++ Gemeinsame Pressemitteilung von BUND Baden-Württemberg, Ökostation Freiburg und Umweltschutzamt Freiburg ++
Derzeit werden im Rahmen des Projekts „220 Amphibiengewässer“ zahlreiche Gewässer in ganz Baden-Württemberg saniert. Wie vor Ort wieder Lebensräume für die bedrohten Tiere entstehen können, zeigte der BUND Baden-Württemberg heute gemeinsam mit den Partner*innen vor Ort in der Ökostation in Freiburg.
Freiburg. Der BUND Baden-Württemberg gab heute, Montag, den 23. Oktober 2023, gemeinsam mit Partner*innen und Unterstützer*innen, Einblicke in die konkrete Umsetzung und die Fortschritte im landesweiten Projekt „220 Amphibiengewässer – ein Feuerwehrprogramm für Amphibien in Baden-Württemberg“ auf dem Gelände der Ökostation in Freiburg. Dr. Harald Schaich, Abteilungsleiter Naturschutz, und Marisa Molinari vom Umweltschutzamt Freiburg, Ina Aufderheide von der Ökostation Freiburg sowie Naturschutzreferentin Lilith Stelzner und Projektleiterin Sarah Christmann vom BUND Baden-Württemberg stellten dabei eines der insgesamt fünf Gewässer vor, die in Freiburg im Zuge des Projekts saniert werden. Landesweit sollen im Projekt insgesamt 220 Gewässer so instandgesetzt werden, dass diese für Amphibien wieder zum Laichen geeignet sind.
Freiburg aktiv für den Artenschutz
„Der Bestand unserer heimischen Amphibienarten ist in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen - heute stehen bereits 11 von 19 Amphibienarten auf der Roten Liste. Aber auch die Zahlen der Allerweltsarten wie Grasfrosch und Erdkröte gehen massiv zurück. Die Ursachen sind komplex; eine Hauptrolle spielt aber der Lebensraumverlust. Deswegen ist es für den Artenschutz notwendig, dass wir uns über unseren städtischen Aktionsplan Biodiversität hinaus auch in solchen Förderprogrammen des Landes für den Erhalt und die Wiederherstellung von Lebensräumen einsetzen“, sagt Dr. Harald Schaich, Abteilungsleiter Naturschutz im Umweltschutzamt Freiburg.
„Eine Ursache des Rückgangs der heimischen Amphibien ist unter anderem der fortschreitende Verlust geeigneter Laichgewässer aufgrund von fehlender Pflege oder zunehmender Trockenheit“, weist auch Sarah Christmann, Projektleitern beim BUND Baden-Württemberg, auf die Notwendigkeit der Maßnahmen hin. Umso wichtiger ist es also, bestehende Gewässer wiederherzustellen und nachhaltig zu pflegen. Dabei spielt der urbane Raum eine zentrale Rolle: Auch Städte haben wertvolle Amphibiengewässer, die es zu schützen gilt.
Freiburg beteiligt sich als einer der 44 Land- und Stadtkreise in Baden-Württemberg aktiv am Projekt „220 Amphibiengewässer“. Nur wenn landesweite Lebensräume wiederhergestellt und in einem Biotopverbund vernetzt werden, kann auch der Erhalt der gefährdeten Amphibienfauna gelingen. Dazu braucht es die Zusammenarbeit von amtlichem und ehrenamtlichem Naturschutz sowie die Kooperation zwischen Naturschutz, Landnutzer*innen und Umweltbildungseinrichtungen. Das sanierte Amphibiengewässer in Freiburg zeigt, wie schnell den Tieren geholfen werden kann, wenn diese Zusammenarbeit stattfindet.
Umweltbildung und Amphibienschutz
Vor der Sanierung war das künstlich angelegte Gewässer im Garten der Ökostation verschlammt, zugewachsen und beschattet. Es drohte, seine Funktion als Laichgewässer für Amphibien, wie zum Beispiel Molche, zu verlieren. Deswegen wurden im Oktober 2023 zunächst Gehölze entfernt und zurückgeschnitten. Dann wurde das Gewässer von Schlamm befreit. Das hilft vor allem den bereits vorkommenden Bergmolchen und Grünfröschen, aber auch der Grasfrosch könnte sich damit eigenständig etablieren. „Die Ökostation Freiburg beteiligt sich am Projekt „220 Amphibiengewässer“ aber nicht allein, um praktischen Amphibienschutz zu betreiben, sondern auch um Kinder und interessierte Bürger*innen für das Thema Artenschutz zu sensibilisieren und für Amphibien zu begeistern“, so Ina Aufderheide, Projektleiterin Biodiversität der Ökostation. „Die Ökostation wird zum Beispiel häufig von Schulklassen besucht, mit denen wir uns den Lebensraum Teich näher anschauen. So lernen die Kinder Neues über heimische Arten und das Bewusstsein für Umweltthemen wird gestärkt“.
Gemeinsames Projekt „220 Amphibiengewässer“ koordiniert vom BUND
„Ich freue mich, dass es neben der vorbildhaften Umsetzung hier in Freiburg noch weitere Landkreise gibt, die sich aktiv einbringen. Unser Ziel, 220 Gewässer in nur zwei Jahren wiederherzustellen, ist aber noch nicht erreicht und weitere Unterstützer*innen willkommen“, erklärt Projektleiterin Sarah Christmann. Im Fokus der Sanierungen stehen vor allem Erdkröte und Grasfrosch. So soll den besorgniserregenden Bestandseinbrüchen der letzten Jahre dieser im Land noch weiter verbreiteten Arten entgegengewirkt werden. Das Projekt wird durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg gefördert und vom BUND Baden-Württemberg in Kooperation mit dem ABS und dem NABU koordiniert. Aktive aller Naturschutzverbände haben die sanierungsbedürftigen Flächen gemeldet und unterstützen die Maßnahmenumsetzungen vor Ort. 33 Gewässer wurden in Baden-Württemberg bereits wiederhergestellt. „Mit den Gewässersanierungen allein ist es jedoch nicht getan. Ein landesweites Amphibienschutzprogramm, das dem Projekt nachfolgen wird, soll die notwendigen Rahmenbedingungen für einen dauerhaften Amphibienschutz in Baden-Württemberg gewährleisten“, betont Sarah Christmann.
Hintergrund: BUND-Projekt „220 Amphibiengewässer"
Das massive Artensterben geht leider auch an den 19 Amphibienarten in Baden-Württemberg nicht vorbei. Von Bestandsrückgängen sind inzwischen sogar (ehemals) häufige Arten wie Erdkröte und Grasfrosch betroffen. Die Zahl der Grasfrösche in Baden-Württemberg ist in den letzten 60-70 Jahren Annahmen zufolge um über 95 Prozent gesunken. Eine Ursache des dramatischen Rückgangs ist unter anderem der fortschreitende Verlust geeigneter Laichgewässer. Alle heimischen Arten mit Ausnahme des Alpensalamanders sind für ihre Fortpflanzung auf Gewässer angewiesen. Außerdem spielen der fehlende Biotopverbund und der Verlust von Landlebensräumen eine Rolle für den Rückgang der Arten. Weitere Einflussfaktoren sind beispielsweise die Nahrungsknappheit durch das Insektensterben, der Einsatz von Pestiziden oder der zunehmende Straßenverkehr. Mithilfe der Sanierung von 220 Amphibiengewässern will der BUND Baden-Württemberg in Kooperation mit ABS und NABU und dank der Förderung des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft dem Rückgang gegenwirken. Der überwiegende Teil der 44 baden-württembergischen Land- und Stadtkreise unterstützt das Vorhaben aktiv und tatkräftig. Unterstützung kommt sowohl aus dem haupt- wie auch ehrenamtlichen Amphibienschutz.
Das Projekt in Kürze:
- Vollständiger Projekttitel: „220 Amphibiengewässer – ein Feuerwehrprogramm für Amphibien in Baden-Württemberg “
- Projektlaufzeit: Juli 2022 bis Juni 2024
- Förderung: Gefördert durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft
- Projektbeteiligte: BUND Landesverband Baden-Württemberg, Amphibien/Reptilien-Biotopschutz (ABS) Baden-Württemberg, NABU Landesverband Baden-Württemberg
- Unterstützer*innen: Landschaftserhaltungsverbände, untere Naturschutzbehörden, untere Forstbehörden, Forst BW, Gemeindeverwaltungen, Stadtverwaltungen, ehrenamtliche Amphibienschützer*innen, Regierungspräsidien, ggf. weitere Zuständige und Beteiligte
- Projektseite: www.bund-bawue.de/amphibienprojekt
- Überblick über die bereits sanierten Gewässer: https://www.bund-bawue.de/tiere-pflanzen/artenschutz/amphibienprojekt/amphibiengewaesser-uebersicht-der-sanierungen/
Fotos:
Fotos des Termins können für redaktionelle Zwecke mit Angabe des*der Fotoautoren*in im Zusammenhang mit der Berichterstattung zum Projekt honorarfrei verwendet und hier herunterladen werden: https://cloud.bund.net/index.php/s/QE8XcmEQsHAgXTr
Kontakt für Rückfragen:
- Sarah Christmann, Projektleiterin „220 Amphibiengewässer“, BUND Baden-Württemberg, sarah.christmann(at)bund.net, 0711 620306-24, mobil: 0152-56793051
- Ramona Fritz, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, BUND Baden-Württemberg, ramona.fritz(at)bund.net, 0711 620306-17