Stuttgart. Der Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Baden-Württemberg beteiligt sich am neuen sechsjährigen Großprojekt „Wildkatzenwälder von morgen“. Ziel ist es, die Wiederausbreitung der Wildkatze zu fördern und gleichzeitig Wälder als artenreiche und klimarobuste Lebensräume zu gestalten. In Baden-Württemberg liegt der Schwerpunkt auf Gebieten des Naturparks Odenwald im Rhein-Neckar- und Neckar-Odenwald-Kreis sowie des Naturparks Stromberg-Heuchelberg, der sich über die Landkreise Ludwigsburg, Heilbronn, Karlsruhe und Enzkreis erstreckt. Der BUND-Bundesverband setzt das Projekt gemeinsam mit der BUNDjugend und neun weiteren BUND-Landesverbänden um. Das Projekt wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert. Zum Start überreichten Bundesumweltministerin Steffi Lemke und die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz Sabine Riewenherm heute den Förderbescheid an den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Berlin.
Lebensraum der Wildkatze verbessern
„Wir freuen uns, dass wir im Rahmen des Projektes die Lebensräume der Europäischen Wildkatze in Baden-Württemberg aufwerten können. Denn sie sind Refugien der Artenvielfalt“, betont Martin Bachhofer, Landesgeschäftsführer des BUND Baden-Württemberg. „Wo es der Katze gefällt, fühlen sich auch andere bedrohte Tiere wie Bechsteinfledermaus, Feuersalamander und Mittelspecht wohl. Um Waldränder und angrenzende landwirtschaftliche Flächen optimal für die Tiere zu gestalten, kooperieren wir mit Waldnutzenden sowie Entscheidungsträger*innen aus Forst, Landwirtschaft, Jagd, Grundbesitz, Verwaltung, Kommunen und Kirchen vor Ort“.
Die Europäische Wildkatze ist in Deutschland im Aufwind. Sie konnte in den letzten Jahrzehnten vielerorts wieder nachgewiesen werden, wo sie lange als ausgestorben galt. So auch in Baden-Württemberg: „2022 konnten wir mit einem Monitoring mindestens drei Wildkatzen im Odenwald nördlich von Eberbach nachweisen“, erklärt Dr. Andrea Lehning, Leiterin des Projektes beim BUND Baden-Württemberg. „Durch die Aufwertung ihrer Lebensräume wollen wir die Verbreitung der geschützten Art weiter fördern.“ Die Wildkatze gilt als Art nationaler Verantwortlichkeit und wird in der Roten Liste als „gefährdet“ eingestuft. Als sogenannte Verantwortungsarten gelten beispielsweise solche Arten, die wie die Wildkatze ihr europäisches Verbreitungszentrum in Deutschland haben und für deren Schutz Deutschland daher eine besondere Verantwortung trägt.
Die Tiere haben konkrete Anforderungen an ihren Lebensraum: Wildkatzen benötigen unaufgeräumte Wälder mit Totholz und Gebüsch, die ihnen als Versteckmöglichkeit und zur Jungenaufzucht dienen. Sie bevorzugen zudem strukturreiche Waldränder und angrenzende offene Flächen mit Deckung für die Mäusejagd. Zusätzlich müssen in wildkatzengerechten Wäldern Gefahrenquellen minimiert werden, um Unfälle der geschützten Art zu vermeiden.
Nicht nur Wildkatzen profitieren von strukturreichen, laubholzgeprägten Wäldern. Die Wildkatzenwälder von morgen sind besser vor Stürmen und Austrocknung geschützt, robuster gegenüber dem Klimawandel und wiederstandfähiger gegen das Artensterben.
Neben Baden-Württemberg beteiligen sich auch die BUND-Landesverbände Bayern, Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Weitere Informationen zum Projekt finden Sie unter:
- www.bund-bawue.de/wildkatzenwaelder
- Pressemitteilung des Bundesverbandes
- www.bund.net/wildkatzenwaelder
- https://biologischevielfalt.bfn.de/bundesprogramm/projekte/
Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris) lebt zurückgezogen in unseren Wäldern. Ursprünglich in ganz Deutschland heimisch, leben heute geschätzt 6.000 bis 8.000 Tiere bei uns und das überwiegend in Mittel- und Südwestdeutschland. Die Wildkatze ist wie kaum eine andere Art als Leitart des Naturschutzes für einen Verbund von Waldlebensräumen geeignet. Wildkatzen reagieren sehr sensibel auf die Zerschneidung ihrer Lebensräume durch Straßen, Siedlungen und ausgeräumte Agrarflächen. Dort, wo sich die Wildkatze wohlfühlt, sind die Bedingungen auch für andere gefährdete Arten wie den Luchs, für scheue Vögel wie den Schwarzstorch, seltene Käferarten und Pilze optimal. Der BUND engagiert sich bereits seit Jahrzehnten für den Schutz der Europäischen Wildkatze und ihrer Lebensräume. In Baden-Württemberg etwa mit dem Rettungsnetz Wildkatze und dem Wildkatzensprung, bei denen die Verbindung von Lebensräumen der Wildkatze im Mittelpunkt stand. So gibt es inzwischen einen Wildkatzenkorridor bei Herrenberg als Verbindung zwischen Naturparken Schwarzwald und Schönbuch. Der nächste Korridor entsteht im Kreis Ludwigsburg als Verbindung zwischen den Naturparken Stromberg-Heuchelberg und dem Schwäbisch-Fränkischen Wald.
Kontakt:
- Ramona Fritz, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel.: 0711-620306-17, E-Mail: ramona.fritz(at)bund.net
- Dr. Andrea Lehning, Projektleitung „Wildkatzenwälder von morgen“, Tel. 0152 08794420, E-Mail: andrea.lehning(at)bund.net