BUND Landesverband
Baden-Württemberg

Alte Obstsorten

Auf Streuobstwiesen gibt es eine riesige Sortenvielfalt. Sie konnte entstehen, weil die regionalen Unterschiede im Klima und bei der Bodenbeschaffenheit in Baden-Württemberg eine Vielfalt an Lebensräumen schaffen. Und in jedem dieser Lebensräume haben sich unterschiedliche Obstsorten gebildet und sich im Laufe der Zeit bewährt. Manche Obstsorten kommen auch mal nur in einem einzigen Landstrich vor.

Bedeutung der genetischen Vielfalt

Auf Obstplantagen werden dagegen immer dieselben Sorten gepflanzt. Die genetische Vielfalt der Obstsorten zu erhalten ist aber sehr wichtig. Es geht darum, den Genpool für Züchtungen nachhaltig zu erhalten. Nur so kann der Obstbau neue Sorten entwickeln, sich an neue Klimabedingungen anpassen oder Resistenzen gegen Krankheiten oder Schädlinge entwickeln.

Zudem sind Supermarktsorten wie Pink Lady und Elstar für Apfelallergiker ein Problem. Sie sind stark allergen. Alte Sorten werden dagegen viel besser vertragen. Diese Sorten weisen einen bis zu vierfachen Gehalt an Polyphenolen aus. Untersuchungen haben ergeben, dass Polyphenole für die Verträglichkeit von Äpfeln eine Schlüsselrolle spielen.

Züchter haben die vielfältigen Obstsorten zum Teil vor mehreren Hundert Jahren genau für einen bestimmten Zweck gezüchtet: Es gibt beispielsweise frühe und späte Essäpfel, Früchte, die lange lagerfähig sind, einige eignen sich besonders gut zum Backen. Es gibt Birnen, die entweder für den Verzehr oder für Most gezüchtet wurden. Die Kreativität der Züchter zeigt sich in den Namen der Sorten: Gelbmöstler und Sülibirne, Goldparmäne oder der späte, süße Bohnapfel.

Ausgewählte Sorten aus Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg gibt es über 1.000 Streuobstsorten. Somit steht der Südwesten beim Streuobstanbau also ganz vorne. Wir haben eine Auswahl an alten, bewährten Obstsorten zusammengestellt.

Champagner Bratbirne

Champagner Bratbirne  (Birgit Eschenlohr / BUND BW)

Die Bratbirne stammt von den Fildern bei Stuttgart, zumindest ist sie dort seit 1760 bekannt. Sie gilt als beste Mostbirne. Die Sorte mag warme Lagen. Dadurch könnte sie vom Klimawandel profitieren. Die Frucht ist mittelgroß, zuerst gelbgrün, dann grüngelb. Roh ist sie ungenießbar, gegart köstlich! Sie ist feinherb, weinig, würzig und verfügt über einen mittelhohen Gerbstoffanteil. Pflückzeit ist Oktober. Lagern lässt sich die bis zu drei Wochen.

Gewürzluike

Gewürzluike  (Birgit Eschenlohr / BUND BW)

Die Sorte war ein Zufallssämling und verbreitete sich ab 1885 von Nordwürttemberg aus. Sie ist eine typische schwäbische Sorte. Die Gewürzluike eignet sich als Tafel- und Saftapfel und wird häufig für Most angebaut. Die Frucht ist fest, mit harter Schale und mittelgroß. Die Grundfarbe ist zuerst gelbgrün, später gelb, die Deckfarbe karminrot gesprenkelt bis dunkelrot verwaschen und dunkel gestreift. Sie hat ein säuerliches, saftiges Aroma mit einer Gewürznote. Pflückzeit ist von Mitte bis Ende Oktober. Ihre Genussreife erreicht sie zwischen Dezember und März.

Jakob Fischer

Jakob Fischer  (Birgit Eschenlohr / BUND BW)

Die Sorte ist benannt nach dem Entdecker des Sämlings. Sie kommt aus Rottum im Landkreis Biberach. Hier wurde sie ab 1903 veredelt. Der Urbaum steht hier noch als Naturdenkmal. Der Apfel eignet sich als Tafel-, Saft-, Koch- und Backapfel. Die Frucht ist groß bis sehr groß. Die Grundfarbe hellgelb, sonnenseits leuchtend rot verwaschen und blauviolett bereift. Der Geschmack ist saftig, aromatisch und feinsäuerlich. Pflückzeit ist Anfang bis Mitte September. Die Genussreife erreicht sie September bis November. Lagern lässt sie sich circa vier Wochen. 1998 war die Sorte Streuobst des Jahres.  

Palmischbirne

Palmischbirne  (Birgit Eschenlohr / BUND BW)

Die Birne ist eine sehr alte Sorte, deren Entstehung unbekannt ist. Die erste Erwähnung stammt aus 1598. Die Most-, Dörr- und Brennbirne ist auch gut essbar. Sie ist sehr robust, hat geringe Boden- und Klimaansprüche und kann unter sehr rauen Bedingungen gedeihen. Die kleinen, kreiselförmigen Früchte sind mittelfest, grünlich gelb, später hellgelb und häufig mit Rost überzogen. Auf der Sonnenseite können sie leicht rötlich sein und große, helle Punkte haben. Vom Aroma her ist sie süßherb bis würzig, gepflückt wird sie Anfang bis Mitte September. Lagerbar ist sie bis März. 

Schweizer Wasserbirne

Schweizer Wasserbirne  (Birgit Eschenlohr / BUND BW)

Sie ist eine sehr alte Sorte und stammt wahrscheinlich aus der Schweiz. Ab 1823 wurde sie in Hohenheim vermehrt. Wegen ihrer Form heißt sie auch Kugelbirne. Sie ist eigentlich eine Mostbirne, in Notzeiten wurde sie aber auch verzehrt. Die Sorte ist mittel- bis groß, hellgrün bis grüngelb, auf der Sonnenseite oftmals rot verwaschen mit Punkten um den Kelch. Ihr Aroma ist saftig, süßherb bis wässrig und wegen eines geringen Gerbstoffanteils eher mild. Ihre Genussreife erreicht sie zwischen Ende September und Ende Oktober. Lagerbar ist sie vier bis sechs Wochen. 

Sonnenwirtsapfel

Sonnenwirtsapfel  (Birgit Eschenlohr / BUND BW)

Die Apfelsorte wurde vor rund 150 Jahren in Backnang bei Göppingen gefunden. Die mittelgroße Frucht ist als Tafelapfel zu empfehlen, da sie saftig und durch einen hohen Säure- und Zuckergehalt sehr schmackhaft ist. Für Most ist sie weniger geeignet. Der Sonnenwirtsapfel ist eher grün mit roten Streifen. Er eignet sich gut als Stammbildner für die Veredelung. Ende September ist Erntezeit. Die Genussreife erreicht er zwischen Oktober und Dezember. Die Sorte ist gut lagerfähig und hält sich bis Februar.

Transparent von Croncels

Transparent von Concels  (Birgit Eschenlohr / BUND BW)

Der Apfel wurde in der Baumschule Baltet in Troyes in Frankreich gezogen und ist seit 1869 im Handel. Die Sorte bevorzugt durchlässige Böden und trockene Regionen. Das Fruchtfleisch ist locker, saftig und gelblich rosa, die Frucht ist mittelgroß bis sehr groß. Die Schale ist grünlich-weiß, später weißgelb, fein bereift und kann viele Punkte haben. Der Croncels ist angenehm süßweinig. Reif ist er zwischen September und Oktober. Pflückzeit ist ab Ende August bis Mitte September. Da er druckempfindlich ist, sollte man ihn rasch verzehren. 

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Ansprechpartnerin Streuobst

Almut Sattelberger

Streuobst- und Schmetterlingsreferentin
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