Ein alter Friedhofstein in mitten einer Wiese.

Projekt: Insektenfreundlicher Friedhof

Wir leben im Zeitalter ungebremsten Artensterbens. In den kommenden Jahrzehnten könnten laut Weltbiodiversitätsrat eine Million Tier- und Pflanzenarten verschwinden. Das Artensterben findet auch direkt vor unserer Haustüre statt. Aktuelle Studien zeigen: Es gibt 75 Prozent weniger Fluginsekten als noch vor 30 Jahren. Mit Unterstützung der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg hat der BUND mit seinem Projekt von 2021 bis Mai 2024 auf ungenutzten Friedhofsflächen wertvolle Lebensräume mitten im urbanen Raum geschaffen. (Foto: Ruth Paschka)

Flächenverbrauch, Monokulturen oder Pestizideinsatz in der Landwirtschaft lassen Lebensräume schwinden. Siedlungsgebiete können stattdessen zu wertvollen Ersatzlebensräumen werden. Urbane Grünflächen wie Parks, Gärten oder Friedhöfe können sich zu attraktiven nahrungsreichen Oasen und Lebensräumen für Insekten wandeln, wenn sie naturnah und mit heimischen Blütenpflanzen angelegt werden. Alte Friedhöfe mit altem Baumbestand, artenreichen Blumenwiesen, Stauden und Gehölzen sind besonders wertvoll. Denn sie bieten ganz unterschiedlichen Tierarten Nahrung, Verstecke und Rückzugsorte. So findet man schon jetzt eine große und wertvolle Artenvielfalt auf Friedhöfen.


Friedhöfe: Chancen für den Artenschutz

Hinzukommt, dass sich in den letzten Jahrzehnten die Bestattungskultur gewandelt hat. Die Nachfrage nach traditionellen Gräbern nimmt mehr und mehr ab. Gefragt sind naturnahe Gräber oder Urnenbestattungen. Viele ungenutzte Freiflächen, die Kommunen kostenintensiv pflegen und verwalten müssen, sind die Folge. Dabei könnten sie zu Artenschutz-Oasen werden.

Ein alter Friedhofstein in mitten einer Wiese. Blausterne schimmern über die Wiesen vieler Parks und Gärten. Die Blütenteppiche sind nicht nur schön, sondern auch nützlich. Da sie im März und April blühen, bieten sie schon früh im Jahr Nektar und Pollen für Insekten.  (Ruth Paschka)

BUND-Projekt: Insektenfreundlicher Friedhof

Mit Unterstützung der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg hat der BUND mit seinem Projekt auf den ungenutzten Friedhofsflächen wertvolle Lebensräume mitten im urbanen Raum geschaffen. Dabei erprobte der Naturschutzverband auf vier Modell-Friedhöfen in Baden-Württemberg Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung von Flächen. Im Fokus standen sowohl die größeren Wildbienen wie die Hummeln, aber auch die kleineren Sand- und Mauerbienen oder Schmetterlinge wie Tagpfauenauge, Schwalbenschwanz und Kleiner Fuchs. Denn über die Hälfte der 460 Wildbienen- und 80 Prozent der Tagfalterarten sind im Südwesten gefährdet.

Die umgesetzten Maßnahmen wie z.B. die Anlage von Mustergräbern mit heimischer Bepflanzung können hier betrachtet werden.

Was der BUND mit dem Projekt erreicht hat:

  • Lebensraumbedingungen für Wildbienen und Schmetterlinge auf vier Friedhöfen zu verbessern!
  • Wildbienen- und Schmetterlingsarten auf den teilnehmenden Friedhöfen zu erfassen!
  • Die Friedhofsverwaltungen und die Bevölkerung für das Thema Biodiversität zu sensibilisieren und Wissen zu vermitteln!
  • Friedhofsbesucher*innen zu motivieren, sich auf eigenen zu pflegenden Grabflächen und in privaten Gärten für Artenvielfalt einzusetzen.

Die Projekt-Ergebnisse sollen Friedhofträgern, Kommunen, Gärtnereien oder Kirchen als Blaupause dienen. Aus den Erfahrungen und Ergebnissen erarbeiteten der BUND und die teilnehmenden Friedhöfe Pflegepläne und Pflegekonzepte, die die Lebensbedingungen für Wildbienen und Schmetterlinge auf den Friedhöfen verbessern. Außerdem steht eine Broschüre mit Praxistipps zur Verfügung.

Mehr Stadtnatur mit insektenfreundlichen Friedhöfen

Projekt-Schritte

  • 2021: Im Frühjahr startete der BUND Baden-Württemberg die Ausschreibung. Es konnten sich Friedhöfe im ganzen Land bewerben. Aus den eingereichten Vorschlägen wählte der Verband die vier Teilnehmer aus: Hauptfriedhof in Stuttgart, Stadtfriedhof in Biberach an der Riß, Friedhof Handschuhsheim in Heidelberg und Waldfriedhof in Singen (Hohentwiel).
  • 2022: Auf den ausgewählten Friedhöfen erfassten Artenkartierer*innen die Wildbienen- und Schmetterlingsarten. Den Arten entsprechend erarbeitete der BUND Maßnahmen. Friedhofgärtner*innen und BUND-Aktive begannen mit der Umsetzung.
  • 2023: Die Umsetzung, Pflege und Weiterentwicklung der Maßnahmen nahm die meiste Zeit in Anspruch. Außerdem wurden Exkursionen für die Öffentlichkeit und Schulungen für Gärtner*innen angeboten.
  • Bis Mai 2024: Die Ergebnisse und Erfahrungen, die im Projekt gewonnen wurden, wurden zusammengefasst und in einer umfangreichen Broschüre dargestellt. Außerdem wurden die umgesetzten Maßnahmen beschildert und die Pflegekonzepte sowie die Verantwortung für die Flächen an die Friedhofsverwaltungen übergeben.

 

Globaler Klimastreik

Komm mit!

Ansprechpartnerin Naturschutz

Miriam Plappert, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Miriam Plappert

Naturschutzreferentin
E-Mail schreiben Tel.: 0711 620306-14

Maßnahmen im Überblick

Insektenfreundlicher Friedhof Insektenfreundlicher Friedhof  (Ruth Paschka)

Friedhöfe insektenfreundlich gestalten

Das Projekt wurde von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg aus Erträgen der Glücksspirale gefördert.

BUND-Bestellkorb