BUND Landesverband
Baden-Württemberg

Ringelnatter

Die Ringelnatter ist eine typische Wasserschlange und für uns Menschen völlig harmlos. Sie ist unsere häufigste einheimische Schlange. Sie lebt in Wäldern, auf Streuobstwiesen und auch in Gartenteichen und wird deshalb auch als Hausschlange genannt. Wichtige Bedingung für ihren Lebensraum: In der Nähe befindet sich ein Gewässer. Denn ihre Hauptnahrungsquelle sind Amphibien.

Eine Ringelnatter stellt sich tot auf einer Streuobstwiese. Die Ringelnatter auf dem Foto hat Glück, denn sie lebt auf einer Streuobstwiese. Diese typisch baden-württembergische Kulturlandschaft ist ein Hotspot der Artenvielfalt. 5.000 Tier- und Pflanzenarten leben hier. Auch viele seltene Arten, wie das Foto beweist.  (Hans-Joachim Gorny)

In Baden-Württemberg gibt es zwei Arten

Die Männchen erreichen eine Länge von bis zu einem Meter; die Weibchen bis zu 140 Zentimeter. Die Weibchen sind sehr viel dicker als die Männchen, was ihnen beim Austragen und Ablegen der Eier zu Gute kommt. Den ovalen, vom Rumpf abgesetzten Kopf bedecken große symmetrisch angeordnete Schildplatten. Das typische Merkmal sind zwei helle Halbmond-Flecken hinter dem Kopf. Der Kopf selbst ist fast schwarz. Die Pupillen der Augen sind wie bei allen Nattern rund.

In Baden-Württemberg gibt es zwei Arten der Ringelnatter. Die Östliche Ringelnatter (Natrix natrix) und die seit 2017 als eigene Art anerkannte Barren-Ringelnatter (Natrix helvetica). Wer in Baden-Württemberg schon einmal eine Ringelnatter beobachtet hat, wird vermutlich die Östliche Ringelnatter gesehen haben. Die Barren-Ringelnatter ist ausschließlich westlich des Rheins zu finden.

Die Farben der schlanken Schlangen variieren zwischen rot-bräunlich bis olivgrün. In Höhenlagen kommen schwarze und bläuliche Ringelnattern häufiger vor. Durch die dunkle Farbe wärmen sie sich in der Sonne schneller wieder auf. Der Bauch ist weißgrau bis gelblich und gefleckt. Um wachsen zu können, müssen sich Ringelnattern wie alle Reptilien regelmäßig häuten.

Strategien: Angriff und Verteidigung

Auf dem Speiseplan der Ringelnattern stehen vor allem Amphibien wie Frösche, Molche, Kröten, aber auch Fische, Eidechsen und kleine Nagetiere. Die Jungtiere fressen Würmer, Kaulquappen und kleine Amphibien. Nattern haben zwar Giftdrüsen, aber keine Giftzähne. Anstatt ihre Beute mit einem Biss zu töten, kauen sie das Gift ein. Mitunter werden Beutetiere auch lebend verschlungen. Größere Tiere strangulieren sie, um sie zu schwächen und bewusstlos zu machen. Sie sind meist am Tag aktiv. Sie beginnen den Tag mit einem Sonnenbad, um sich als wechselwarme Geschöpfe aufzuwärmen. Zur Mittagshitze suchen sie schattige Orte auf. Abends verkriechen sie sich in ihre Nachtlager. Ringelnattern sind für den Menschen völlig harmlos.

Sie sind sehr scheue Tiere. Zur Verteidigung haben sie sich mehrere Strategien angeeignet. Wenn sie sich bedroht fühlen, zischen und züngeln sie erregt, platten den Körper ab und versuchen sich mit Scheinbissen zu wehren. Das schwache Gift ist bei einem Biss jedoch mit Speichel verdünnt und kann nur kleinere Tiere lähmen. Die Nattern entleeren anschließend ihren Darm und sondern ein übelriechendes Sekret ab. Oder aber sie heben wie eine Kobra ihren Kopf und nehmen eine S-Stellung ein, um ihre Feinde einzuschüchtern. Manchmal stellen sie sich einfach tot und bewegen sich nicht mehr. Dabei verdrehen sie ihren Körper, öffnen den Mund und lassen ihre Zunge heraushängen. In den allermeisten Fällen ergreifen sie die Flucht ins Gestrüpp oder Wasser. Zu ihren natürlichen Feinden gehören Graureiher, Greifvögel, Fuchs, Wiesel oder Katzen.

In Gruppen: Überwinterung und Fortpflanzung

Den Winter verbringen Ringelnattern in kleinen Gruppen in frostfreien Erdhöhlen, hohlen Baumstämmen und auch auf Komposthaufen. Sie verbleiben in Starre in ihrem Versteck bis März und April. Unabhängig von der Temperatur kriechen sie im März oder April wieder aus ihrem Winterversteck.

In Gruppen mit bis zu 60 Exemplaren paaren sich die Nattern. Nach etwa zwei Monaten legt das Weibchen im Juni zehn bis 40 Eier in einem warmen und geschützten Ort wie im Kompost oder in verfaulendem Grünschnitt oder Schilf ab. Die Eier entwickeln sich ab einer Temperatur von 20 Grad Celsius. Beim Abbauprozess der verrottenden Pflanzen entsteht Wärme, die die Brutdauer beschleunigt. Die jungen Nattern schlüpfen bei 28 bis 30 Grad. Sie sind nur zehn bis 20 Zentimeter groß und bleiben zunächst in ihrem Nest, wo sie auch den Winter verbringen. Erst im April, wenn es für sie warm genug ist, kommen sie wieder aus ihrem Versteck hervor. Nach vier Jahren sind sie erwachsen und geschlechtsreif.

Vorkommen und Gefährdung

Als Wasserschlangen sind sie sehr gute Schwimmer und Taucher. Sie bevorzugen daher Reviere in der Nähe von Weihern, Tümpeln oder feuchten Wiesen und langsam fließenden Flüssen und Bächen. Die Winterquartiere sind dagegen trocken und können auch in einiger Entfernung zu Gewässern liegen. Allgemein sucht die Ringelnatter abwechslungsreiche Lebensräume auf. Das können auch Streuobstwiesen oder Gärten, aber auch Wälder und Waldränder sein. Wilde Ecken aus Gartenabfällen oder sonstigem Pflanzenmaterial im eigenen Garten werden gelegentlich auch als Winterquartier genutzt.
In Baden-Württemberg finden ist der Verbreitungsschwerpunkt der Ringelnatter in Flusstälern.

Bundesweit steht die Ringelnatter auf der Vorwarnliste gefährdeter Arten. In Baden-Württemberg wird sie sogar als gefährdet eingestuft. Sie leidet vor allem unter der Zerstörung ihrer Lebensräume. Sinkende Grundwasserspiegel trocknen Feuchtgebiete und Kleingewässer aus. Auch der dramatische Rückgang von Streuobstwiesen mit alten Bäumen ist fatal. Seit den 1960er-Jahren haben sich die Baumbestände fast halbiert: Gründe sind der Flächenfraß durch den Bau von Straßen und Gewerbegebieten sowie die Umwandlung in Intensiv-Obstplantagen.

BUND-Forderung und Engagament

  • Amphibienschutz = Ringelnatter-Schutz.
  • BUND Gruppen sind aktiv in der Pflege und dem Erhalt von Kleingewässern.
  • Flächenverbrauch muss gestoppt werden.

Naturbeobachtung

Naturfreund*innen können im Frühjahr und Sommer in der Nähe von Gewässern, also an naturnahen Tümpeln und Teichen, beobachten, wie Ringelnattern sich beispielsweise ins Wasser zurückziehen und mit erhobenem Kopf die Oberfläche von Seen durchpflügen. Gelegentlich sind sie auch in Gärten oder an warmen Bahndämmen zu finden – vorausgesetzt ein Gewässer ist in der Nähe und ihre Nahrungszufuhr somit gesichert.

Unnützes Wissen

  • In Freiheit können die Schlangen 20 bis 25 Jahre alt werden.
  • Nicht selten gibt es Ringelnattern mit zwei Köpfen. Die beiden Köpfe verhalten sich wie eigenständige Wesen. Wenn sich ein Kopf in Beute verbeißt, versucht der andere Kopf die Beute streitig zu machen. Und das obwohl sie einen gemeinsamen Magen haben. In der Natur verenden die doppelköpfigen Nattern bald. Im Terrarium kann man sie am Leben halten.
  • Die Nattern erkennen ihre Beute optisch anhand ihrer Bewegung oder ihres Geruchs.
  • Bei der Paarung schwillt der Penis des Männchens so stark an, dass er sich verhakt. Das kopulierende Pärchen verbleibt so über mehrere Stunden.

Über das Foto

Eine Ringelnatter stellt sich tot auf einer Streuobstwiese.  (Hans-Joachim Gorny)

Das Foto und seine Geschichte

Das Foto der Ringelnatter hat das BUND-Mitglied Hans-Joachim Gorny für den BUND-Fotowettbewerb buntes Baden-Württemberg eingereicht. Es zeigt eine Natter in einer Streuobstwiese im Naturschutzgebiet "Saure Matten" bei Ettenheim im Ortenaukreis. Auch der Bestand der Ringelnattern ist in den letzten Jahren rapide zurückgegangen. Die Ursache: Die Vernichtung und Zerschneidung ihrer Lebensräume.

Die Jury schrieb zu dem Foto: „Die Ringelnatter auf dem Foto hat Glück, denn sie lebt auf einer Streuobstwiese. Diese typisch baden-württembergische Kulturlandschaft ist ein Hotspot der Artenvielfalt. 5.000 Tier- und Pflanzenarten leben hier. Auch viele seltene Arten, wie das Foto beweist.“

Quellen:

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