BUND Landesverband
Baden-Württemberg

Projekt: Insektenfreundlicher Friedhof

Wir leben im Zeitalter ungebremsten Artensterbens. In den kommenden Jahrzehnten könnten laut Weltbiodiversitätsrat eine Million Tier- und Pflanzenarten verschwinden. Das Artensterben findet auch direkt vor unserer Haustüre statt. Aktuelle Studien zeigen: Es gibt 75 Prozent weniger Fluginsekten als noch vor 30 Jahren. Mit Unterstützung der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg schafft der BUND mit seinem Projekt auf den ungenutzten Friedhofsflächen wertvolle Lebensräume mitten im urbanen Raum. (Foto: Ruth Paschka)

Flächenverbrauch, Monokulturen oder Pestizideinsatz in der Landwirtschaft lassen Lebensräume schwinden. Siedlungsgebiete können stattdessen zu wertvollen Ersatzlebensräumen werden. Urbane Grünflächen wie Parks, Gärten oder Friedhöfe können sich zu attraktiven nahrungsreichen Oasen und Lebensräumen für Insekten wandeln, wenn sie naturnah und mit heimischen Blütenpflanzen angelegt werden. Alte Friedhöfe mit altem Baumbestand, artenreichen Blumenwiesen, Stauden und Gehölzen sind besonders wertvoll. Denn sie bieten ganz unterschiedlichen Tierarten Nahrung, Verstecke und Rückzugsorte. So findet man schon jetzt eine große und wertvolle Artenvielfalt auf Friedhöfen.


Friedhöfe: Chancen für den Artenschutz

Hinzukommt, dass sich in den letzten Jahrzehnten die Bestattungskultur gewandelt hat. Die Nachfrage nach traditionellen Gräbern nimmt mehr und mehr ab. Gefragt sind naturnahe Gräber oder Urnenbestattungen. Viele ungenutzte Freiflächen, die Kommunen kostenintensiv pflegen und verwalten müssen, sind die Folge. Dabei könnten sie zu Artenschutz-Oasen werden.

Ein alter Friedhofstein in mitten einer Wiese. Blausterne schimmern über die Wiesen vieler Parks und Gärten. Die Blütenteppiche sind nicht nur schön, sondern auch nützlich. Da sie im März und April blühen, bieten sie schon früh im Jahr Nektar und Pollen für Insekten.  (Ruth Paschka)

BUND-Projekt: Insektenfreundlicher Friedhof

Mit Unterstützung der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg schafft der BUND mit seinem Projekt auf den ungenutzten Friedhofsflächen wertvolle Lebensräume mitten im urbanen Raum. Dabei erprobt der Naturschutzverband auf vier Modell-Friedhöfen in Baden-Württemberg Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung von Flächen. Im Fokus stehen sowohl die größeren Wildbienen wie die Hummeln, aber auch die kleineren Sand- und Mauerbienen oder Schmetterlinge wie Tagpfauenauge, Schwalbenschwanz und Kleiner Fuchs. Denn über die Hälfte der 460 Wildbienen- und 80 Prozent der Tagfalterarten sind im Südwesten gefährdet.

Geeignete Maßnahmen können zum Beispiel die Anpassung der Pflege von Grünflächen, die Anlage von Streuobstwiesen und Heckenstrukturen oder auch sonstigen Strukturen wie Stein-, Totholzhaufen und Sandarien sein.

Was der BUND mit dem Projekt erreichen will:

  • Lebensraumbedingungen für Wildbienen und Schmetterlinge auf Friedhöfen und in der Stadt verbessern.
  • Wildbienen- und Schmetterlingsarten auf den teilnehmenden Friedhöfen erfassen und entsprechende Maßnahmen-Kataloge entwickeln.
  • Die biologische Vielfalt in der Stadt erhöhen.
  • Die Bevölkerung für das Thema Biodiversität sensibilisieren und Wissen vermitteln.
  • Menschen motivieren, sich auf eigenen zu pflegenden Grabflächen und in privaten Gärten für Artenvielfalt einzusetzen.

Die Projekt-Ergebnisse sollen Friedhofträgern, Kommunen, Gärtnereien oder Kirchen als Blaupause dienen. Aus den Erfahrungen und Ergebnissen erarbeiten der BUND und die teilnehmenden Friedhöfe Pflegepläne und Pflegekonzepte, die die Lebensbedingungen für Wildbienen und Schmetterlinge in urbanen Gebieten verbessern.

Mehr Stadtnatur mit insektenfreundlichen Friedhöfen

Projekt-Schritte

  • 2021: Im Frühjahr startete der BUND Baden-Württemberg die Ausschreibung. Es konnten sich Friedhöfe im ganzen Land bewerben. Aus den eingereichten Vorschlägen wählte der Verband die vier Teilnehmer aus: Hauptfriedhof in Stuttgart, Stadtfriedhof in Biberach an der Riß, Friedhof Handschuhsheim in Heidelberg und Waldfriedhof in Singen (Hohentwiel).
  • 2022: Auf den ausgewählten Friedhöfen erfassen Artenkartierer*innen die Wildbienen- und Schmetterlingsarten. Den Arten entsprechend erarbeitet der BUND Maßnahmen. Friedhofgärtner*innen und BUND-Aktive beginnen mit der Umsetzung.
  • 2023 : Umsetzung und Weiterentwicklung der Maßnahmen und Erstellung von beispielhaften Bewirtschaftungsplänen als Vorbild für andere Kommunen, Friedhofsträger*innen oder Gärtnereien.
  • Bis Mai 2024: Zusammenfassung der Ergebnisse und Erfahrungen, die im Projekt gewonnen wurden. Diese werden im Anschluss der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, beispielsweise im Rahmen einer umfangreichen Informationsbroschüre.

Die Laufzeit des Projekts „Insektenfreundlicher Friedhof“ ist von April 2021 bis Mai 2024.

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Ansprechpartner Insektenfreundlicher Friedhof

Thorsten Götz, BUND Projektkoordinator Insektenfreundlicher Friedhof

Thorsten Götz

Projektkoordinator
E-Mail schreiben Tel.: 0711 620306-28

Modell-Friedhöfe

Ein Apotherkergrab mit Heilpflanzen wie der Wilden Möhre.  (BUND Niedersachsen)

Alle Informationen zu den teilnehmenden Friedhöfen.

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Maßnahmen im Überblick

Insektenfreundlicher Friedhof Insektenfreundlicher Friedhof  (Ruth Paschka)

Friedhöfe insektenfreundlich gestalten

 (BUND BW)

Das Projekt wird von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg aus Erträgen der Glücksspirale gefördert.

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