Vor hundert Jahren mähten Bäuer*innen zwei Mal im Jahr von Hand ihre Wiesen, um daraus Heu für Tierfutter zu gewinnen. So konnten artenreiche Wiesen für Schmetterlinge, Wildbienen und Heuschrecken entstehen. Denn die Natur hat sich im Laufe der Zeit daran angepasst. Dabei entstanden neue Lebensräume mit bis zu siebzig Arten von Kräutern und Gräsern.
Auch heute sind solche Wiesen typischer Bestandteil unserer Kulturlandschaft und bieten tausenden Tierarten einen Lebensraum, darunter vielen gefährdeten Insekten, wie der Grauschuppigen Sandbiene, dem Braunen Feuerfalter oder der Goldenen Acht.
Geschützt und doch gefährdet
So bunt wie früher geht es auf den Wiesen nur noch selten zu. Das fein ausbalancierte Zusammenleben der vielen verschiedenen Pflanzen, wie der Margerite, Wiesen-Glockenblume, Schlüsselblume oder Wilden Möhre hängt an einem seidenen Faden. Alle Arten auf einer Wiese konkurrieren um Licht und Nährstoffe.
Überbleibsel der historischen Heuwiesen gibt es zum Glück noch in ganz Baden-Württemberg. Denn die besonders artenreichen Mähwiesen sind als Fauna-Flora-Habitat-Gebiete (FFH) Teil des europäischen Schutzgebietssystems Natura 2000, das dem Erhalt europaweit bedeutender Lebensraumtypen sowie Tier- und Pflanzenarten dient. Baden-Württemberg trägt innerhalb der Europäischen Union eine besondere Verantwortung dafür, dass diese Mähwiesen erhalten bleiben. Doch trotz gesetzlichem Schutz sind in den vergangenen zwanzig Jahren durch Überbauung, falsche Nutzung oder Klimakrise auch viele dieser Lebensräume verloren gegangen. Werden die Bedingungen verändert, dann setzen sich wenige Pflanzen gegen viele andere durch. Wird häufiger, seltener oder zum anderen Zeitpunkt gemäht als bei der traditionellen Heuernte, dann ist dieses Zusammenspiel gefährdet. Die Vielfalt wird dann schnell zur Einfalt. Eine Bewirtschaftung wie vor hundert Jahren ist für Bäuer*innen jedoch nicht mehr rentabel. Aber ohne Bewirtschaftung verbuschen die Wiesen und wertvolle Lebensräume gehen verloren. Deswegen setzte das Projekt auf Austausch und Beratung von Landwirt*innen.
Was der BUND im Projekt erreicht hat:
- Austausch mit Landwirt*innen, u.a. auf dem Landwirtschaftlichen Hauptfest in Bad-Cannstatt, um Problemen bei der Bewirtschaftung von Blühenden Heuwiesen auf den Grund zu gehen inkl. Workshop zur gemeinsamen Erarbeitung von Lösungen.
- Ansaat von vier neuen blühenden Heuwiesen auf 7900 m² mit Partner*innen vor Ort und gebietsheimischem Saatgut.
- Barrierearme Wanderausstellung für Familien und Naturinteressierte, die den Lebensraum Wiese erfahrbar macht, mit drei Videos, zwei Spielen und einem digitalen Wimmelbild.
- Zahlreiche Bildungsmaterialien, mit denen Lehrer*innen und Erzieher*innen, Kinder für die wertvolle Vielfalt von Mähwiesen begeistern können.
- Weiterbildung von Streuobst-, Wildkräuter- Pädagog*innen und Schmetterlings-Guides zum Thema Blühende Heuwiesen.
- Zwölf Vortragsveranstaltungen für mehr Wertschätzung und Wissen in der Bevölkerung und gleichzeitig mehr Wertschöpfung für die Landwirt*innen. Denn das bedeutet besserer Schutz für diesen wertvollen Lebensraum.
Der BUND fordert für den Erhalt artenreicher Mähwiesen:
- Eine bessere Beratung und Unterstützung von Heuwiesen-bewirtschaftenden Landwirt*innen durch die Landwirtschaftsbehörden!
- Mehr öffentliche Gelder für eine naturfreundliche Landwirtschaft!
- Ein Verbot der Bebauung artenreicher Mähwiesen, bis ein guter Erhaltungszustand dieses Lebensraums in Baden-Württemberg erreicht ist und die Klage der EU-Kommission gegenstandslos wird!
- Eine bessere Förderung und Organisation der insektenschonenden Mahd!
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