BUND Landesverband
Baden-Württemberg

Wechsel von Steinkohle zu Erdgas: BUND BW veröffentlicht Positionspapier zum Fuel-Switch

02. März 2022 | Energiewende, Klima und Energie (BW), Klimaschutz (BW), Kohle, Ressourcen & Technik, Umweltpolitik (BW), Nachhaltigkeit

Der Umweltverband hat einen Katalog mit Kriterien entwickelt, die erfüllt sein müssen, damit ein Wechsel von Steinkohle zu Erdgas einen Beitrag zur Energiewende darstellen kann. 

Protestaktion Straßbourg gegen EU-Taxonomie Bei der Verbrennung von Erdgas entstehen klimaschädliche Methanemissionen. Bei der Protestaktion in Straßburg demonstrierten deshalb zahlreiche Menschen gegen den Ausbau von Erdgas.  (Julian Rettig / .ausgestrahlt, KoalaKollektiv)

Der BUND Baden-Württemberg hat ein Positionspapier zum Wechsel von Steinkohle zu Erdgas, dem sogenannten Fuel-Switch, erstellt. Der Anlass ist, dass zurzeit in Baden-Württemberg neue Erdgas- und Heizöl-betriebene Kraft- und Heizkraftwerke geplant werden, die solche für Steinkohle ersetzen sollen. Der Umweltverband bezweifelt, dass dadurch die Energiewende generell unterstützt wird und hat deshalb einen Katalog mit Kriterien entwickelt, die erfüllt sein müssen, damit ein solches Vorhaben einen Beitrag zur Energiewende darstellen kann.

Sylvia Pilarsky-Grosch, die Landesvorsitzende des BUND Baden-Württemberg, betont die Brisanz: „Deutschland muss seine Abhängigkeiten von Erdgas- und Kohleimporten schnell reduzieren. Der Krieg in der Ukraine macht deutlich, wie schlecht es für Deutschland ist, von diesen Energieträgern abhängig zu sein. Gleichzeitig zeigt uns der aktuelle Bericht des Weltklimarats, wie wenig Zeit der Menschheit noch bleibt, um die Folgen der Erderhitzung auf ein erträgliches Maß zu begrenzen. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien muss oberste Priorität haben.“

Doch von einigen Stimmen wird das klimaschädliche Erdgas weiterhin als eine umweltfreundliche Brückentechnologie gesehen. Sie solle so lange genutzt werden, bis Erneuerbare Energien in ausreichendem Ausmaß zur Verfügung stehen. „Doch diese Notlösung erweist den Erneuerbaren Energien einen Bärendienst. Für ihren schnellstmöglichen Ausbau braucht es Geld und politischen Druck. Beides ist stärker vorhanden, wenn nicht auf den vermeintlichen Ausweg Gas gesetzt wird“, erklärt Sylvia Pilarsky-Grosch.

Bau neuer Gaskraftwerke nur unter bestimmten Bedingungen

Die Expert*innen des BUND Baden-Württemberg haben strenge Kriterien aufgestellt, unter denen der Bau neuer Gaskraftwerke heute noch Sinn ergibt. So müssen die Vorhaben unter anderem in die Wärmeplanungen der Kommune integriert werden.
Die in „Fuel Switch – Bedingungen für einen Wechsel von Kohle zu Erdgas“ enthaltenen Forderungen richten sich einerseits an die Landespolitik, die die energiepolitischen Rahmenbedingungen verbessern und sich in die Unternehmenspolitik der landeseigenen EnBW stärker einmischen muss. Andererseits richten sie sich direkt an die Unternehmen, die Gaskraftwerke planen. Sie sind aufgefordert, Einblicke in ihre Prozesse zu geben, ihre Projekte in die regionalen Planungen zum Umbau der Energieversorgung einzubetten und einen schleichenden Erdgasausstieg in ihre offiziellen Anträge auf Genehmigung zu integrieren.

Hintergrund

zur internationalen Abhängigkeit von Energieimporten: 55% der deutschen Erdgasimporte stammten 2020 aus Russland.  Auf Platz zwei landet Norwegen mit 31%. 57% der deutschen Steinkohleimporte stammten 2021 aus der Russischen Föderation.  Auf Platz zwei folgt Australien mit 16%.
zur Klimawirkung von Erdgas: Neben den CO₂ -Emissionen, die bei der Verbrennung von Erdgas entstehen, ist vor allem der sogenannte Methanschlupf, d.h. die Methanemissionen, die entlang der gesamten Wertschöpfungskette freigesetzt werden, im Zusammenhang mit dem Ausbau der Erdgasinfrastruktur bedenklich. Methan ist 81-mal so schädlich wie Kohlendioxid (auf einen Zeitraum von 20 Jahren gerechnet). Die Menge an freigesetztem Methan wird oft nicht oder nur unvollständig in die Berechnung der Klimawirkung von Erdgas miteinbezogen.
 

Weitere Informationen:

Kontakt für Rückfragen:

  • Sylvia Pilarsky-Grosch, Landesvorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg, 0172 / 834 42 94, Sylvia.Pilarsky-Grosch(at)bund.net
     

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