Juwel in den Buchenwäldern begegnen, wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort bei entsprechenden Wetterbedingungen unterwegs ist. Ich hatte das Glück, diese Tiere immer wieder vor die Linse zu bekommen, auch bei Paarungsaktivitäten, beim Revierkampf oder bei der Eiablage.“

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