BUND-Aktive machen mit einer Protest-Aktion vor der Agrarministerkonferenz in Baden-Baden auf die Gefahr von Pestiziden für die Artenvielfalt aufmerksam.
(Ramona Fritz
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BUND BW)
- BUND-Aktive zeigen: Pestizide bedrohen die Artenvielfalt
- Vorschläge der Länder fatal und entgegen gesetzlichem Ziel Baden-Württembergs
- Gute Erträge laut aktueller Analyse auch mit weniger Pestiziden möglich
Baden-Baden. Der BUND Baden-Württemberg hat heute (26.3.2025) zum Start der Amtschef- und Agrarministerkonferenz in Baden-Baden mit einer Protestaktion mehr Artenschutz und weniger Pestizideinsatz gefordert. Baden-Württemberg hatte zusammen mit weiteren Ländern bei der Konferenz einen Beschluss vorgeschlagen, der Anpassungen bei der Zulassung von Pestiziden auf nationaler und europäischer Ebene fordert. Die Standards für die Zulassung herabzusetzen, hält der BUND Baden-Württemberg für fatal.
Sylvia Pilarsky-Grosch, BUND-Landesvorsitzende: „Die aufgeführten Vorschläge konterkarieren das baden-württembergische Biodiversitätsstärkungsgesetz. Sie bremsen dessen Ziele zur Reduktion von Pestiziden um 40 bis 50 Prozent bis zum Jahr 2030 aus. Gleichzeitig sehen wir in den Vorschlägen ein enormes Risiko für die Artenvielfalt, unbelastetes Wasser und Böden sowie die Gesundheit von Menschen.“
Alternativen fördern statt Ausnahmen fordern
Der BUND fordert von Agrarminister Peter Hauk, statt auf die Zulassung weiterer chemisch-synthetischer Pestizide zu drängen, die konsequente Umsetzung des integrierten Pflanzenschutzes (IPM) als Alternative für Landwirt*innen zu fördern. Dieser ist bereits gesetzlich vorgeschrieben und hat breite Fruchtfolgen, resistente Sorten, mechanische Bodenbearbeitung und Agrarökologie als wichtigste Grundpfeiler. Eine agrarökologische Ausrichtung und Förderung der Landwirtschaft würde deren Transformation vorantreiben, die Landwirtschaft zukunftssicher machen und deutschen Landwirt*innen Wettbewerbsvorteile statt Nachteile schaffen.
Sylvia Pilarsky-Grosch: „Pflanzenschutz ist wichtig, um unsere Ernährung zu sichern. Er darf aber nicht auf den Einsatz chemisch-synthetischer Mittel verkürzt werden. Eine aktuelle Analyse von BUND und weiteren Verbänden zeigt, dass weniger Pestizide nicht für geringere Ernten und Erträge sorgen. Zum Beispiel mit einer risikobasierten Pestizidabgabe, wie etwa in Dänemark, könnte die Politik gezielt Anreize setzen, um den Einsatz nachhaltig zu reduzieren und die Artenvielfalt sowie die Gesundheit der Menschen im Land zu schützen.“
Hintergrund:
Gemeinsam mit weiteren Verbänden hat der BUND in einer aktuellen Analyse die Ursachen für den starken Rückgang des Absatzes an Pestiziden in Deutschland im Jahr 2023 untersuchen und relevante Absatz-, Witterungs- und Nutzungs-Daten der vergangenen 20 Jahre auswerten lassen. Ergebnis: Im Vergleich zum Vorjahr wurden in Deutschland rund 20 Prozent weniger Pestizide abgesetzt - ein Rekordtief. Hauptursache war der Anstieg der Preise für Pflanzenschutzmittel um 20 Prozent im Vergleich zur Vorsaison. Andere potenzielle Einflussfaktoren für einen solchen Rückgang, wie niedrige Preise für landwirtschaftliche Produkte, Dürren oder die Ausdehnung von Brachen, konnte die Analyse als Ursachen ausschließen. Der verringerte Einsatz wegen der hohen Preise hatte keinen negativen Einfluss auf die erzielten Erntemengen. Die Erträge pro Hektar lagen in den Hauptkulturen durchgehend über denen des Jahres 2022. Eine risikobasierte Pestizidabgabe könnte daher ein unbürokratischer und zielgerichteter Anreiz sein, den Pestizideinsatz nachhaltig zu verringern. Die Einnahmen einer solchen Abgabe könnten zweckgebunden in die Förderung der landwirtschaftlichen Betriebe fließen, die den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduzieren oder ganz darauf verzichten.
Fotos zur Berichterstattung
- Fotos der Protestaktion können Sie mit Angabe des Urhebervermerks honorarfrei verwenden und ab ca. 14 Uhr hier herunterladen: https://cloud.bund.net/index.php/s/eyey79ZDGnPCqwf
Mehr Informationen:
- Analyse zu Pestizideinsatz und Erntemengen
- BUND-Publikation Alternativen zu chemisch-synthetischen Pestiziden in der Landwirtschaft
- Biodiversitätsstärkungsgesetz
Kontakt für Rückfragen (nicht zur Veröffentlichung):
- Sylvia Pilarsky-Grosch, Landesvorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg, Sylvia.Pilarsky-Grosch(at)bund-bawue.de, 0172 / 83 44 294
- Ramona Fritz, Referentin für Presse- & Öffentlichkeitsarbeit des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg, Ramona.Fritz@bund-bawue.de, 0711 620306-17