Der BUND Rheinstetten protestiert gegen das Wohngebiet Bach West, dem wertvolle Wiesen zum Opfer fallen würden.
(Ludwig Schulz/BUND Rheinstetten)
Stuttgart. Zum Tag des Bodens weist der BUND Baden-Württemberg eindringlich auf die Bedrohung von naturbelassenen und gesunden Böden hin. Täglich werden in Baden-Württemberg laut Statistischem Landesamt 4,8 Hektar zugebaut, einbetoniert oder überteert und damit der Natur entzogen.
Streuobstwiesen müssen vierspurigen Trassen weichen
Hauptsächlich werden Freiflächen für Bauland und Verkehr überbaut. Niedrigzinsen bei Baukrediten, die Aufweichung des Baugesetzbuches (§13b) und die durch die Verdrängung einkommensschwacher Haushalte verstärkte Wohnungsnot in Städten führen derzeit wieder zu einem Anstieg des Flächenverbrauchs – mit fatalen Folgen, wie Christoph Schramm, Referent für Landwirtschaft und Wald beim BUND Baden-Württemberg, beschreibt:
„Böden entstehen über tausende von Jahren. Wenn sie überbaut und versiegelt werden, gehen ihre lebenswichtigen Funktionen auf einen Schlag dauerhaft verloren. Sie tragen dann nicht mehr zur Grundwasserneubildung bei, können keinen Kohlenstoff und kein Wasser mehr speichern und Schadstoffe nicht mehr filtern. Zudem wird der Lebensraum vieler Tiere und Mikroorganismen zerstört. Kahle Böden begünstigen sowohl Trockenheit als auch Überschwemmungen.“
„Wir appellieren eindringlich an die kommende Landesregierung, den Flächenverbrauch bis 2030 auf Netto-Null zu reduzieren. Das heißt, dass neu verbrauchte Fläche an anderer Stelle für die Natur zurückgewonnen wird“, erklärt Sylvia Pilarsky-Grosch, Landesgeschäftsführerin des BUND Baden-Württemberg. „Das Land muss seine Ziele zur Reduzierung des Flächenverbrauchs gegenüber den Kommunen verschärfen und Generalwildwege und die Kernflächen des landesweiten Biotopverbundes vor der Überbauung durch Gewerbe, Industrie, Wohnhäuser und Straßen konsequenter schützen. Es ist außerdem wichtig, dass Baden-Württemberg flächensparende, auto- und stellplatzreduzierte Bauweisen sowie den Geschosswohnungsbau fördert, damit keine flächenfressenden Einfamilienhäuser und ebenerdigen Parkplätze gebaut werden. Dafür muss die Regierung die entsprechenden Vorgaben im Landesplanungsgesetz anpassen. Wir fordern die Landesregierung außerdem auf, beim Bund auf eine Abschaffung von § 13b BauGB hinzuwirken und gegenüber den Gemeinden schärfere Vorgaben durchzusetzen.“
Vergiftete Böden ohne Leben
Doch nicht nur Versiegelung ist für den Boden ein Problem, auch die industrielle Landwirtschaft machen ihm zu schaffen, erklärt Christoph Schramm. „Massiver Pestizideinsatz, Überdüngung und die Nichtbeachtung von Fruchtfolgen laugen den Boden aus und degradieren ihn zu einem Skelett, das seine ursprünglichen Funktionen nicht mehr erfüllen kann. Dadurch braucht er in der Folge noch mehr Dünger. Ein Teufelskreis entsteht, unter dem alle leiden: Böden, Grundwasser, Tiere und Pflanzen – und als Folge auch der Mensch. Der BUND fordert daher eine Agrarwende hin zu einer enkeltauglichen Landwirtschaft ohne Ackergifte und einer Ausrichtung an ökologischen Anbaukriterien.“
Bundesweite Aktion von Umweltschützerinnen und –schützern
Wie wichtig den Menschen der Schutz von bedrohten Böden ist, hat ein Aufruf des BUND gezeigt. Fast 100 Männer, Frauen und Jugendliche ließen sich vor Wiesen und Äckern, die bebaut werden sollen, fotografieren, um ein Zeichen gegen den steigenden Flächenverbrauch zu setzen. Eine Auswahl der Bilder finden Sie in der Bildergalerie am Ende des Artikels. Der BUND Rheinland-Pfalz hat Fotos von Umweltschützerinnen und -schützern aus ganz Deutschland auf dem Lumbricus Blog zusammengestellt.
Weitere Informationen:
Webseite des BUND Baden-Württemberg zu Flächenverbrauch
Kontakt für Rückfragen:
- Sylvia Pilarsky-Grosch, Landesgeschäftsführerin des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg, 0172 / 834 42 94, Sylvia.Pilarsky-Grosch(at)bund.net
- Christoph Schramm, Referent für Wald und Landwirtschaft, BUND Baden-Württemberg, 0711 620306-12, christoph.schramm(at)bund.net
Tag des Bodens 2020: Bodenschutz statt Betonschmutz!
(für mehr Infos bitte auf die Fotos klicken)
Mit der Fotoaktion zum Weltbodentag protestieren der BUND Salem und das Aktionsbündnis Grünzug gegen die Planung des Regionalplans, nach dem in Salem 27,4 ha des geschützten Grünzugs zum Schwerpunktgebiet für Industrie und Gewerbe umgewandelt werden soll....
(BUND Salem)
…die beiden Bilder zeigen die Fläche zwischen den Salemer Ortsteilen Neufrach und Buggensegel im Bodenseekreis.
(Gabriela Lindner/BUND Salem)
Bärbel Baumgärtner und Maria Schöbinger: "In den „Schraienwiesen“ soll nördlich entlang der B29 von der Urbacher Auffahrt bis zur Brücke der Feldwegüberquerung unterhalb der Gärtnerei Wörner ein neues Industriegebiet entstehen. Wir dürfen aber nicht vergessen: Lebenswertes Leben kann es nicht ohne lebenswerte Umwelt geben.“
(Maria Schöbinger)
Die Gemeinde Rheinstetten plant gerade das Wohngebiet Bach West…
(Ludwig Schulz/BUND Rheinstetten)
… und das Wohngebiet Baumgarten.
(Ludwig Schulz/BUND Rheinstetten)
Martin Lutz, Landwirt aus Ofterdingen, vor einer Fläche, auf die die B27neu Bodelshausen-Nehren gebaut werden soll.
(Claudia Rüll Calame-Rosset)
Christine Fabricius: "In dieses Dreieck zwischen zwei Autobahnen und Bahngleisen ("Wolfsgärten") wollen die Stadt Heidelberg und das Land Baden-Württemberg die Landeserstaufnahmestelle (LEA) für Flüchtlinge verlegen - fernab von allem, was soziale Kontakte und Teilhabe ermöglicht. Statt die LEA dort zu belassen, wo sie jetzt ist und sie in den neu zu entwickelnden Stadtteil auf einer Konversionsfläche zu integrieren. Der Gedanke dahinter: Die Bauinvesteror*innen könnten Anstoß an den Flüchtlingen nehmen und die neuen Wohnungen sich nicht teuer genug verkaufen lassen. Gegen die Verlegung der LEA gibt es ein erfolgreiches Bürgerbegehren, das auch vom Asylarbeitskreis Heidelberg unterstützt wird: Dies fordert, keine weiteren landwirtschaftlichen und sonstigen Flächen zu bebauen,ganz konkret eben nicht die Wolfsgärten-Äcker auf bestem Rheinebene-Lößboden. In den 37 Jahren von 1981 bis 2018 gingen laut Heidelberg Statistik schon 346 ha landwirtschaftliche Fläche verloren. Das entspricht 9,35 Hektar pro Jahr. Und das, obwohl Heidelberg anders als die meisten Städte mit vielen Konversionsflächen gesegnet ist, auf denen noch viele Wohnungen gebaut werden können. Mit der Neuversiegelung muss jetzt endlich Schluss sein."
(Christine Fabricius/BUND)
Clarissa Seitz vom BUND Kreisverband Stuttgart: "Schon seit fast 15 Jahren will die Stadt Stuttgart das Gebiet „Mittlere Wohlfahrt“ im Stadtteil Mühlhausen überbauen. Auf 3,4 Hektar sollen 90 Wohneinheiten entstehen. Wegen der hohen Strukturvielfalt von Gärten, Felder, Obstbäumen, Hecken und alten Bäumen ist das Gebiet im hochverdichteten Neckartal eine Eldorado für viele Tierarten - bemerkenswert ist das Brutvorkommen des seltenen Wendehalses. Besonders gravierend ist auch der Verlust des Bodens mit hoher Bodenqualität. Der BUND lehnt deshalb eine Bebauung entschieden ab. In Stuttgart gibt es enorme Potentiale, im Innenbereich Wohnraum zu schaffen."
(Gerhard Pfeifer/BUND RV Stuttgart)
Markus Boller: "Im Neckargemünder Ortsteil Dilsberg, soll "Am alten Hofweg" ein überdimensioniertes Feuerwehrhaus, samt 28 Parkplätzen und extra Zufahrtsstraße für die kleine Freiwillige Feuerwehr Dilsberg auf der grünen Wiese am Ortsrand gebaut werden. Auf dem Foto sieht man das Baugebiet."
(Denis Barnekow)
Denis Barnekow: "Auf dem Feld im Hintergrund soll die Zufahrtsstraße für das überdimensionierte Feuerwehrhaus im Neckargemünder Ortsteil Dilsberg gebaut werden."
(Markus Boller)
...und Jochen Schwarz: "Die Gemeinde Wilhelmsfeld plant, eine wertvolle Wiesenfläche am Rand des Luftkurortes in ein Gewerbegebiet umzuwandeln. Neben der Versiegelung zusätzlicher Grünlandflächen, geht es hier auch um ein Vorkommen seltener Wiesenknopf-Ameisenbläulinge, zweier Schmetterlingsarten, die beide FHH-Anhang II-Arten sind, bei denen alle Vorkommen in Schutzgebieten geschützt werden müssen."
(Edit Spielmann
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BUND Steinachtal)
Edit Spielmann…
(Jochen Schwarz
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BUND Steinachtal)
Dirk Wachsmuth: "In der Naturlandschaft zwischen Ofterdingen und Mössingen soll die vierspurige Endelbergtrasse der B27 mit Geräuschschutzwällen und diversen Brücken gebaut werden."
(Dirk Wachsmuth)
Die Fläche "Unterer Legel" in Rheinstetten soll einem Sportzentrum weichen.
(Ludwig Schulz/BUND Rheinstetten)
Christiane von Spiessen: "Am oberen Zwiegeracker, Freiburg soll ein Teil der alten Streuobstwiesen bebaut werden."
(Christiane von Spiessen)
Gerhard Pfeifer vom Regionalverband Stuttgart: Die Landeshauptstadt Stuttgart will ihre letzten Freiflächen am nördlichen Stadtrand zubauen. Im geplanten Wohnneubaugebiet in Stuttgart-Mühlhausen „Schafhaus“ sollen ca. 16 Hektar fruchtbarste Lösslehmböden der Baggerschaufel zum Opfer fallen. Von der Bodengüte her sind diese Böden Weltklasse und das Beste was man sich für eine landwirtschaftliche Nutzung, insbesondere für Sonderkulturen wünschen kann. Das Gebiet ist auch Brutrevier für den streng geschützten Steinkauz und das seltene Rebhuhn. Nicht nur in Coronazeiten nutzen Tausende von Stadtmenschen das Gebiet für die wohnortnahe Erholung. Der BUND lehnt eine Bebauung entschieden ab. In Stuttgart gibt es enorme Potentiale, im Innenbereich Wohnraum zu schaffen.
(Clarissa Seitz/BUND KV Stuttgart)
Simone Reusch: "Im Ochsenwäldle nahe der Autobahnausfahrt Süd/Wurmberg soll etwa 60 Hektar intakter Mischwald für ein Gewerbegebiet der Stadt Pforzheim gerodet werden."
(Simone Reusch
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BUND Nordschwarzwald)
Fritz, Afra Korfmann und Alexander Ott aus Nehren vor einer Fläche, auf die die B27neu Bodelshausen-Nehren gebaut werden soll.
(Claudia Rüll Calame-Rosset)
"Für das Gewerbegebiete Neuenbühl III ist das Planverfahren abgeschlossen. Fünf Hektar wertvollster Ackerböden werden geopfert", beschreibt der BUND Weissach + Flacht.
(BUND Weissach + Flacht)
Tanja Schmidt, Nehren, vor einer Fläche, auf die die B27neu Bodelshausen-Nehren gebaut werden soll.
(Claudia Rüll Calame-Rosset)
Matthias Böhringer: "In Pfaffenhofen-Güglingen wird im Zuge der Umgehungsstraße gleich noch ein neues Gewerbegebiet vorbereitet. Die Ausfahrt wird schon mitgeplant."
(Matthias Böhringer)
Joachim Sparakowski: "Im Gewerbegebiete Neuenbühl III werden 5 ha wertvollster Ackerböden geopfert. Das BP-Planverfahren ist abgeschlossen."
(Joachim Sparakowski)
Diese Fläche in Rheinstetten soll dem erweiterten Kiesabbau am Epple-See zum Opfer fallen.
(Ludwig Schulz/BUND Rheinstetten)
Familie Pelz: "Diese Wiese in Marbach-Rielingshausen wird zerstört werden, wenn die Firma Klöpfer den Steinbruch erweitern darf. Damit die sie die neuen Flächen abbauen kann, müsste zunächst der Regionalplan geändert werden. Das hierfür nötige Verfahren wird derzeit vom Verband Region Stuttgart vorbereitet. Laut dem Verband ist folgender Zeitplan vorgesehen: "Angepeilt wird ein Offenlagebeschluss durch die Regionalversammlung im April 2021. Danach dann die Durchführung der Verfahren zur Beteiligung der Träge öffentlicher Belange und der Öffentlichkeit – ca. von Mai – Juli.""
(Claudia Pelz)
Zehn Hektar sollen für ein Gewerbegeiet auf den Langen Pfeifferäckern in Rheinstetten geopfert werden.
(Ludwig Schulz/BUND Rheinstetten)
Susanne Brückner: "In Neuhausen-Hamberg wird ein Wohngebiet auf einer Feuchtwiese geplant. Was zusätzlich zum Flächenfraß hinzukommt ist, dass hier die Bestände an Dunklem Wiesenknopf-Ameisenbläuling und Großem Feuerfalter umgesiedelt werden sollen. Diese stehen einer sofortigen Freilegung als Baugebiet der Gemeinde bisher noch im Wege..."
(Susanne Brückner)
Thomas Bauer: "Im Hintergrund seht ihr Ackerland, das für den neuen Stadtteil in Dietenbach versiegelt werden wird."
(Johanna Lassen)
Hans-Jürgen Müller aus Nehren vor einer Fläche, auf die die B27neu Bodelshausen-Nehren gebaut werden soll.
(Claudia Rüll Calame-Rosset)
Claudia Rüll Calame-Rosset aus Mössingen: "Die B27neu Bodelshausen-Nehren befindet sich im Planfeststellungsverfahren. Die Endelbergtrasse wird geplant. Völlig veraltete Pläne sollen hier realisiert werden, ohne Rücksicht auf Klima, Flächenverbrauch, Artenschutz, Kulturlandschaft Streuobstwiesen, Landwirtschaft, Naherholungsgebiet, Retentionsfläche, ....."
(Claudia Rüll Calame-Rosset)
Ulrik Beutter, Mössingen, vor einer Fläche, auf die die B27neu Bodelshausen-Nehren gebaut werden soll.
(Claudia Rüll Calame-Rosset)
Schorndorf-Holzberg
(Eberhard Schlotz)
Familie Pelz: "Im Hintergrund sieht man den Steinbruch bei Marbach-Rielingshausen, den die Firma Klöpfer erweitern will. In den ersten von der Firma vorgelegten Plänen ging es um eine Fläche von etwas mehr als 10ha. Die genaue Fläche ist allerdings nicht sicher bekannt, da die bisher vorgelegten Pläne „nicht parzellenscharf“ sind. Der Erweiterung, so sie kommen würde, würden wertvolle, hochwertige Ackerflächen und alte, gut gepflegte Streuobstwiesenbestände zum Opfer fallen. Auch ein Schluchtwaldbiotop wäre evtl. gefährdet."
(Claudia Pelz)
Sabine Schwinn hat die Baustelle Allmendäcker in Weinheim aufgenommen: "Sie befindet sich direkt hinter Wohnhäusern auf der einen Seite und auf der anderen Seite sind noch ein paar Felder und dann kommt der Waidsee."
(Sabine Schwinn)
"Im Neuenbühl III wird Ackerboden und ein geschütztes Feldgehöz für ein Neubaugebiet geopfert (5ha)", schreibt der BUND Weissach + Flacht.
(BUND Weissach + Flacht)
Peter Fischer aus Nehren vor einer Fläche, auf die die B27neu Bodelshausen-Nehren gebaut werden soll.
(Claudia Rüll Calame-Rosset)
Diese Fläche in Rheinstetten befindet sich in der Vorplanung für die Wohnbebauung Hatzelheck II.
(Ludwig Schulz/BUND Rheinstetten)
Winterbach-Riedwiesen
(Eberhard Schlotz)
BUND Weissach + Flacht: "Für die Porsche EZW Südwesterweiterung sind 14 Hektar bereits größtenteils überbaut."
(BUND Weissach + Flacht)
BUND Weissach + Flacht: "Dem Neubaugebiet "Im Graben" fallen 7,5 Hektar zum Opfer. Der Aufstellungsbeschluss wurde am 16.11.2020 gefasst. Der Umgang mit unseren Böden in Weissach spottet jeder Beschreibung."
(BUND Weissach + Flacht)
Maximilian Klug, Nehren vor einer Fläche, auf die die B27neu Bodelshausen-Nehren gebaut werden soll.
(Claudia Rüll Calame-Rosset)
Thomas Klett aus Nehren vor einer Fläche, auf die die B27neu Bodelshausen-Nehren gebaut werden soll.
(Claudia Rüll Calame-Rosset)
Eberhard Schlotz: "In Urbach-Schraien soll ein Gewerbegebiet entstehen, deswegen muss das Landschaftsschutzgebiet Linsenberg geändert werden."
(Eberhard Schlotz)
Baugebiet Riedwiesen in Winterbach
(Maria Schöbinger)
Auch in NRW kämpfen Umweltschützer*innen gegen den Flächenfraß….
(Janine Bauer)
...vor Ort in Menden und Hemer und als Unterstützung für den Dannenröder Wald.
(Janine Bauer)
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