BUND Landesverband
Baden-Württemberg

Castor-Transporte: Müllverschiebung ist keine Lösung

Castor-Transporte bedeuten eine buchstäbliche Verschiebung des Problems der Atommüll-Entsorgung und stellen zudem ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar.

Eine Castor-Leerfahrt auf dem Neckar. Castor-Transporte sind unberechenbar. Bei einem Transport über den Wasserweg ist die Gefahr noch ungemein größer.  (Jürgen Hellgardt / BUND Lauffen)

Durch die Energieerzeugung aus Atom fielen allein in Deutschland jedes Jahr zwischen 100 und 600 Tonnen abgebrannte hochradioaktive Brennelemente an. Diese werden in große Atommüllbehälter mit Namen wie CASTOR und POLLUX gepackt und niemand weiß wohin damit. Die Suche nach einem Atommülllager in Deutschland steht am Anfang.

Bis ein Endlager gefunden ist, stehen die hochradioaktiven Abfälle nun in Castor-Behältern in den Zwischenlagern an den AKW-Standorten und in zentralen Lagern in Gorleben oder Lubmin. Die Zwischenlager sind für 40 Jahre genehmigt – schon heute ist klar, dass Deutschland es nicht schafft, in dieser Zeit ein Endlager zu finden. Der Atommüll wird viel länger in den Zwischenlagern bleiben müssen.

Castor-Transporte auf dem Neckar

Im Jahr 2017 ließ die EnBW 15 Castoren mit verbrauchten Brennelementen auf Schiffen vom stillgelegten AKW Obrigheim über den Neckar ins Zwischenlager nach Neckarwestheim transportieren, damit der Rückbau weitergehen kann. Am Standort Obrigheim wurde, im Gegensatz zu Neckarwestheim und Philippsburg, kein sogenanntes Standortzwischenlager für abgebrannte Brennelemente errichtet.

Gefahren der Atommülltransporte

Castor-Transporte stellen ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar, weil die Atommüllbehälter bei einem schweren Unfall oder Terroranschlag so stark beschädigt werden könnten, dass es zu einer radioaktiven Verseuchung der Umgebung kommt. 

Auch ohne Unfall gehen von den Castor-Transporten Gesundheitsrisiken aus. Jahrelang wurde unterschätzt, dass die Neutronenstrahlung die Behälterhülle durchdringt und somit das Begleitpersonal und die Bevölkerung einer Strahlenbelastung ausgesetzt wird. Daher organisierte der BUND mit den örtlichen Bürgerinitiativen den Widerstand gegen die Transporte und fordert, ihre Anzahl so weit wie möglich zu reduzieren.

Castoren aus der Wiederaufbereitung

Die Politik hoffte lange Zeit, dass Atommüll recycelt werden kann. Hierfür haben die deutschen Atomkonzerne bis 2005 Brennelemente in die Wiederaufbereitungsanlagen in Sellafield (Großbritannien) und La Hague (Frankreich) gebracht. Doch nur ein kleiner Teil des Atommülls konnte dort wiederverwertet werden. Der große Rest muss zurückgenommen werden. Viele Jahre kamen diese strahlenden Abfälle ins Zwischenlager Gorleben in Niedersachsen. In der Zwischenzeit legte die Bundesregierung durch das deutsche Standortauswahlgesetz (StandAG) fest, dass es keine weiteren Rücktransporte nach Gorleben geben soll. Deshalb werden die 25 Behälter mit hochradioaktivem Atommüll, die noch in Frankreich und Großbritannien lagern, in die Standortzwischenlager gebracht.

Kein Export von deutschem Atommüll

Für den BUND ist klar: Deutschland muss die Verantwortung für seinen Atommüll übernehmen und darf diesen nicht ins Ausland exportieren. Bereits exportierten Atommüll muss es zurücknehmen. Der Müll aus den französischen und britischen Anlagen soll in die Zwischenlager Biblis, Brokdorf, Isar und Philippsburg transportiert und dort bis zur Fertigstellung eines bundesweiten „Endlagers“ aufbewahrt werden. Die bis zu fünf Behälter aus dem nordfranzösischen La Hague sollen nach Philippsburg kommen. Laut des baden-württembergischen Umweltministeriums soll der Transport bis 2024 das Zwischenlager in Philippsburg erreichen.

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