BUND Landesverband
Baden-Württemberg

Coole Outfits ganz ohne Ausbeutung, Klimazerstörung und schlechtes Gewissen

27. September 2021 | BUND Baden-Württemberg (BW), Klimaschutz (BW), Nachhaltigkeit, Suffizienz

Second-Hand Mode ist eine gute Alternative zu klimaschädlicher Fast-Fashion.

Zu sehen sind verschiedene Kleidungstücke in einem Second-Hand Laden Second-Hand Mode schützt das Klima und Arbeiter*innen im globalen Süden.  (Marie-Therese Precht / BUND BW)

Schnelllebige, extrem billige Massenware, die in immer kürzeren Zyklen auf den Markt kommt – das ist Fast-Fashion. Inzwischen ist Mode zum Wegwerfartikel und Shopping zum Freizeitvergnügen geworden. Der Kleiderkonsum im globalen Norden hat sich komplett vom Bedarf entfernt.

Als Folge dessen hat sich die Produktion von Textilien laut dem Bundesumweltministerium seit der Jahrtausendwende von etwa 50 Milliarden auf insgesamt mehr als 100 Milliarden Kleidungsstücke verdoppelt. Gleichzeitig hat sich die Tragezeit halbiert.

Fast-Fashion: schlecht für Natur, Umwelt und Klima

Den hohen Preis für Billigmode zahlen andere: Unser Klima, die Umwelt und Arbeiter*innen im globalen Süden in Ländern wie Bangladesch, China und Kambodscha.

Für jedes neue Kleidungstück werden knappe Ressourcen wie Baumwolle, Erdöl und Wasser verbraucht. Greenpeace zufolge verbraucht die Produktion einer einzigen Jeans rund 7.000 Liter Wasser. Dazu kommen mehr als 6.500 Chemikalien, die die Textilindustrie einsetzt, mit denen die Näher*innen oft ohne ausreichenden Schutz arbeiten müssen. Zu diesen Chemikalien zählen Schwermetalle wie Kupfer, Arsen und Cadmium. Viele davon sind giftig und krebserregend. In den Produktionsländern ist die Textilindustrie inzwischen der zweitgrößte Wasserverbraucher und -verschmutzer. Zudem entfallen laut dem Bundesministerium für Umwelt circa 14 Prozent des weltweiten Insektizid- und circa fünf Prozent des Pestizideinsatzes auf den Textilsektor.

Die Textil-Branche setzt bevorzugt synthetischen Chemiefasern ein. 60 Prozent aller Stoffe enthalten biologisch nicht abbaubare Plastikfasern, die die Umwelt verschmutzen. Das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik hat 2018 errechnet, dass bei der Wäsche von Textilien pro Kopf und Jahr in Deutschland rund 77 Gramm Mikroplastik im Abwasser landen und daraufhin in Gewässern und Meere gelangen.

Die Produktion dieser Kunststoffasern und von Fast-Fashion produziert zudem eine enorme Menge an klimaschädlichen Treibhausgasen. Mit 1,2 Milliarden Tonnen CO2-Ausstoß pro Jahr verursacht die Textilproduktion mehr Treibhausgase als der internationale Flugverkehr und der gesamte Schiffsverkehr.

Ausbeutung: besonders Frauen im globalen Süden betroffen

Die durch die Textilindustrie mitverursachte Klimakrise trifft Menschen im globalen Süden, wo unter menschenunwürdigen Bedingungen unsere Mode produziert wird, am härtesten. Die billige Kleidung wird unter prekären Bedingungen, die an moderne Sklaverei erinnern, in sogenannten Sweatshops produziert.

Besonders Frauen, die oft von männlichen Aufsehern misshandelt und sexuell belästigt werden, leiden unter der Ausbeutung in der Textilindustrie. Sich gegen diese Zustände zu wehren ist gefährlich. Repressionen gegen Gewerkschafter*innen und Arbeitsrechtaktivist*innen stellen ein großes Problem in vielen Produktionsländern dar.

Gewinne ohne Gewissen

Noch ungerechter wird die Situation, wenn man betrachtet, wer vom System Fast-Fashion profitiert: Stefan Persson, Sohn des H&M Gründers und H&M Aufsichtsratsvorsitzender besitzt ein Vermögen von 16 Milliarden US-Dollar und steht momentan laut dem Forbes-Magazin auf Platz 81 der reichsten Menschen weltweit, während die Arbeiter*innen in Bangladesch und anderen Ländern des globalen Südens meist den Mindestlohn von umgerechnet 83 Euro im Monat verdienen.

Persson könnte es sich leisten, allen Textilarbeiter*innen, die für seinen extremen Reichtum verantwortlich sind, ein hohes Gehalt zu zahlen.  Hier muss man die Systemfrage stellen, denn ohne Kapitalismus wäre dieses menschenverachtende System nicht möglich. Aus diesem Grund setzt sich der BUND für ein Lieferkettengesetz ein.

Was können Sie tun, wenn Sie dieses System nicht mehr unterstützen möchten?

Auf Shopping als Freizeitvergnügen und Mode als Form der Selbstentfaltung muss man auf keinen Fall verzichten, wenn man Fast-Fashion nicht mehr unterstützen möchte. Second-Hand Kleidung ist die angesagte Alternative und zudem meist deutlich günstiger als Fair-Fashion, die oft nur von privilegierten Bevölkerungsgruppen bezahlt werden kann.

Die umweltfreundlichste Kleidung ist die, die gar nicht erst hergestellt werden muss und somit keine Ressourcen verschwendet. Zudem ist Second-Hand Kleidung viel individueller als Fast-Fashion, da man nicht wie jede*r andere das gleiche Kleidungsstück von der Stange trägt.

Möglichkeiten um Second-Hand einzukaufen gibt es viele:

  •  In jeder Kleinstadt gibt es Second-Hand und Vintage-Läden mit coolen Einzelstücken. Hier finden Sie eine Übersicht zu Second-Hand Läden in Stuttgart.
  •  Auch auf Flohmärkten finden sich tolle Vintage-Kleidungsstücke, wie zum Beispiel auf dem Flohmarkt am Stuttgarter Karlsplatz, der jeden Samstag stattfindet, oder auf Kleidertauschpartys.
  •  Ganz besonders bequem und einfach ist es außerdem auf Online-Plattformen wie Mädchenflohmarkt, Kleiderkreisel oder Ebay einzukaufen, bei denen Privatpersonen Kleidungsstücke verkaufen, die sie nie oder kaum getragen haben. Das Sortiment ist hier immer aktuell.

Es gibt also mehr als genug Möglichkeiten, um ohne schlechtes Gewissen Kleidung zu konsumieren und dabei gut auszusehen!

Weitere Informationen:

Über den BUND:

In Baden-Württemberg engagiert sich der BUND seit über 55 Jahren für den Erhalt einer lebenswerten Zukunft, für Natur, reine Luft, sauberes Wasser und gesunde Lebensmittel. Der BUND in Baden-Württemberg ist ein demokratischer Mitgliederverband. Über 95.000 Unterstützer*innen ermöglichen das. Die Arbeit seiner über 5.000 ehrenamtlich aktiven Mitglieder ist Herz und Hand des Verbands. Aktuelle Themenschwerpunkte des BUND sind Klimaschutz, Insektenschutz, Biotopvernetzung und Nachhaltigkeit.

Kontakt für Rückfragen:

  • Marie-Therese Precht, Teilnehmerin am Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg e.V., marie-therese.precht(at)bund.net, 0711 / 620 306-18
  • Fritz Mielert, Referent für Umwelt und Energie, BUND Baden-Württemberg, fritz.mielert(at)bund.net, 0711 /620306-16

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