Amphibien

Der Schutz der 19 heimischen Amphibienarten ist beim BUND in Baden-Württemberg seit Jahrzehnten ein wichtiges Thema. Heute retten über 50 BUND-Gruppen im Südwesten Frösche, Kröten und Molche vor dem Tod auf der Straße und kümmern sich um Erhalt und Verbesserung ihrer Lebensräume.

Eine Kröte sitzt auf einem Weg. Jedes Jahr helfen Freiwillige dabei Kröten und Co. bei ihrer Wanderung sicher über Straßen zu helfen.  (Birgit Eschenlohr / BUND BW)

 

20 Amphibienarten kommen in Deutschland vor, davon sind 19 auch in Baden-Württemberg beheimatet. Noch... Denn langfristig gehen die Bestände von 14 dieser Arten zurück. Mittlerweile machen Klimawandel, Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft und viel Verkehr auf den Straßen sogar den einst häufigeren Arten zu schaffen. War der Grasfrosch in den 1960er Jahren noch in Massen vertreten, so dürfte sein Bestand heute auf unter fünf Prozent gefallen sein.

 

Anspruchsvolle Amphibien

Frösche, Kröten & Co. sind sehr anspruchsvolle Tiere. Sie benötigen ganz unterschiedliche Lebensräume: In Gewässern pflanzen sie sich fort. An Land jagen sie und finden dort auch ihr Winterquartier. Auf den grünen Vernetzungskorridoren zwischen diesen Lebensäumen wandern sie hin und her.

Am stärksten bedroht sind bei uns Laubfrosch, Kreuz- und Wechselkröte und Gelbbauchunke. Ihre Lebensräume sind ohnehin schon vielfach gefährdet. Nun kommt noch der Klimawandel hinzu. Bleiben in heißen Sommern, wie dem Hitze-Sommer 2018, Niederschläge aus, fehlen zur Fortpflanzungszeit die Kleingewässer.

Die meisten Amphibien brauchen auch im Landlebensraum eine gewisse Grundfeuchte, um jagen zu können. Gibt es keinen Nieselregen, Tau oder nur geringe Luftfeuchtigkeit, können sie nur eingeschränkt jagen und haben zur Überwinterung weniger Fettreserven. Die Überlebensrate sinkt.

 

Amphibien bei ihrer Wanderung schützen 

In jedem Spätwinter, wenn sich der Boden auf sechs Grad oder mehr erwärmt, machen sich die Amphibien auf einen kilometerlangen Marsch vom Herbst- und Winterquartier zum Laichgewässer. Besondere Gefahr sind im Autoland Baden-Württemberg die dicht befahrenen Straßen. BUND-Gruppen errichten zum Schutz der Amphibien fest installierte „Krötentunnel" oder mobile Schutzzäune. BUND-Aktive sammeln die Tiere auf, die in die Fangeimer entlang der Zäune gefallen sind, zählen und bestimmen sie und setzen sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite wieder aus. Die gesammelten Daten helfen auch, den Bau dauerhafter Schutzanlagen durchzusetzen und überregionale Statistiken aufzustellen zum Beispiel zur Gefährdung und Verbreitung.

BUND-Gruppen im Einsatz für Amphibien

Es gibt viel zu tun

Dennoch: Wichtiger als der Schutz der Laichwanderungen an Straßen sind der dauerhafte Schutz und die Neuanlage von Lebensräumen. Hierfür müssen mehr Überschwemmungsflächen renaturiert werden. Frösche & Co. brauchen für ihr Überleben nicht nur Wiesen: Auch vegetationsfreie Pfützen können für Gelbbauchunke, Kreuz- und Wechselkröte ein guter Lebensraum sein. Wo möglich, ist das Grundwasser anzuheben und unsinnige Entwässerungsmaßnahmen sind zu vermeiden.

Wichtig ist auch, Teillebensräume zu vernetzen und Ausbreitungskorridore anzulegen, damit sich die Tiere den neu entstehenden Klimazonen anpassen und neue Lebensräume suchen können.

 

BUND-Gruppen machen es vor

Viele BUND-Gruppen sind sehr aktiv im Amphibienschutz. Besonders engagiert sind die Aktiven beispielsweise in den BUND-Gruppen in Jestetten, in Radolfzell und im Vorderen Murgtal.

Sie legen Gewässer an oder überzeugen ihre Kommunen dies zu tun. BUND-Gruppen können auch ihre Städte und Gemeinden zum Verzicht auf Pestizide anregen. 150 Amphibientunnel haben alleine BUND-Gruppen durchgesetzt. Ohne diese Maßnahmen wären viele Populationen in Baden-Württemberg bereits ausgestorben oder zumindest erheblich dezimiert.

Die wichtigsten Maßnahmen vor Ort:

  • Kleingewässer zur Fortpflanzung anlegen: Wenn möglich, zehn Tümpel unterschiedlicher Tiefe in der Nähe von geeigneten Landlebensräumen und fischfreien Gewässern anlegen.
  • Bereits bestehende Kleingewässer pflegen: Laub oder anderes organisches Material muss herausgefischt werden, sonst verlandet das Gewässer zunehmend.
  • Aussetzen von Fischen verbieten. Diese fressen den Amphibiennachwuchs.
  • Extensive Nutzung der Landwirtschaft. Das bedeutet möglichst geringe Eingriffe des Menschen in die Natur.
  • Auf Pestizide, Kunstdünger und Gülle verzichten.
  • Breite Biotopsäume zwischen naturnahen Wäldern und Ackerflächen anlegen.
  • In Wäldern Totholz belassen und Gewässer freistellen, damit diese Sonne bekommen.

 

Helfer*innen gesucht

Aktive Helfer*innen sind in den BUND-Gruppen immer willkommen! Möchten Sie mithelfen, Amphibien zu retten? Oder haben Sie einen Straßenabschnitt mit einer Amphibien-Wanderung entdeckt, um den sich niemand kümmert? Dann wenden Sie sich an Ihre nächste BUND-Gruppe. Dort wird man Ihnen sagen können, wo Sie mitmachen können.

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Miriam Plappert, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Miriam Plappert

Naturschutzreferentin
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