BUND Landesverband
Baden-Württemberg

Umweltbewegung: Nicht nur mit der schwarzen Brillen

15. März 2018 | BUND Baden-Württemberg (BW), Klima und Energie (BW)

Seit März arbeitet Fritz Mielert als neuer Umwelschutzreferent beim BUND.

Fritz Mielert auf einem Lastenfahrrad. Als Parkschützer gegen S21 hat Fritz ein Jahr in Vollzeit ehrenamtlich gearbeitet.  (Jan Lutz)

Seit März arbeitet Fritz Mielert, 38, beim BUND Baden-Württemberg als Umweltschutzreferent. Davor war er Geschäftsführer der Grünen Stuttgart und bei den Anstiftern tätig. Im Interview stellt er sich vor und berichtet, warum Flugreisen nichts für ihn und nichts fürs Klima sind… 

Was hast Du vor dem BUND gemacht?

Meine Leidenschaft für Energiewende-Fragen habe ich bei meiner ehrenamtlichen Arbeit bei Greenpeace gefunden. 1996 bis 2003 war ich sowohl lokal in einer Gruppe als auch international bei gewaltfreien Aktionen dabei. Wirklich gepackt hat mich wieder Stuttgart 21, wo ich maßgeblich die Gruppe der Parkschützer mit aufbaute und ein Jahr Vollzeit ehrenamtlich arbeitete. Anschließend durfte ich zwei Jahre lang beim Kampagnen-Netzwerk Campact Themen wie Energiewende, Datenschutz und Hebammen-Vergütung koordinieren.

Das Feld des Umweltreferenten ist groß: Welches werden Deine Hauptthemen und Schwerpunkte?

Mein Schwerpunkt wird auf der Klima- und Energiepolitik liegen.

Warum hast Du Dich für den BUND als Arbeitgeber entschieden?

Ich habe im Rahmen von Stuttgart 21 immer wieder Kontakt mit unserer Landesvorsitzenden Brigitte Dahlbender gehabt und bei der Vorbereitung der großen StopCETA/TTIP-Demo 2016 eng mit Menschen der Landesgeschäftsstelle zusammengearbeitet. Dadurch hatte ich einen kleinen Einblick in die internen Strukturen und Arbeitsweisen, die ich als sehr angenehm wahrgenommen habe.

Welches sind für Dich die drängendsten Herausforderungen unserer Zeit?

Wir haben nur diesen einen Planeten. Ich will meinen Teil dazu beitragen, dass er lebenswert bleibt. Für mich eindeutig die größte Herausforderung ist die Klimakrise mit ihren enormen Folgen für die Bereiche Ernährung, Migration und Sicherheit. Daneben beschäftigen mich intensiv das Insektensterben und die Bedrohung unserer Demokratie durch Überwachung.

Braucht es einen Paradigmenwechsel bei der Mobilisierung in der Umweltbewegung? Etwas mehr Utopie statt Apokalypse?!

Puh, eine schwierige Frage. Ein bisschen Pessimismus schadet nicht, er motiviert aber auch nicht. Wenn wir alle nur durch eine schwarze Brille schauen, ist auch nichts gewonnen. Ich denke, dass was wir brauchen, sind neue Erzählweisen und einen Wertewandel weg vom Konsum und hin zu einem neuen Gemeinschaftsgefühl. Das Erlebnis eines  gemeinsamen Sauerkrauteinmachens bei der Solidarischen Landwirtschaft kann wirklich viel gute Energie geben. Auch zu erkennen, wie gut eine Tarte von selbst gesammelten Kornelkirschen schmeckt, ist für mich ein ebenso schönes Erlebnis, wie Wanderungen auf der Schwäbischen Alb und die Erkenntnis, dass es keine Fernreisen für einen guten Urlaub braucht.

Wir brauchen, denke ich, eher neue Narrative als einen Pessimismus an dessen Ende wir noch nicht einmal mehr im Keller lachen. Ohne Freude kommen wir nicht weiter.

Energiewende: Umwelt- oder Naturschutz?

Wir brauchen ein gutes Miteinander. Ziel des BUND-Konzepts zur Energiewende ist es ja gerade, durch Energie-Einsparungen den Druck auf unsere wertvolle Landschaft durch den Ausbau der erneuerbaren Energien so weit zu reduzieren, dass Umwelt- und Naturschutzinteressen nebeneinander existieren können.

Was wünschst Du Dir von der Landesregierung?

Baden-Württemberg muss eine unangefochtene Spitzenposition bei Klimaschutz, Energiewende und Nachhaltigkeit einnehmen. Dazu gehört für mich auch, sich mit dem privaten Konsum anzulegen. Weder haben elf Millionen Fluggäste am Flughafen Stuttgart auch nur ein Fünkchen Zukunftsfähigkeit noch haben dies PKWs in Privatbesitz. Wenn das Land diese Fragen nicht schnellstens angeht, könnte uns ein extrem schwieriger Strukturwandel bevorstehen.

Welches sind Deine Tipps für den Klimaschutz….?

Das Wichtigste ist für mich mein Verzicht auf  Flugreisen. Seit 2011 bin ich in dieser Hinsicht trocken. An zweiter Stelle steht für mich die Einschränkung meines privaten Konsums oder eher mein bewusster Konsum. Laut Rechner des Umweltbundesamts liege ich damit bei fünf bis sechs Tonnen CO2 pro Jahr, was immer noch meilenweit von einem nachhaltigen Lebensstil entfernt ist. [Der bundesweite Schnitt liegt bei zwölf Tonnen. Anm. der Redaktion]

Der BUND ist ja ein Ehrenamtsverband: Freust Du Dich auf die Arbeit mir Ehrenamtlichen?

Ich liebe das Ehrenamt. Ich war und bin seit langem ehrenamtlich tätig, kenne aber auch die hauptamtliche Arbeit mit Ehrenamtlichen. Für mich ist Arbeit die freiwillig, ohne Hintergedanken und selbstmotiviert gemacht wird, die wertvollste Arbeit überhaupt. In diesem Sinne freue ich mich darauf, mit den BUND-Ehrenamtlichen in Fragen der Energie- und Klimapolitik zusammenzuarbeiten und sie so weit wie ich kann neben meinen sonstigen Aufgaben zu unterstützen.

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