BUND Landesverband
Baden-Württemberg

SOS Eichhörnchen

15. März 2024 | Artenschutz (BW), Streuobst (BW)

Wenn junge Eichhörnchen ihre Mutter oder ihr Nest verlieren, brauchen sie Hilfe. Der BUND Baden-Württemberg gibt Tipps, wie man sich dann richtig verhält.

Ein Eichhörnchenbaby liegt geschützt in einer menschlichen Hand. Verliert ein Eichhörnchen seine Mutter, braucht es Hilfe. Erste Hilfemaßnahmen sind: Wärme und Schutz.  (Vicky / photocase.de)

Egal ob Alleen, Gärten, Friedhöfe oder Parks – Eichhörnchen haben unsere Städte erobert. Die putzigen Nager gehören zu den beliebtesten Wildtieren. Sie sind schwindelfreie Kletterer, fleißige Nusssammler und sehr anpassungsfähig. Von März bis August kommen die Jungen zur Welt. Ein verwaistes Jungtier ohne Mutter braucht meist tatsächlich Hilfe und sucht diese auch bei Menschen.

Denn junge Eichhörnchen in Not legen ihre Scheu vor Menschen ab und lassen sich leicht einfangen.  Es kann sogar sein, dass die Kleinen in ihrer Verzweiflung Menschen hinterherrennen oder ihnen die Hosenbeine hochklettern. „Lassen Sie sich nicht verunsichern: Sie dürfen Eichhörnen-Findelkinder anfassen. Denn diese suchen tatsächlich verzweifelt bei Menschen nach Hilfe, weil sie Hunger oder Durst haben. Jungtiere haben auch noch keine übertragbaren Krankheiten“, erklärt Lilith Stelzner, Naturschutzreferentin des BUND Baden-Württemberg. „Als Erste-Hilfe-Maßnahme ist es wichtig, Jungtiere warm zu halten. Wickeln Sie das Eichhörnchen dazu in ein Handtuch oder einen Schal oder setzen es in eine warme Jackentasche.“


Erste Hilfe für einsame Jungtiere

Danach sollte man die Umgebung nach der Mutter oder weiteren hilflosen Geschwistern absuchen. Ist die Mutter in der Nähe, ist es am besten, das Junge in der wärmenden Hülle auf dem Boden abzusetzen, sich ein gutes Stück zu entfernen und abzuwarten. Die Mutter wird versuchen, ihr Junges zurück ins Nest zu holen. Kommt die Mutter nicht zurück oder ist das Eichhörnchen verletzt, sollte man Kontakt zu einer Wildtierauffangstation aufnehmen. In der Zwischenzeit kann das Eichhörnchen mit einer selbst hergestellten Elektrolytlösung versorgt werden. „Dazu mischen Sie 200 Milliliter Fencheltee mit einem Teelöffel Honig und einer kleinen Prise Salz. Die Lösung sollte tropfenweise und langsam auf die Lippen oder in die Backentaschen gegeben werden. Eine Wärmflasche mit Körpertemperatur hält das Jungtier in einer kleinen Kiste oder einem Korb warm“, so Stelzner.

Baummarder, Habichte und Eulen sind natürliche Feinde der Kletterkünstler. In Wohngebieten spielen jedoch auch Katzen eine große Rolle als Fressfeinde. Die ersten Lebensmonate sind für die Jungtiere besonders gefährlich. Nachdem die Winzlinge in den ersten Wochen von der Mutter gesäugt wurden, verlassen sie irgendwann unerfahren das Nest und sind leichte Beute. Normalerweise reagiert die Mutter bei Gefahr aber blitzschnell und bringt das Junge in das Nest zurück. Erst nach etwa zwölf Wochen verlässt sie die Jungen.


Flächenverbrauch: größte Gefahr

Der ursprüngliche Lebensraum des Eichhörnchens sind Wälder. Da es aber durch die wirtschaftliche Nutzung immer weniger naturbelassene alte Laub-, Nadel- und Mischwälder gibt, sind die anpassungsfähigen Tiere teilweise auf Städte als Lebensräume ausgewichen. Wichtig zum Überleben sind jedoch ausreichend Nahrung und große Bäume, die Lebensraum und Schutz bieten. Hier profitieren die Eichhörnchen besonders von den traditionellen Streuobstwiesen und Pflanzungen von Walnussbäumen und Haselnusssträuchern. Doch auch diese Lebensräume sind bedroht.

Städte und Siedlungen wachsen und immer mehr Straßen werden gebaut. Auch alte Streuobstwiesen fallen dem Flächenfraß zum Opfer. Außerdem sind Bäume in Städten und an Straßen unliebsam geworden – zu hohe Kosten, zu viel Dreck, zu großes Risiko als Hindernis im Straßenverkehr bei Unfällen oder durch herabstürzende Äste. In Städten kommt es daher häufig vor, dass Eichhörnchen ihre Nester an ungeeigneten Orten wie Blumenkästen, Balkonen oder Hausfassaden errichten.


Eichhörnchen helfen

Aber auch Städte können wieder zu attraktiven Lebensräumen für Eichhörnchen werden. Hier fehlt es oft an Nahrung, Wasser und geeigneten Nistplätzen. Dürfen alte Bäume stehen bleiben, bieten sie, besonders wenn Totholz und Baumhöhlen vorhanden sind, auch für viele andere Tiere gute Lebensbedingungen. Ansonsten reichen oft schon ein paar Handgriffe, um den flauschigen Mitbewohnern zu helfen und den eigenen Garten „hörnchenfreundlich“ zu gestalten.

Pflanzen Sie heimische nuss- und fruchttragende Gehölze, wie Haselnuss, Walnuss oder Buchen, Kastanien und Obstbäume. So können sich die sympathischen Nager mit genügend Vorräten eindecken. „Regentonnen können zur Todesfalle werden. Decken Sie diese deshalb unbedingt ab oder legen einen stabilen engmaschigen Draht darüber. Flache Schalen mit Wasser schätzen nicht nur Hörnchen, sondern auch andere Tiere wie Vögel als Tränken“, rät Lilith Stelzner. Wilde Ecken in Gärten sind außerdem pflegeleicht und schaffen auch für Igel und Wildbienen Lebensräume. Dazu kann in einem Teil des Gartens die Wiese stehen gelassen werden und Laub und Geäst auf einem Haufen gesammelt werden. Dies ermöglicht es den Tieren, Material für ihren Unterschlupf zu sammeln.


Über Eichhörnchen

Der Name stammt entweder von dem indogermanischen Wort aik „Eiche“ bzw. „Eicheln“ ab oder vom althochdeutschen aig - „sich schnell bewegen“. Die Ohren sehen außerdem von weitem aus wie Hörnchen. Das Eurasische Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) ist ein Nagetier aus der Familie der Hörnchen (Sciuridae) und der einzige mitteleuropäische Vertreter seiner Gattung. Sein charakteristischstes Merkmal ist der lange buschige Schwanz, der mit bis zu 20 Zentimetern nochmal fast genauso lang ist wie der Körper der Nager.

Die Fellfarbe des heimischen Eichhörnchens variiert je nach Region und Jahreszeit stark und reicht von fuchsrot bis braunschwarz. Das Amerikanische Grauhörnchen, eine invasive Art, die das Europäische Eichhörnchen auf den Britischen Inseln und in Norditalien zu verdrängen droht, ist bei uns noch nicht eingewandert. Es gibt also keinen Grund, schwarze oder graue Eichhörnchen zu verscheuchen.

Eichhörnchen gelten als gute „Förster“, da sie unermüdlich Samen und Nüsse als Vorräte für die kalte Jahreszeit im Boden vergraben. Was davon nicht verspeist wird, kann zu neuen Bäumen werden. In einer Saison kann ein einziges Hörnchen Hunderte von Nüssen verstecken.

Die Tiere sind vor allem tagsüber am frühen Morgen und Nachmittag aktiv. Über die Mittagszeit und nachts schlafen sie in kugelförmigen Nestern, Kobel genannt, die sie aus abgebissenen Zweigen gerne in Nadelbäumen bauen. Dort bringen sie auch ihre Jungen zur Welt – durchschnittlich vier. Die Lebenserwartung von Eichhörnchen liegt im Durchschnitt bei ungefähr drei Jahren.

 

Weitere Infos:

 

Kontakt für Rückfragen:

  • Lilith Stelzner, Naturschutzreferentin des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg, lilith.stelzner(at)bund.net; 0711 620306-14

 

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