Insektenfreundliche Beleuchtung am Haus und im Garten
Wenn es Nacht wird, gehen überall die Lichter an: Autoscheinwerfer, Leuchtreklame oder leuchtende Spots auf historische Denkmäler und öffentliche Gebäude. Doch wenn es nie richtig dunkel wird, hat das Folgen. Für nachtaktive Insekten können Lichtquellen zu Todesfallen werden. Und gut die Hälfte der Insekten ist nachtaktiv. Die Folgen: Die Insekten paaren sich zur falschen Zeit. Während der Winter schon naht, verhalten sie sich noch wie im Hochsommer und verkriechen sich nicht, um Schutz zu suchen. Oder sie schwirren orientierungslos um das künstliche Licht, bis sie erschöpft zusammenbrechen. Weniger Insekten bedeuten auch weniger Futter für Vögel und Fledermäuse.
Licht im Garten ist immer schädlich
Auch viele private Hausfassaden und Gärten werden unnötig beleuchtet oder es werden noch immer Lampen eingesetzt, die nach oben nicht abgeschirmt sind und die ganze Nacht in alle Richtungen leuchten. „Mit solch einer Beleuchtung wird die ganze Arbeit, die tagsüber in den insektenfreundlichen Garten gesteckt wird, nachts zunichte gemacht. Denn Licht im Garten ist immer schädlich. Jede*r Gartenbesitzer*in sollte sich die Frage stellen, welche Lichtquelle brauche ich in meinem Garten tatsächlich und wie kann ich deren schädliche Wirkung auf unsere Tierwelt verringen?“, sagt Lilith Stelzner, Naturschutzreferentin des BUND Baden-Württemberg.
Was kann ich für nachtaktive Tiere tun?
- Beleuchtung am Haus und im Garten sparsam einsetzen: Nicht jede Beleuchtung am Haus, im Garten oder am Balkon ist notwendig. Um Insekten im Garten oder in den benachbarten Lebensräumen nicht zu stören, sollte sich die Beleuchtung auf Wege und Treppen beschränken. Licht direkt wieder ausknipsen, wenn nicht mehr benötigt.
- Das richtige Licht wählen: Es sollten insektenfreundliche Leuchten ohne UV- und Blaulichtanteile (1700 bis 2200 Kelvin) verwendet werden. Zusätzlich auf niedrige Beleuchtungsstärken von etwa drei bis fünf Lux für die Beleuchtung achten. Zum Vergleich: Ein Vollmond strahlt mit maximal 0,3 Lux.
- Solar-Lichterketten und Solarlampen im Garten nur einschalten, wenn man sich dort aufhält: Solar-Lichterketten oder kleine Solarlampen im Garten und auf dem Balkon sind nur umweltfreundlich, wenn sie richtig abgeschirmt und auch wieder ausgeschaltet werden.
- Stechmücken schonend abwehren: Stechmücken sind wichtige Nahrung für Frösche, Kröten, Spinnen oder Vögel. Deshalb besser keine Insektenvernichter-Lampen aufstellen, die neben Stechmücken auch Nachtfalter und Käfer locken und dann durch Strom verbrennen. Besser sind ätherische Öle von Zitronengras oder Rosengeranie, um die Tiere abzuwehren.
- Sprechen Sie mit Ihren Nachbar*innen und Freund*innen und Familienmitgliedern über die ökologischen Auswirkungen der Außenbeleuchtung und teilen Sie Ihre Erfahrungen und Tipps zur insektenfreundlichen Beleuchtung an Haus und Garten.
- Üben Sie bei sich im Ort Einfluss für insektenfreundliche Beleuchtung aus: Überzeugen Sie Ihre Kommune davon, Gebäude in den Sommermonaten gar nicht und im Winter nur bis 22:00 Uhr zu beleuchten. Das entspricht ohnehin den seit 2021 geltenden gesetzlichen Vorgaben des Naturschutzgesetztes (§ 21 NatSchG). Gehen Sie auch auf Ihre Kirchengemeinde oder ortsansässige Firmen zu und werben Sie für eine deutliche Verringerung oder Abschaltung der Außenbeleuchtung.
Hintergrund: Auswirkungen von Lichtverschmutzung
Die Hälfte der in Deutschland lebenden Insekten ist nachtaktiv. Insekten sehen noch bei unglaublich geringen Lichtstärken. In riesigen Scharen werden sie vom Licht angezogen und aus ihren Lebensräumen herausgerissen. Licht zur falschen Zeit verändert ihr tages- und jahreszeitliche Verhalten. Im Spätherbst können sich die Insekten nicht rechtzeitig auf den Winter vorbereiten. Sie verkriechen sich nicht oder sie begeben sich zu anderen Zeiten als üblich auf Nahrungssuche. Da unsere Landschaft nachts hell beleuchtet ist, werden außerdem ihre Lebensräume zerschnitten und voneinander getrennt. Dadurch breiten sich die Tiere nicht mehr aus und sie können keine neuen Lebensräume erobern.