Aktuelle Forschungsergebnisse machen die Lichtverschmutzung als eine der Hauptursachen für den dramatischen Rückgang von nacht- und dämmerungsaktiven Lebewesen und für das Insektensterben mit verantwortlich.
Der BUND Baden-Württemberg möchte mit dem Projekt „Die Nachtretter“ die Dunkelheit als schützenswertes Ökosystem begreifbar machen und zu einem sinnvollen Umgang mit künstlichem Licht anregen. Kommunen, Firmen, Kirchengemeinden und Privatpersonen sollen dazu bewegt werden, nächtliche Lichtimmission zu reduzieren.
Der Wert der Nacht für den Rhythmus des Lebens
Am Tag-Nacht-Rhythmus richtet sich das Leben überall auf der Erde aus. Aber wo sind die dunklen Nächte geblieben? Künstliches Licht, eine der besten Erfindungen der Menschheit, ist heute in unseren Städten und Dörfern vielerorts zum Störfaktor geworden. Die nächtliche Beleuchtung hat nicht nur große Auswirkungen auf unsere Tierwelt, sondern auch auf die menschliche Gesundheit.
Zugvögel werden durch Lichtimmissionen in ihrer Orientierung gestört, für Singvögel gehen Abend- und Morgendämmerung nahtlos ineinander über, lichtscheue Fledermausarten werden verdrängt und lokal kann es zum Verlust von ganzen Nachtfalterpopulationen kommen. Auch die Fische in unseren Flüssen und Seen sind betroffen, ebenso die Stadtbäume und viele mehr.
Ganz schleichend ist die Nacht auch für uns verloren gegangen. Heute leuchtet der Planet Erde, während wir schlafen. Und das in Zeiten eines globalen Klimawandels und der unabdingbaren Notwendigkeit, unseren Energieverbrauch zu drosseln.
Auch Solarleuchten leuchten
Hauseingänge, Hofeinfahrten, Fassaden und Gärten sind mit vermeintlich umweltfreundlichen Solarlampen beleuchtet. Das Streulicht der Straßenbeleuchtung reicht oft weit über die Straße hinaus und der Parkplatz vom Supermarkt oder dessen Fassade wird nachts beleuchtet, obwohl niemand da ist.
Auch wenn es vielleicht nur um einzelne Lampen oder Solarleuchten geht, so haben sie dennoch großen Einfluss auf alle Tiere in ihrem Umfeld: Vom Igel bis zu den Nachtfaltern, Fledermäusen und nachts ruhebedürftigen Gebäudebrütern. Während wir unsere Rollläden herunterlassen können, können sich die Tiere nicht dagegen wehren, wenn wir die Nacht vielerorts zum Tag machen.
Das darf doch gar nicht sein!
Menschen und tagaktive Tiere brauchen die Nacht zum Schlafen und nachtaktive Tiere können ohne die Dunkelheit der Nacht nicht leben. Das Kunstlicht gilt deshalb je nach Art und Ausmaß seit 2011 gemäß dem Bundesimmissionsschutzgesetz als schädliche Umwelteinwirkung. Ziel dieses Gesetzes ist es, neben dem Menschen auch Tiere und Pflanzen vor schädlichen Lichtimmissionen zu schützen. Auch in der Neufassung des Landesnaturschutzgesetzes vom 11. Februar 2023, die aus dem Volksbegehren „Rettet die Bienen“ hervorgegangen ist, befinden sich unter den Neuregelungen Vorschriften zur insektenschonenden Beleuchtung.
Lichtvermeidung und Sicherheitsempfinden
Selbstverständlich wollen wir das Licht nicht an Stellen abschalten, wo Beleuchtung sinnvoll der Sicherheit dient. Manche Lampen strahlen jedoch viel Licht nutzlos in den Himmel, in „kalten“, also bläulichen Frequenzen und/oder in extremer Stärke und manche blenden sogar. Dort, wo nachts keine Menschen unterwegs sind, sollte das Licht immer ausgeschaltet werden.
Werden Sie Retter*in der Nacht
Wenn Sie unnötig angestrahlte Gebäude, nach Ladenschluss beleuchtete Parkplätze, zu helle Straßenbeleuchtung oder ähnliches entdecken, dokumentieren Sie diese am besten mit Fotos und sprechen die Verantwortlichen direkt an. Dabei hilft auch unser Flyer, den Sie hier herunterladen oder bestellen können.
Zuhause aktiv werden
Jede*r kann im eigenen Zuhause etwas gegen Lichtverschmutzung tun! Hier gibt es Tipps für den privaten Lebensbereich.
Maßnahmen für Kommunen und Gewerbe
Das Projekt „Die Nachtretter“ richtet sich auch direkt an Kommunen, Firmen und Kirchengemeinden. Denn ihnen kommt eine besondere Verantwortung im öffentlichen Raum zu.