Wenn es Nacht wird, gehen über all die Lichter aus?! Im Gegenteil. In Industrieländern wird der Himmel nachts an vielen Orten nicht mehr richtig dunkel. Diese Lichtimmissionen, die als Lichtverschmutzung bezeichnet werden, haben dramatische Folgen für die Tierwelt: Künstliche Lichtquellen greifen in den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus der Natur ein. Alle Tierarten – ob tag- oder nachtaktiv – sind von Lichtverschmutzung betroffen. Insbesondere dämmerungs- und nachtaktive Fluginsekten werden von künstlichen Lichtquellen angelockt und flattern orientierungslos bis zur Erschöpfung um sie herum. Entweder sterben Insekten direkt unter den Lampen oder sie verlieren wertvolle Energie und Zeit für Nahrungs- oder Partnersuche und Fortpflanzung. Fressfeinde wie Fledermäuse haben dadurch ein leichtes Spiel, werden jedoch selbst von dem Kunstlicht irritiert. Auch Vögel ändern ihr Brutverhalten und sogar die Pflanzenwelt reagiert auf die Dauerbelichtung: Laubbäume können ihre Blätter später verlieren, wenn sie ständiger Beleuchtung ausgesetzt sind.
Die gute Nachricht ist: Kaum ein Problem kann so einfach gelöst werden wie Lichtverschmutzung. Zum Tag des Lichts am 16. Mai gibt der BUND Baden-Württemberg Tipps für einen natur- und umweltfreundlicheren Einsatz von künstlicher Außenbeleuchtung und empfiehlt: Mehr Dunkelheit wagen! Wenn Beleuchtung erforderlich ist, sollte jede künstliche Lichtquelle so gering wie möglich auf die Umwelt einwirken.
Problematisch ist vor allem „kaltes“ Licht: Der Schein vieler Straßenlaternen, Leuchtreklamen, aber mittlerweile auch Solarlicht im Garten wirkt durch einen hohen Blauanteil negativ. Insekten fliegen Beleuchtungen mit kaltem Licht daher eher an als solche mit warmem Licht. Weniger schädliche Beleuchtung hat eine Farbtemperatur von 2.200 Kelvin, was Warmweiß entspricht, besser noch die Lichtfarbe Bernstein mit 1.700 bis 1.800 Kelvin. Darüber hinaus sind niedrig montierte und voll abgeschirmte Leuchten, deren Licht nur auf die Nutzfläche gelenkt wird, wichtig. Insektenfeindlich sind alle Lichtquellen, die ungerichtet und frei strahlen.
Auf einen Blick: So wird Künstliches Licht weniger schädlich für tag- und nachtaktive Tiere
- Bedarf prüfen: Ist die Beleuchtung notwendig?
- Lichtlenkung: Niedrig montierte, voll abgeschirmte Leuchten, die das Licht auf die Nutzfläche lenken
- Warme Lichtfarbe wählen: Bernsteinfarbene LEDs mit einer Farbtemperatur von circa 1800 Kelvin
- Unnötige Außenbeleuchtung ausschalten: Auch Solarlichter!
- Die Beleuchtungsstärke verringern: Die Reduzierung der Beleuchtungsstärke schützt nicht nur Insekten, sondern spart auch Strom.
Hintergrund – Auswirkungen von Lichtverschmutzung: Die Hälfte der in Deutschland lebenden Insekten ist nachtaktiv. Insekten sehen noch bei unglaublich geringen Lichtstärken. In riesigen Scharen werden sie vom Licht angezogen und aus ihren Lebensräumen herausgerissen. Licht zur falschen Zeit verändert ihr tages- und jahreszeitliche Verhalten. Im Spätherbst können sich die Insekten nicht rechtzeitig auf den Winter vorbereiten. Sie verkriechen sich nicht oder sie begeben sich zu anderen Zeiten als üblich auf Nahrungssuche. Da unsere Landschaft nachts hell beleuchtet ist, werden außerdem ihre Lebensräume zerschnitten und voneinander getrennt. Dadurch breiten sich die Tiere nicht mehr aus und sie können keine neuen Lebensräume erobern.
Weitere Infos
- Webseite zur Aktion Licht aus: www.bund-bawue.de/lichtaus
- Karte mit eingetragenen Gebäuden (wird fortlaufend ergänzt)
- Auswirkungen von Lichtverschmutzung
Kontakt
- Lilith Stelzner, Naturschutzreferentin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg e. V., lilith.stelzner@bund.net, 0711 620306-14