Stuttgart. Tiere und Pflanzen haben in den vergangenen Wochen auch in Baden-Württemberg sehr unter den Auswirkungen der Klimakrise gelitten. Die hohen Temperaturen und der fehlende Niederschlag ließen die Böden austrocken und die Grundwasserstände gingen zurück. Da dies genau den seit langem bekannten Prognosen für Baden-Württemberg entspricht, ist davon auszugehen, dass diese Trockensommer immer mehr der Normalzustand sein werden.
Die Auswirkungen auf den Wasserhaushalt sind gravierend – auch deshalb, weil die Menschen noch immer massiv störend in den Wasserhaushalt eingreifen und die Resilienz der Gewässer, aber auch des Grundwassers, deutlich verschlechtern. Beispiele für solche Maßnahmen sind Flussbegradigungen sowie Entwässerungsgräben und -drainagen. Sie sollen Wasser bei Niederschlägen schnell ableiten, entziehen es dadurch aber dem Wasserkreislauf vor Ort, die Grundwasserneubildung sinkt.
Schwammlandschaften: Win-Win gegen Dürre und Hochwasser
Durch diese Eingriffe können die Wasserspeicher im Boden bei Regen gar nicht erst aufgefüllt werden und haben ein höheres Risiko, auszutrocknen. Mit zunehmender Bodentrockenheit sinkt jedoch auch die Fähigkeit von Böden, Wasser aufzunehmen und zu speichern. In der Folge steigt auch die Gefahr von Hochwasser, etwa durch Starkregenereignisse, an.
Um die Folgen der Klimakrise abzumildern sowie die Widerstandsfähigkeit der Böden, des Wasserhaushalts und damit auch der Natur zu erhöhen, empfiehlt der BUND Baden-Württemberg die Landschaft umzubauen und sogenannte Schwammlandschaften einzurichten.
Naturnahe Ökosysteme entwickeln diese Eigenschaft in der Regel selbst. Um auch in Zukunft eine stabile Trinkwasserversorgung und sichere Erträge in der Landwirtschaft zu gewährleisten, müssen wir das Prinzip wieder mehr in unsere menschengemachte Kulturlandschaft integrieren.
„Es muss oberste Prämisse werden, Wasser möglichst in der Fläche zu halten“, betont Kai Baudis, stellvertretender BUND-Vorsitzender und Wasser-Experte des BUND Baden-Württemberg. „Man kann sich das vorstellen wie einen Schwamm: Er kann schnell viel Wasser aufnehmen, bleibt aber in seinem Inneren lange feucht. Dadurch werden Hochwässer abgeschwächt und Trockenheitsphasen gemindert - Win-Win für Natur und Mensch.“
Wasser bei der Landbewirtschaftung mitdenken
Um das zu erreichen, müssen die Menschen nicht nur alte Entwässerungsanlagen zurückbauen, sondern auch die Landbewirtschaftung anpassen. „Durch weite und vielfältige Fruchtfolgen in der Landwirtschaft wird Humus in Ackerböden aufgebaut und die Wasserspeicherkapazität erhöht“, erklärt Christoph Schramm, Landwirtschafts- und Waldreferent des BUND Baden-Württemberg.
Aber auch in den Wäldern im Land gibt es viel zu tun: Naturnahe und klimastabile Mischwälder können deutlich besser Wasser speichern als artenarme Fichten- oder Kiefernforste. Außerdem sind durch enge Rückegassenabstände stellenweise bis zu 20 Prozent der Waldbodenfläche so verdichtet, dass die kein Wasser aufnehmen können. Der BUND fordert daher gesetzliche Mindestabstände der Rückegassen von 40 Metern.
Flächenversiegelung gießt Öl ins Feuer
Versiegelte Flächen, etwa durch Straßenbau oder Neubaugebiete, werden dem Wasserkreislauf beinahe vollständig entzogen. Sie heizen sich besonders schnell auf und können so gut wie kein Wasser speichern. Inzwischen sind ca. 15 % der Landesfläche stark versiegelte Verkehrs- und Siedlungsflächen, die nicht oder nur sehr eingeschränkt zur Grundwasserneubildung beitragen und die Hochwassergefahr steigern.
„Flächenversiegelung ist das Schlimmste, was man mit Blick auf die Klimaanpassung machen kann“ bewertet Baudis. „Die Landesregierung muss endlich durchstarten, um ihr selbstgestecktes Ziel der ,Netto-Null‘ im Flächenverbrauch zu erreichen.“
Weitere Informationen:
- BUND Tipp zum nachhaltigen Umgang mit Wasser
- Internetseite des BUND Baden-Württemberg zu Klimaschutz
Kontakt für Rückfragen:
- Kai Baudis, stellvertretender Vorsitzender, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg e.V., kai.baudis(at)bund.net, 0160 / 18 41 269
- Christoph Schramm, Referent für Wald und Landwirtschaft beim BUND Baden-Württemberg e.V., christoph.schramm(at)bund.net, (0711) 62 03 06-12