Fischotter

Nach fast 100 Jahren ist der Fischotter wieder zurück in Baden-Württemberg! Er wurde an der oberen Donau bei Donaueschingen gesichtet. Der flinke Schwimmer braucht sauberes Gewässer mit naturnahen flachen Ufern mit Schilf, Uferhöhlen und umgestürzten Bäumen. Dass der Fischotter in den Schwarzwald-Baar-Kreis zurück gekehrt ist, ist ein Erfolg für den Natur- und Gewässerschutz.

Zwei Fischotter auf einem Baumstamm. Der Fischotter gilt als "Leitart" für den Lebensraum Wasser. Dort wo der Fischotter lebt, ist die Natur ökologisch intakt.  (Christoph Bosch)

Wie der Name schon sagt, ernährt sich der Eurasische Fischotter (Lutra lutra) überwiegend von Fisch. Je nach Nahrungs-Angebot frisst er auch Krebse, Wasservögel, Nagetiere, Insekten und Muscheln. Große Beute nimmt er mit an Land und verspeist sie dort. Er ist als „Gesundheitspolizei“ in der Natur unterwegs. Denn er jagt meistens alte oder schwache Fische. Fast wie ein Fisch schießt er in stromlinienförmiger Gestalt durch das Wasser. Seine Haare sind wie ein Reißverschluss mit mikroskopisch kleinen, ineinandergreifenden Keilen und Rillen miteinander verzahnt. Das dichte Fell ist wasserabweisend und wirkt als wärmende Decke.

Lebensweise des nachtaktiven Einzelgängers

Ursprünglich war er den ganzen Tag über unterwegs. Doch durch die jahrhundertelange Verfolgung durch den Menschen ist der Fischotter heute dämmerungs- und nachtaktiv. Wenn er nachts auf Wanderschaft ist, kann er in einem großen Revier bis zu 40 Kilometer zurücklegen. Der Fischotter ist ein Einzelgänger und lebt in einem Revier mit nur wenigen Artgenossen.

Im Februar und März paaren sich der Rüde und die Fähe, so heißen Herr und Frau Fischotter in der Biologie. Zwischen April und Juni bringt die Fähe dann ein bis drei Jungtiere zur Welt. Das Schwimmen erlernen die Jungtiere bereits ab der sechsten Lebenswoche. Mit ihrer Mutter gehen sie bis zu einem Alter von 14 Monaten auf die Jagd und lernen von ihr.

Wo lebt der Fischotter?

Der Fischotter fühlt sich in flachen Flüssen wohl, aber auch in Seen, Bächen und Teichen. Ideal sind zugewachsene Ufer: Umgestürzte und ins Wasser ragende Bäume, Schilf, Steine und Uferhöhlen benötigt er, um zu jagen, sich zu verstecken und auszuruhen. Die Gewässer müssen vor allem eins sein: sauber und fischreich. Er stellt hohe Ansprüche an seinen Lebensraum. Daher gilt: Wo ein Fischotter lebt, gilt der Lebensraum als ökologisch intakt und dort liegen auch ideale Bedingungen für andere Tierarten vor.

Im Uferbereich gräbt sich der Fischotter seinen Bau mit einem Unterwasser-Eingang. Doch eigentlich übernimmt er lieber eine bereits von Bibern oder Nutrias gebaute Höhle. Hier bringt die Fähe die Jungen zur Welt und zieht sie auf. Der Teil der Höhle, in der er schläft und seine Jungen aufzieht, platziert er über der Hochwassergrenze, damit sie immer trocken bleibt.

Der Fischotter in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg galt er die letzten 100 Jahre als ausgerottet. Erfreulicherweise wurde zwischen 2020 und 2022 an der oberen Donau mehrfach ein Fischotter gesichtet; 2021ebenso am Kaiserstuhl. Wissenschaftler vermuten, dass er entweder aus Bayern oder aus der nahe gelegenen Schweiz eingewandert ist.

Gefährdung und Schutzmaßnahmen 

Ursprünglich war der Eurasische Fischotter in ganz Europa zu Hause. Heute kommt er hauptsächlich in West- und Osteuropa vor. In Deutschland gilt er als gefährdet und lebt vor allem in Nordostdeutschland, aber vereinzelt auch in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.

Der Mensch jagte ihn wegen seines warmen Pelzes und weil er ihn als Nahrungs-Konkurrenten ansah. Heute ist der Fischotter in ganz Europa nach der FFH-Richtlinie geschützt. Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union schützt natürliche Lebensräume und dient so dem Erhalt der Artenvielfalt. Die verbesserte Wasserqualität hat zu einer teilweisen Erholung der Fischbestände geführt, wovon der Fischotter profitiert.

Dennoch ist für den flinken Taucher weiterhin vor allem der Mensch gefährlich: Mehr als 80 Prozent aller Otterverluste gehen auf Straßenüberquerungen zurück, wenn die Tiere versuchen, an das andere Flussufer zu gelangen und dabei überfahren werden. Der BUND fordert daher mehr ottertaugliche Brücken und Querungen. Zudem können weniger Pestizide in Gewässern den Lebensraum des Fischotters verbessern.

Naturtipp: Auf der Spur des Fischotters

Der Fischotter ist scheu und flink. Deshalb ist er nur schwer zu beobachten. Seine Spuren sind wegen ihrer Größe und der Schwimmhäute zwischen den Zehen leicht zu erkennen. Da Muscheln auch auf seinem Speiseplan stehen, könnten deren Reste ein Hinweis auf einen Fischotter sein. Doch Vorsicht: Auch Bisamratten und Nutrias fressen Muscheln.

Unnützes Wissen

  • Der Fischotter spielt mit Steinen! Das Spielen unterstützt die motorische Entwicklung. Im höheren Alter verbessert es die kognitive Leistung. 
  • Der Fischotter kann bis zu acht Minuten unter Wasser sein und bis zu 18 Meter tief tauchen!
  • Mit 50.000 bis 80.000 Haaren pro Quadratzentimeter hat der Fischotter das dichteste Fell aller heimischen Säugetiere. Zum Vergleich: Wir Menschen haben pro Quadratzentimeter nur ungefähr 220 Haare. 

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