BUND Landesverband
Baden-Württemberg

Weltkatzentag: Alle Hauskatzenbesitzer*innen können Beitrag zum Wildkatzenschutz leisten

08. August 2022 | Wildkatze, Artenschutz (BW), Wälder, Lebensräume, Naturoasen schützen (BW), Naturschutz, Wanderausstellung (BW), Biotopverbund (BW)

Freilaufende Hauskatzen paaren sich in Baden-Württemberg immer wieder mit seltenen Wildkatzen. Dadurch nehmen die gefährdeten Bestände weiter ab.

Zwei Wildkätzchen im Wald. Zwei Wildkätzchen im Wald.  (Thomas Stephan)

Stuttgart. Anlässlich des Weltkatzentags am 8. August appelliert der BUND Baden-Württemberg an alle Hauskatzenbesitzer*innen, ihre freilaufenden Lieblinge kastrieren bzw. sterilisieren zu lassen – als Beitrag zum Katzen-, Arten- und Wildkatzenschutz.

Hauskatzen sind das beliebteste Haustier der Deutschen: Ganze 16,7 Millionen Stubentiger gibt es hierzulande, in Baden-Württemberg sind es 1,9 Millionen. „Katzen erfreuen ihren Menschen mit ihrer Gesellschaft und betätigen sich auf Höfen zusätzlich als nützliche Mäusejäger. Aber Katzenhalter*innen tragen auch Verantwortung für ihre Katzen“, erklärt Sylvia Pilarsky-Grosch, Landesvorsitzende vom BUND Baden-Württemberg. So können sogenannte Freigängerkatzen eine Bedrohung für die geschützte Europäische Wildkatze darstellen. „Verwilderte Hauskatzen können sich mit Europäischen Wildkatzen verpaaren. Daraus entstehen sogenannte Blendlinge, wie man die Hybride auch nennt. Sie können eine Gefährdung für die Wildkatzenbestände darstellen“, so Sylvia Pilarsky-Grosch weiter. Auf diese Weise gibt es immer weniger Wildkatzen, der Genpool wird durch Hauskatzengene durchmischt, wodurch spezielle Anpassungen an den Lebensraum verloren gehen können.

Viele Hybridkatzen in Baden-Württemberg

Während in den großen Waldgebieten wie in der Eifel, im hessischen Bergland oder Hainich überwiegend noch echte Wildkatzen unterwegs sind, wurden in einigen Gebieten Baden-Württembergs in den letzten Jahren besorgniserregend viele Hybridkatzen genetisch nachgewiesen. Grund dafür könnte sein, dass den Wildkatzen dort keine so ausgedehnten Waldgebiete zur Verfügung stehen und sie deshalb Wohnsiedlungen und damit den Gebieten, in denen sich Hauskatzen aufhalten, sehr nahekommen.

BUND empfiehlt Kastration und Sterilisation

„Diese Problematik im Blick können alle Katzenfreund*innen ganz praktisch zum Arterhalt der Wildkatze beitragen, indem sie ihre Hauskatzen kastrieren oder sterilisieren lassen“, beschreibt die BUND-Wildkatzenbeauftragte Andrea Lehning mit Blick auf den von vielen Expert*innen und Organisationen empfohlenen Eingriff. „Die Kastration beziehungsweise Sterilisation von Freigängerkatzen hilft, die Anzahl der Streunerkatzen zu minimieren und schützt so auch Europäische Wildkatzen vor Hybridisierung.“

Mittlerweile gibt es in 37 Kommunen Baden-Württembergs bereits Katzenschutzverordnungen, in denen die Kastration von Freigängern vorgeschrieben ist. Wo dies nicht der Fall ist, sollten Katzenhalter*innen dies freiwillig tun. Tierschutzvereine leisten hier durch das Einfangen, Kastrieren und wieder Freilassen von verwilderten Hauskatzen einen wichtigen Beitrag zum Wildkatzenschutz.
 

Hintergrund

Wildkatze: Europäische Wildkatzen sind echte Wildtiere und sind laut Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Unsere Hauskatzen stammen nicht von der Wildkatze ab, sondern von der Afrikanischen Falbkatze. Hauskatzen wurden erstmals von den Römern nach Mitteleuropa gebracht.
Wildkatzen unterscheiden sich optisch von Hauskatzen vor allem durch den buschigen Schwanz mit dunkel abgesetzten Ringen und die verwaschene cremefarbene Färbung. Sie sind nicht zähmbar, ausgesprochen scheu, meiden menschliche Siedlungen und leben versteckt und zurückgezogen in unseren Wäldern. Ursprünglich war die Wildkatze in ganz Deutschland heimisch, Schätzungen gehen derzeit von rund 6000 bis 8000 Wildkatzen im gesamten Bundesgebiet aus.
Vor hundert Jahren fast ausgerottet, kommen sie heute wieder in allen Flächenländern außer Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern regional vor. Wildkatzen sind auf vernetzte, naturnahe Laub- und Mischwälder angewiesen und verlassen die schützende Deckung nur ungern. Ihre Hauptbedrohung ist der Straßenverkehr und die Zerstückelung ihrer Lebensräume durch Agrargebiete, Siedlungen und Verkehrswege. Hybridisierung mit Hauskatzen kommt als Bedrohungsfaktor hinzu, hierzu gibt es weiteren Forschungsbedarf.

BUND-Projekt Rettungsnetz Wildkatze beim BUND Baden-Württemberg: Mit seinem Projekt Rettungsnetz Wildkatze errichtet der BUND seit 2007 bundesweit mit vielen Ehrenamtlichen grüne Korridore aus Sträuchern und Bäumen zwischen den Wäldern. So entstehen Wege, die es der Wildkatze und vielen anderen Wildtieren ermöglichen, von A nach B zu wandern und in der offenen Landschaft Deckung zu finden. Barrieren wie Straßen müssen mit Querungshilfen (beispielsweise Grünbrücken) überwindbar gemacht werden, sodass Wildkatzen und andere Wildtiere dort nicht mehr zu Tode kommen.

Im Juni 2016 wurde der erste BUND-Wildkatzenkorridor in Baden-Württemberg zwischen Herrenberg und Nufringen eingeweiht. Der Startschuss zur Errichtung des zweiten Korridors in unserem Bundesland folgte im März 2018 im Landkreis Ludwigsburg. Dabei arbeitet der BUND mit der Forstverwaltung und dem Landschaftserhaltungsverband im Kreis Ludwigsburg zusammen. Das BUND-Ziel in Baden-Württemberg ist es, dass die Wildkatzen wieder sicher aus dem Nordschwarzwald über den Stromberg bis zu den Schwäbisch-Fränkischen Waldbergen wandern können.
 

Pressefotos

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Mehr Informationen

 
Kontakt bei Rückfragen

  • Sylvia Pilarsky-Grosch, Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Landesverband Baden-Württemberg e.V., sylvia.pilarsky-grosch(at)bund.net, 0172 / 83 44 294
  • Andrea Lehning, Wildkatzenexpertin beim BUND Landesverband Baden-Württemberg, andrea.lehning(at)bund.net, (07144) 88 49 53

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