Erkennungsmerkmal – weißer Streifen über dem Auge
Mit etwa dreizehn Zentimetern gehören Braunkehlchen zu den kleineren Vogelarten. Sie stehen in enger Verwandtschaft mit den Schwarz- und den bekannteren Rotkehlchen. Sie gehören zur Familie der Fliegenschnäpper. Ihre Brust ist creme- und orangebraun, der Rücken braun-schwarz gefleckt. Ihr Erkennungszeichen ist der helle Längsstreifen über dem Auge. Bei den Männchen ist dieser leuchtender.
Lebensweise: Langstreckenflieger und Bodenbrüter
Das Braunkehlchen ist ein Zugvogel, der im April zum Brüten nach Europa zurückkehrt. Zunächst kommen die Männchen an. Auf der Suche nach ihrem Revier durchstreifen sie strukturreiche Gebiete mit Bäumen, Sträuchern und Weidezäunen. Die Weibchen folgen etwa vier Tage später. Dann steigert sich auch die Rivalität unter den Artgenossen. Als Wiesenbrüter baut das Braunkehlchen sein Nest am liebsten am Boden, gut schützt vor Sträuchern und Stauden. Das Weibchen legt von April bis Juni meist fünf bis sechs grünlich-blaue Eier. Nach etwa zwei Wochen schlüpfen die Jungen.
Auf ihrem Speiseplan stehen vor allem Insekten, Spinnen, kleine Schnecken und Würmer. Im Herbst fressen sie auch Beeren. Der kleine Vogel hüpft gerne in schnellen Sprüngen über den Boden; vor dem Aufliegen knickst er kurz ab. Sein Gesang besteht aus kurzen, abrupten „wü-teck-teck“-Lauten.
Ab August fliegen die kleinen Vögel wieder die lange Strecke zurück in ihre Winterquartiere. Sie fliegen vor allem nachts, tags ruhen sie sich aus.
Vorkommen und Gefährdung
Das Braunkehlchen fühlt sich am wohlsten in offenen Landschaften mit Gebüschen, verbuschten Wiesen, Schilf- und Feuchtwiesen. Es mag artenreiche Streuobstwiesen, Heide- und Moorgebiete. Das Hauptverbreitung ist das südliche Baden-Württemberg in der Region Oberschwaben mit Feuchtwiesen und Moore. Vereinzelt leben sie auch auf der Schwäbischen Alb und im südlichen Schwarzwald. Aber auch im Norden Baden-Württembergs gibt es kleinere Vorkommen, beispielsweise in der Rheinebene.
In den letzten Jahren ist die Art zurückgegangen und mittlerweile vom Aussterben bedroht. Der Grund ist der Verlust ihres Lebensraums beispielsweise durch Umwandlung ursprünglicher Flächen in monotones Ackerland oder in Nadelwälder. Auch Entwässerung, zu viel Düngung und starker Pestizideinsatz machen den Vögeln zu schaffen. Durch zu häufiges Mähen und Mähen zum falschen Zeitpunkt werden die Nester zerstört.
BUND-Engagement und Forderungen
- Der BUND fordert die zügige Umsetzung des Biotopverbunds. Durch den Erhalt, die Neuanlage und die Vernetzung artenreicher Blumenwiesen können auch Wiesenbrüter wieder gute Lebensbedingungen vorfinden.
- Auf allen politischen Ebenen setzt sich der BUND für eine deutliche Reduzierung des Pestizideinsatzes ein, um das Insektensterben aufzuhalten und damit die Nahrungsgrundlage für insektenfressende Tiere zu bewahren.
- Der BUND fordert die extensive Grünlandnutzung, denn so entstehen wieder wertvolle Lebensräume für die vielen Arten des Offenlands.
- Der BUND setzt sich für die Wiedervernässung von Feuchtgebieten und Mooren ein. Denn sie sind sehr artenreich und bieten vielen Insekten und anderen spezialisierten Arten Lebensraum. Moore tragen zum Klimaschutz bei. Braunkehlchen nutzen Feuchtwiesen und Vernässungsbereiche gerne als Brutstätte.
- Der BUND setzt sich außerdem für die Anpassung der Mahd außerhalb der Brutzeit ein. Denn Wiesenbrüter nehmen nur ungenutzte Wiesenstücke zur Fortpflanzung an. Sie brauchen hohes Gras, um sich vor Feinden tarnen zu können. Bei einer Mahd zur falschen Zeit werden die Elterntiere verscheucht und die Jungvögel getötet.
Naturbeobachtungstipp
Ein Braunkehlchen zu entdecken, ist nicht so einfach. Sie sind sehr selten geworden. Die größten Chancen sind von April bis September in Feuchtgebieten und Mooren, beispielsweise in der Region Oberschwaben. Auch offene Landschaften mit extensiven Wiesen, Brachen oder Streuobstwiesen mit Zaunpfählen oder hohen Stauden sind gute Standorte.
Über das Foto
Ein Foto und seine Geschichte:
Das Foto eines Braunkehlchens hat Hans-Peter Heneka geschossen. Beim BUND-Fotowettbewerb hat er damit den Sonderpreis für die Artenvielfalt erhalten.