Hitzesommer mit Ernteausfällen in Milliardenhöhe, Dürre, Minimalwasserstände und Fischsterben in unseren Flüssen im einen Jahr; heftige Gewitter und Regenfälle mit immensen Überflutungen und Hochwasser im Folgejahr: Die Auswirkungen der Klimakrise sind in unserem Alltag deutlich spürbar. „Es ist mittlerweile unbestreitbar: Wir müssen unser Leben und unsere Lebensweise verändern, um die Klimakrise auszubremsen und zu lernen, mit den Auswirkungen umzugehen. Wenn wir jetzt nicht handeln, sieht es schlecht für den Menschen aus“, sagt Sylvia Pilarsky-Grosch, Landesvorsitzende des BUND.
Der BUND Baden-Württemberg steuert in den kommenden Monaten verschiedene Stationen im Südwesten an, um exemplarisch vor Ort einen Aspekt der Klimakrise in den Blick zu nehmen. Dabei präsentiert der BUND mögliche Gegenmaßnahmen und politische Forderungen. Der erste Halt ist der Polder Bellenkopf/Rappenwört mit dem Thema ökologischer Hochwasserschutz. „Die Wiederherstellung naturnaher Auen hilft, die Folgen der Klimakrise zu bewältigen und trägt erheblich zum Erhalt der Artenvielfalt bei“, so die Landeschefin. „Flächen für die Auen-Renaturierung bereitzustellen, muss vorrangiges Ziel der Raumplanung sein.“
Naturnahe Auen verbessern den Hochwasserschutz
Wie ein Schwamm saugen Auen große Mengen Wasser auf und geben es anschließend langsam an die Flüsse wieder ab. Dadurch werden Hochwasserspitzen gekappt und Überflutungen verhindert. Doch auch für Dürreperioden ist diese Schwammfunktion wichtig, da mehr Wasser in der Landschaft gespeichert bleibt und Auen Grundwasser bilden. Damit erbringen natürliche Auen Funktionen, die auch für unsere Gesellschaft in den Zeiten der Klimakrise wichtig sind.
Außerdem beheimaten Auen eine sehr hohe biologische Vielfalt
Gewässerufer, Feuchtgebiete, Stillgewässer, Wiesen und unterschiedliche Waldtypen bilden ein vielfältiges Mosaik innerhalb der Auen. Dieses bietet vielen Pflanzen und Tieren gute Lebens-Voraussetzungen. Damit leisten Auen einen großen Beitrag, das Artensterben zu stoppen. „Erst die Anbindung der Auen zurück an die Flüsse ermöglicht natürliche, wiederkehrende Überflutungen, die die vielfältigen Lebensräume formen und erhalten“, sagt Dominic Hahn, Naturschutz-Referent des BUND Baden-Württemberg. Doch noch weitere Leistungen zählen zum Repertoire von Auen: Renaturierte Auen schützen als CO2-Senken das Klima. Die Wasserqualität verbessert sich, indem sich hier Nährstoffe abbauen und sauberes Grundwasser bildet.
Doch alleine am Oberrhein sind rund 870 Quadratkilometer Überschwemmungsfläche nach der Begradigung, dem Bau von Dämmen sowie Staustufen verloren gegangen. „Wir müssen unseren Flüssen wieder mehr Raum geben, nur so können Hochwasser gebremst und Hotspots der Artenvielfalt gesichert werden“, so Pilarsky-Grosch.
Vorort-Termin: Polder Bellenkopf/Rappenwört
Wie naturfreundlicher Hochwasserschutz und die Wiederherstellung naturnaher Auen gemeinsam funktionieren können, zeigt der Polder Bellenkopf: „Der BUND sieht den Polder Bellenkopf/Rappenwört mit seinem Rückhaltevolumen von 14 Millionen Kubikmetern als wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz, der zugleich einen Beitrag zur Wiederherstellung natürlich durchströmter Rheinauen leistet“, so Hartmut Weinrebe, Regionalgeschäftsführer des BUND Mittlerer Oberrhein.
Die Ein- und Auslassbauwerke dieses Polders sind immer geöffnet, außer im Fall sehr hoher Hochwasserstände. Die Tier- und Pflanzengemeinschaften des Rheins und der Gewässer der Aue bleiben in lebendigem Austausch, Wasser durchströmt Auwälder und Wiesen. Durch diese so genannten ungesteuerten ökologischen Flutungen bestimmt wieder der Rhein das Auf und Ab des Wassers im Rückhalteraum und angepasste Artengemeinschaften können sich etablieren.
Der BUND setzt sich dafür ein, dass Hochwasserschutz und die Wiederbelebung der durch Dämme vom Rhein abgetrennten Auen bestmöglich vereint werden. Der Umwelt- und Naturschutzverband hat beispielsweise verhindert, dass Drainagegräben im Wald gegraben wurden, die die Vernässung von Auwald verhindert und immensen Flächenverbrauch im Wald bedeutet hätten.
Einen Wermutstropfen hat der der 510 Hektar große Rückhalteraum Bellenkopf/Rappenwört für den BUND dennoch. Die steuerbaren Ein- und Auslassbauwerke sind teuer, technisch aufwändig und werden nicht optimal durchströmt. Besser wären Dammrückverlegungen. „Dank des Rahmenkonzepts II des Integrierten Rheinprogramms ist seit fast 25 Jahren klar, wo durch Dammrückverlegungen Hochwasserschutz und die Wiederherstellung naturnaher Rheinauen vorangebracht werden können. Sowohl für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen wie auch aus Solidarität mit den Unterliegern am Rhein in Koblenz oder Köln müssen wir den Rhein aus seinem kanalartigen Korsett wieder befreien“, so Weinrebe.
2. Station der Reihe Klimakrise in Baden-Württemberg am 18. August 2021
Als zweite Station der Reihe Klimakrise in Baden-Württemberg steuert der BUND Baden-Württemberg kommende Woche den südlichen Schwarzwald an, um die Auswirkungen der Klimakrise auf den Wald zu zeigen.
Weitere Informationen:
Kontakt für Rückfragen:
- Sylvia Pilarsky-Grosch, Vorsitzende Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg e.V., sylvia.pilarsky-grosch(at)bund.net
- Hartmut Weinrebe, Regionalgeschäftsführer des BUND Mittlerer Oberrhein, hartmut.weinrebe(at)bund.net, 0721 358582
- Dominic Hahn, Referent für Naturschutz BUND Baden-Württemberg, dominic.hahn(at)bund.net, 0711 620306-14