16. Rheinministerkonferenz: Immer noch kein freier Weg für den Lachs

14. Februar 2020 | Artenschutz (BW), BUND Baden-Württemberg (BW), Flüsse und Gewässer (BW), Flüsse & Gewässer, Naturoasen schützen (BW), Naturschutzpolitik (BW)

Der BUND und weitere Umweltverbände bezeichnen das Programm der Rheinministerkonferenz „Rhein 2040“ als ausbaufähig. Immer noch machen Barrieren in den wichtigsten Gewässern den Wanderfischen das Leben schwer.

Ein Mann lässt zwei Lachse aus einer Wanne in den Fluss hinaus schwimmen. Der Lachs kann ohne Hilfe seine natürlichen Laichgründe in Baden-Württemberg nicht erreichen.  (Niels Breve)

Stuttgart. Die Umweltverbände als „Beobachter“ mit Rederecht bemängeln das gestern (13.2.20) verabschiedete Programm in einigen Punkten als zu wenig konkret und zu wenig ambitioniert. Unstrittig ist, dass in den vergangenen Jahren vieles erreicht wurde, wie der BUND betont. Ausgehend von weiter zunehmenden Belastungen und den zusätzlichen Einflüssen des Klimawandels sind die nun gesteckten Ziele für die kommenden 20 Jahre allerdings ausbaufähig.

Barrieren für Wanderfische

Das ambitionierte Programm „Lachs 2020“ stockt. Immer noch erschweren Barrieren in den wichtigsten Gewässern, illegale Fischerei aber auch der Einfluss der Schifffahrt und stoffliche Belastungen den Wanderfischen das Leben. Das bisherige Ziel, dem Lachs als Symbolfisch bis 2020 den Weg bis Basel freizumachen, wurde verfehlt. Hierzu gab es auf der Konferenz eine vielbeachtete Aktion der Umweltverbände, bei der sie den Delegierten den Zugang zum Konferenzgebäude mit Hindernissen erschwerten.
In Amsterdam konnte jedoch auch ein Durchbruch erzielt werden: Frankreich will seinen Verpflichtungen – wenn auch verzögert – nachkommen. Die klaren Worte aller übrigen Beteiligten scheinen hier Wirkung gezeigt zu haben.
„Das von Frankreich angekündigte Projekt, den Rhein und seine Nebengewässer von Basel bis Straßburg zu renaturieren, ist spannend. Ich sehe darin eine Chance, der Natur am Rhein etwas davon zurückzugeben, was sie durch Begradigung des Flusses und Baumaßnahmen an den Ufern verloren hat“, fasst Brigitte Dahlbender, Landesvorsitzende des BUND Baden Württemberg, zusammen und fügt hinzu: „Das Programm weist dennoch einen wesentlichen Mangel auf, denn Altarme, Mäander und natürliche Ufer helfen speziell Wanderfischen wie dem Lachs nicht, die Bäche im Schwarzwald und in der Schweiz zu erreichen, wo seine angestammten Laichgründe sind. An der Wiederherstellung der Durchgängigkeit an den verbleibenden drei Kraftwerken führt kein Weg vorbei.“

Rückstände im Wasser nehmen zu

Die pauschal behauptete „erhebliche Verbesserung“ der Rheinwasserqualität ist irreführend. Fortschritte in der Analysetechnik haben zuletzt die Belastung mit Hunderten von Problemstoffen aufgedeckt. Die Belastung mit Industriechemikalien und Arzneimittel- und Kosmetikarückständen nimmt zu, immer neue Stoffe werden nachgewiesen. Die Wasserwerke am Rhein (IAWR) fordern mit Unterstützung der Umweltverbände gut begründet eine 70- bzw. 90-prozentige Reduktion der Mikroschadstoffe im Fluss – im Rheineinzugsgebiet wird Trinkwasser für über 60 Millionen Menschen bereitgestellt. Unterstützt vom BUND forderte IAWR-Präsident Professor Matthias Maier auf der Rheinministerkonferenz: „Neuere wissenschaftliche Ergebnisse belegen zudem die massive Schädigung von Gewässerorganismen durch die derzeitigen Einträge von Mikroverunreinigungen und verhindern den Erfolg aufwändiger Renaturierungsmaßnahmen“. Ursprünglich sollte im Programm Rhein 2040 nur völlig unkonkret von einer „deutlichen Reduzierung der Belastung mit Mikroverunreinigungen“ die Rede sein. Auf Druck von IAWR und BUND heißt es jetzt wenigstens „mindestens 30 Prozent Reduzierung der Belastung“.  

Am Donnerstag tagten auf Veranlassung der Internationale Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) nach sieben Jahren wieder die Umweltminister*innen der Rheinanliegerstaaten (Rheinministerkonferenz), diesmal in Amsterdam.


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