Artenvielfalt im Wald

Auen-Bruchwälder am Rhein, Hang- und Schluchtwälder auf der Schwäbischen Alb und Bergwälder im Hochschwarzwald - dank der abwechslungsreichen Landschaftsformen gibt es in Baden-Württemberg sehr vielfältige Waldtypen. Tausende Tier-, Pflanzen- und Pilzarten leben hier.

Totholz in dicht bewachsenen Wald Tote und absterbende Bäume bieten vielen Tierarten wie Schwarzspecht, Hirschkäfer oder Alpenbock, Fledermäuse und Bilche Schutz und Nahrung.  (c__ohenze / fotolia.com)

Auf die Bewirtschaftung kommt es an

Fast alle Waldflächen in Baden-Württemberg sind durch eine durchgetaktete Forstwirtschaft gekennzeichnet. Es gibt es keine wirklichen Urwälder mehr - alle Waldflächen wurden zur Holzgewinnung mehr oder weniger stark vom Menschen (um-)gestaltet. Für die Forstwirtschaft stehen Holzertrag und Profite im Vordergrund und der Artenschutz bleibt oft auf der Strecke. Kleinräumige Lebensraumstrukturen, die für die Artenvielfalt sehr wichtig sind, fehlen häufig. Zusätzlich verdichten die immer größeren Erntemaschinen die Waldböden so stark, dass sie über Jahrzehnte für Wurzeln und bodenlebende Tiere undurchlässig bleiben. 

In naturnahen Wäldern hingegen bleiben tote und absterbende Bäume stehen, in denen viele Tierarten wie Schwarzspecht, Hirschkäfer oder Alpenbock, Fledermäuse  und Bilche Schutz und Nahrung finden. In Baden-Württembergs Wäldern gibt es dank seines Alt- und Totholzkonzeptes im bundesweiten Vergleich mehr abgestorbene Gehölze. Langfristig wird das Totholz durch Tiere, Pilze und Mikroorganismen in Humus umgewandelt. Böden mit viel Humus können Wasser und Nährstoffe besser speichern als ausgelaugte Böden, wodurch der Wald nicht so anfällig gegen Dürreperioden ist. Gleichzeitig spielen humusreiche Böden eine wichtige Rolle für die Artenvielfalt, da sie Lebensräume und Nahrungsgrundlage für viele Kleintiere und Pilze bieten. Dass Artenschutz auch in naturnah bewirtschafteten Wäldern funktionieren kann, hat der BUND in seinem Weißbuch Wald für Baden-Württemberg aufgezeigt.

 

Stürme und Borkenkäfer: „Störungen“ als Chance 

Immer wieder verändern natürliche Störungen wie beispielsweise Stürme oder Insektenfraß durch Borkenkäfer den Wald. Was für die Holzwirtschaft Ertragseinbußen bedeutet, ist für den Artenschutz eine gute Chance. So entstehen neue Strukturen im Wald. Dazu gehören Lichtungen für wärme- und lichtliebende Arten, die im dichten Hochwald wenig Chance zum Aufwuchs haben. Langfristig entsteht also durch solche „Störungen“ ein sich stets wandelndes Mosaik mit unterschiedlichen Waldstrukturen. Das nutzt der Artenvielfalt. Denn manche Arten brauchen einen hellen, offenen Wald mit Lichtbaumarten und einer gut ausgebildeten Krautschicht, manche wiederum einen dichten Niederwald, der zahlreiche Verstecke bietet.

 

Waldränder: Hotspots der Artenvielfalt

Ein strukturreicher Waldrand mit Kräutern, Büschen, Sträuchern bis hin zu großen und kleinen Bäumen ist ein besonders attraktiver Lebensraum. Viele Tiere wie Fledermäuse, Schlingnatter, Zauneidechse oder Wildbienen sind auf strukturreiche Waldränder angewiesen. Doch die sind leider geworden und zählen mittlerweile zu den geschützten Biotopen. Oft hört der Wald plötzlich am Ackerrand auf und wertvolle Strukturen des Waldübergangs fehlen.

Leben im Wald

Unsere Wälder beherbergen Tausende Tier-, Pflanzen- und Pilzarten. Die Bildergalerie bietet einen kleinen Einblick in die Artenvielfalt im Wald.

Raritäten aus Baden-Württemberg

Einige Tier- und Pflanzenarten gibt es weltweit nur in Baden-Württembergs Wäldern. Der badische Riesenregenwurm (Lumbricus badensis) bewohnt beispielsweise ausschließlich ein kleines Gebiet im Südschwarzwald. Er kann bis zu 60 Zentimeter lang und 20 Jahre alt werden und ist die größte Art seiner Gattung in Europa. Außerdem leben in Baden-Württembergs Wäldern Arten, die europaweit bedroht oder selten geworden sind, wie Wildkatze, Luchs, Rotmilan, Gelbbauchunke oder das Weiße Waldvöglein.

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Klimakrise bedeutet Waldkrise

Mehrere vertrocknete Bäume stehen nebeneinander auf einem Hügel  (Marcel Heinzmann / Adobe Stock)

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