BUND Landesverband
Baden-Württemberg

Staatssekretär Andre Baumann besucht BUND-Projekt „Insektenfreundlicher Friedhof“ in Bad Cannstatt

13. Juli 2022 | Artenschutz (BW), Lebensräume, Schmetterlingsland (BW), Schmetterlinge, Wildbienen, Naturoasen schützen (BW), Umweltbildung (BW), Naturschutz

Der BUND Baden-Württemberg schafft mit Unterstützung der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg wertvolle Flächen für Wildbienen und Schmetterlinge auf dem Hauptfriedhof in Stuttgart

Lilith Stelzner stellt die Maßnahmen an einem Mustergrab vor Naturschutzreferentin Lilith Stelzner stellt die Maßnahmen am Hauptfriedhof in Stuttgart vor.  (Laura Buschhaus / BUND BW)

Stuttgart. Auf den Friedhöfen im Land sollen künftig Bienen, Schmetterlinge und heimische Pflanzen neue Lebensräume finden: Der BUND Baden-Württemberg engagiert sich seit 2021 mit einem Pilotprojekt für den Schutz von Insekten auf ausgewählten Friedhöfen in Baden-Württemberg. Das Projekt „Insektenfreundlicher Friedhof – Artenschutz durch naturnahe Pflege am Beispiel der Wildbienen und Schmetterlinge“ zeigt auf dem Hauptfriedhof in Stuttgart, dem Friedhof Handschuhsheim in Heidelberg, dem Waldfriedhof in Singen (Hohentwiel) und dem Stadtfriedhof in Biberach an der Riß, wie es gelingen kann, in den Städten wieder Platz für die Natur mit passenden Lebensräumen für Pflanzen und Tiere zu schaffen. 

Über die Maßnahmen auf dem Hauptfriedhof in Stuttgart-Bad Cannstatt hat sich Umweltstaatssekretär Andre Baumann heute (13.07.) informiert und sich die Fortschritte angesehen. Das Projekt wird von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg aus Erträgen der Glücksspirale mit 145.000 Euro gefördert, der Eigenanteil des BUND beträgt 97.891 Euro. Das Projekt endet am 31. März 2024.

Lebensräume für Tier und Pflanzen auch in urbanen Räumen schaffen

„Der Verlust der biologischen Vielfalt ist neben dem Klimawandel die größte Menschheitsaufgabe unserer Zeit“, sagte Umweltstaatssekretär Andre Baumann in Bad Cannstatt. Er sei längst nicht gestoppt. „Das Artensterben ist nach wie vor traurige Realität, es ist deshalb Zeit zu handeln. Um die Vielfalt von Insekten zu fördern, ist es wichtig, deren Lebensraum und Nahrungsgrundlage zu verbessern. Wir machen uns deshalb gemeinsam auf den Weg, um auch das Potenzial in den Städten zu nutzen. So bieten Friedhöfe bei naturnaher Gestaltung wertvolle Lebensräume für Tiere und Pflanzen.“ 

Baumann lobte das Engagement des BUND Baden-Württemberg: „Die biologische Vielfalt braucht Akteure und Projekte wie das hier, um auch die Natur zurück in die urbanen Räume zu bringen. Nur so herrscht Leben zum Beispiel durch das Summen der Wildbienen oder das Flattern der Schmetterlinge auf den Friedhöfen.“ Das langfristige Ziel des Projekts sei, dass Friedhofsverwaltungen in ganz Baden-Württemberg vorhandene Freiflächen ökologisch aufwerten, pflegen und dabei vermehrt heimische Pflanzen verwenden. 

Die naturnahe Umgestaltung steigert auch Lebensqualität der Menschen

Mit Projekten wie „Insektenfreundlicher Friedhof“ setzt sich der BUND Baden-Württemberg für die Stadtnatur ein. Der Umwelt- und Naturschutzverband erprobt Maßnahmen und bietet Lösungen, wie Friedhöfe zu attraktiven nahrungsreichen Naturoasen für Schmetterlinge und Wildbienen werden können. „Das Insektensterben rast voran. Um dieses auszubremsen, genügt es nicht mehr, die Lebensräume von Schmetterlingen und Wildbienen in ländlichen Gebieten zu schützen. Gerade Grünflächen in der Stadt wie Parks, Gärten oder Grünstreifen können helfen, dieses Sterben aufzuhalten. Die Chancen gegen das Insektensterben, die uns Städte bieten, müssen wir nutzen“, sagte die BUND-Landesvorsitzende Sylvia Pilarsky-Grosch. 

Eine intakte Stadtnatur komme nicht nur den Insekten zugute, sondern letztlich auch uns Menschen. „Sie steigert die Lebensqualität und macht Natur erlebbar“, fügte Pilarsky-Grosch hinzu. 

Karola Ortmann, Abteilungsleiterin Friedhöfe bei der Stadt Stuttgart, hob hervor, dass sich „zahlreiche Friedhöfe in Stuttgart in den vergangenen Jahren zu Artenschutz-Oasen entwickelt haben. Aufgrund ihrer Ruhe und Abgeschiedenheit, finden hier seltene Tier- und Pflanzenarten einen Rückzugsort. Auf freien Flächen kann damit gezielt Natur- und Klimaschutz betrieben werden." 

Anlässlich der Kick-Off-Veranstaltung besichtigten Baumann und Pilarsky-Gosch drei Flächen, sie halfen dabei mit, gegenüber der Feierhalle in Bad Cannstatt vier insektenfreundliche Mustergräber im Grabmusterfeld anzulegen. Insgesamt sind im Jahr 2022 sechs Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung von Freiflächen auf dem Hauptfriedhof in Stuttgart vorgesehen. 

Ergänzende Informationen

Der 1918 eröffnete Hauptfriedhof in Stuttgart-Bad Cannstatt stellt mit seiner heutigen Größe von 29,6 Hektar den flächenmäßig größten „Modellfriedhof“ im Projekt dar. Als zweitgrößter Friedhof in Stuttgart mit 15.000 Grabstellen zeichnet er sich durch einen großen alten Baumbestand aus. 

„Ein Ort der Erinnerung und des Lebens“ ist die erste Maßnahme, die in Bad-Cannstatt umgesetzt wird. Diese sollen den Besucherinnen und Besuchern zeigen, wie Gräber naturnah, insektenfreundlich und dauerhaft gestaltet werden können. „Insektenfreundliche Anpflanzung im Staudenbeet“ und „Insektenfreundliche Dauerbepflanzung im quadratisch-praktischen Format“ sind die Maßnahmen zwei und drei. Des Weiteren ist für den Herbst 2022 die Einsaat artenreicher Wiesenflächen geplant. Auf diesen werden Nisthabitate für Wildbienen ergänzt.

 

Weitere Informationen:

Kontakt für Rückfragen: 

  • Lilith Stelzner, Naturschutzreferentin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg e. V., lilith.stelzner(at)bund.net, 0711 – 620306-14

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