Aussehen und Verhalten
Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) ist von unserer heimischen geschützten Europäischen Hornisse (Vespa crabro) gut zu unterscheiden. Sie ist insgesamt etwas kleiner und dunkler. Zu den äußeren Merkmalen gehören:
- Schwarze Grundfärbung
- Breite orangefarbene Streifen am Hinterleib und orange Färbung an der Kopfvorderseite
- Gelbe Färbung an Beinenden und als einzelnes Band am Hinterleib
- Größe von maximal 2,5 Zentimetern, Königinnen bis 3 Zentimeter
- Arbeiterinnen werden 30 bis 55 Tage alt
Asiatische Hornissen sind im Gegensatz zur geschützten Europäischen Hornisse nicht nachtaktiv. Es gibt mehrere Unterarten, von denen aber bisher erst eine in die Europäische Union eingeschleppt wurde.
Die Stiche der Asiatischen Hornisse sind nach Einschätzung von Expert*innen übrigens für Menschen nicht gefährlicher als die Stiche heimischer Wespenarten.
Fortpflanzung
Ab März werden begattete Jungköniginnen aktiv und suchen einen Nistplatz. Im April und Mai legen sie die ersten Eier ab, aus denen im Mai/Juni Arbeiterinnen schlüpfen. Ab September bis Oktober schlüpfen die Männchen und Jungköniginnen. Das Volk wächst dann auf bis zu 2.000 Tiere und 300 Königinnen an. Im Herbst sterben die Arbeiterinnen. Die Männchen begatten die Jungköniginnen, die anschließend ausfliegen und nach dem Überwintern im Frühjahr wieder neue Nester gründen.
Lebensraum und Nahrung
Asiatische Hornissen kommen in Siedlungen aber auch auf landwirtschaftlichen Flächen sowie an Waldrändern vor. Ihre Nester bauen sie aus zerkauten Holzfasern. Das erste Nest (Primärnest) baut die junge Königin gerne in Garagen, Scheunen, an Dachvorsprüngen, Waldrändern oder landwirtschaftlich genutzten Flächen in Bodennähe. Es hat meist etwa die Größe eines Handballens. Wenn das Volk zu groß wird, zieht es in ein zweites Nest (Filialnest) um, das oft in großer Höhe (10-30 Meter) in Bäumen hängt. Es hat eine elliptische Form und ist 60 bis 100 cm hoch. Während heimische Hornissen den Nestboden gerne offenhalten und als Flugloch nutzen, ist er bei Asiatischen Hornissen geschlossen und die Eingänge zum Nest seitlich oben angelegt. Auf dem Speiseplan erwachsener Tiere stehen hauptsächlich:
- Nektar
- Früchte
- Baumsäfte
Die Tiere tragen so auch zur Bestäubung bei. Den Nachwuchs füttern sie allerdings mit anderen Insekten. Im Herbst sind das vor allem Honigbienen. Das hat den Asiatischen Hornissen wohl zusammen mit ihrer geschickten Jagdmethode ihr schlechtes Image eingebracht. Denn sie lauern den heimkehrenden Sammlerinnen vor dem Eingang zum Bienenstock auf, um sie zu fangen, zu töten und in ihr Nest zu bringen.
Verbreitung in Baden-Württemberg
Ins französische Bordeaux kam die Asiatische Hornisse wohl im Jahr 2004 per Containerschiff. Von dort verbreitete sie sich weiter nach Spanien, Portugal, Italien, Belgien und die Niederlande.
In Deutschland wurde sie erstmals 2014 nördlich von Karlsruhe nachgewiesen und hat sich inzwischen bis nach Hamburg verbreitet.
In Baden-Württemberg gibt es die meisten Sichtungen in den westlichen Landesteilen entlang des Rheins. Aber auch in Richtung Landesmitte und vereinzelt am Bodensee wurden die Tiere schon gesehen. Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) sammelt die Sichtungen in einer Übersichtskarte. Auch Privatpersonen können dort Einzeltiere oder Nester per App oder E-Mail melden.
Asiatische Hornissen als invasive Art
Anders als andere invasive Arten gilt die Asiatische Hornisse in Europa als noch nicht etabliert. Sie wird trotzdem seit 2016 auf der Liste der EU geführt, da sie sich gar nicht erst etablieren, sondern frühzeitig erkannt und beseitigt werden soll. Die Tiere verursachen in erster Linie wirtschaftliche Schäden für Imker*innen. Auch in der Landwirtschaft werden Schäden an Obst und Wein befürchtet. Nachhaltige negative Auswirkungen auf heimische Insekten wurden bisher dagegen nicht nachgewiesen. Laut einer Studie aus Großbritannien wachsen aber Hummelvölker langsamer, wenn sich Asiatische Hornissen in der Nähe befinden. Ein Grund könnte sein, dass die Abwehr der Fressfeinde die Hummeln viel Energie kostet.
Damit sich Asiatische Hornissen in Deutschland nicht verbreiten, ist eine der wirkungsvollsten Maßnahmen, ihre Nester aufzuspüren und zu entfernen.
- Nestentfernung von Expert*innen per Hubsteiger: Asiatische Hornissen werden zur Beruhigung mit CO2 besprüht, eingesaugt, dann eingefroren und das Nest entfernt. Die Maßnahme muss durchgeführt werden, bevor die Jungköniginnen im Herbst ausfliegen.
- Schwierigkeit Lokalisierung: Erst im Spätherbst mit weniger Laub sind die Nester an Bäumen überhaupt sichtbar. Viele Methoden, Nester zu finden, sind aufwendig und wenig erfolgreich, etwa das Verfolgen der Tiere mit Peilsendern oder Drohnen.
- Fallen mit Köderflüssigkeit und Insektiziden: Werden vor allem beim Ausflug der Jungköniginnen in der Nähe der Nester aufgestellt. Der Einsatz von Lebendfallen ist kritisch, denn sie sind zu unspezifisch und gefährden auch andere Insekten
Unnützes Wissen
- Ab mit dem Kopf: An ihre Larven verfüttern die Asiatischen Hornissen nur den Vorderleib mit der Brustmuskulatur der gefangenen Bienen. Dafür beißen sie ihrer Beute zunächst Kopf, Flügel, Beine und Hinterleib ab.
- Da macht die Hummel plumps: Bei einem Angriff Asiatischer Hornissen lassen sich Hummeln einfach zu Boden fallen, um dem tödlichen Griff der Fressfeinde zu entkommen.
- Große Verwandtschaft: Es gibt mehrere Unterarten, von denen bisher glücklicherweise nur eine (Vespa velutina nigrithorax) nach Europa vorgedrungen ist. Die Riesenhornisse (Vespa mandarinia), die seit 2020 in den USA als „Honigbienenkillerin“ und Gefahr für Allergiker Schlagzeilen macht, kommt bisher in Deutschland nicht vor.