Aus für AKW Gundremmingen – BUND fordert: Auch das AKW Neckarwestheim II muss schnell vom Netz

28. Dezember 2021 | Atomkraft, Klima und Energie (BW), Ressourcen & Technik, Umweltpolitik (BW)

Der BUND Baden-Württemberg ist erleichtert, dass das AKW Gundremmingen bei Günzburg endlich vom Netz geht. Der Umweltverband appelliert an die baden-württembergische Landesregierung, das gefährliche AKW Neckarwestheim II ebenfalls schnellstmöglich abzuschalten.

Zahlreiche Menschen stehen vor dem Atomkraftwerk Gundremmingen und fordern mit einem Banner dessen Abschaltung. Jahrzehntelang hat der BUND auf die unzureichenden und teilweise mangelhaften Sicherheitssysteme der Atomkraftwerke wie dem in Gundremmingen hingewiesen.  (BUND Naturschutz in Bayern)

Stuttgart/Berlin. Mit den Atomkraftwerken Brokdorf, Grohnde und Gundremmingen C gehen am Freitag drei der letzten sechs AKWs in Deutschland vom Netz. Der BUND begrüßt das überfällige Ende der veralteten und gefährlichen Kraftwerke. Besonders das AKW Gundremmingen an der Grenze zu Baden-Württemberg stand bereits seit Baubeginn auf Grund zahlreicher Sicherheitsrisiken in der Kritik. In Baden-Württemberg ist trotz massiver Sicherheitsbedenken das Atomkraftwerk Neckarwestheim (Gemeinschaftskernkraftwerk Neckar GKN) II noch am Netz.

Der BUND appelliert an die neue Bundesregierung, nun auch den vollständigen Atomausstieg zügig umzusetzen. Atomausstieg und Klimaschutz sind kein Widerspruch. Die Abschaltung der Atomkraftwerke gefährdet auch nicht die Versorgungssicherheit, wie manche Stimmen behaupten. Sylvia Pilarsky-Grosch, Landesvorsitzende des BUND Baden-Württemberg betont: „Das Aus der drei AKW ist ein wichtiger Etappensieg im deutschen Atomausstieg. Jahrzehntelang hat der BUND auf die unzureichenden und teilweise mangelhaften Sicherheitssysteme hingewiesen und die Störfälle kritisiert. Besonders das AKW Gundremmingen weist als letzter Siedewasserreaktor Deutschlands grundlegende sicherheitstechnische Probleme auf. Durch die Ausstattung mit nur einem Kühlwasserkreislauf verlässt radioaktive Kühlflüssigkeit den Sicherheitsbehälter und schon kleinere Rohrbrüche könnten zur Freisetzung zu radioaktivem Dampf führen. Dass es nun soweit ist und das AKW abgeschaltet wird, ist ein großer Erfolg für alle, die schon am Bauplatz in den 70ern demonstriert haben. Von Anfang an ging es auch darum, sich für eine nachhaltige und gerechte Energieversorgung einzusetzen.“

AKW Neckarwestheim ist Sicherheitsrisiko

In Baden-Württemberg läuft noch das Atomkraftwerk Neckarwestheim II. Trotz massiver Sicherheitsbedenken soll es planmäßig noch bis Ende 2022 am Netz bleiben. Seit 2017 wurden bei jeder der jährlichen Revisionen an den Rohren der Dampferzeuger Risse gefunden. Für den BUND Baden-Württemberg ist es absolut nicht verständlich, warum dieses Kraftwerk nach der letzten Revision wieder ans Netz gehen durfte. Um es sicher betreiben zu können, müssen die Dampferzeuger ausgetauscht werden.

„Das AKW Neckarwestheim ist eine große Gefahr. Jeder Riss, jede Korrosion in den Dampferzeugern kann im Extremfall zum berüchtigten Super-GAU führen. Weitere Risse sehenden Auges in Kauf zu nehmen, ist weder vom Kerntechnischen Regelwerk gedeckt noch entspricht es dem Stand von Wissenschaft und Technik für den sicheren Betrieb von Atomkraftwerken, wie der Reaktorsicherheitsexperte Prof. Manfred Mertins in seinem Gutachten deutlich gemacht hat“, erklärt die BUND-Landesvorsitzende.

Der BUND Baden-Württemberg fordert von der Landesregierung in Baden-Württemberg, diese Gutachten endlich ernst zu nehmen und den Austausch der Dampferzeuger anzuordnen oder das AKW stillzulegen.

Kein Endlager für den strahlenden Müll in Sicht

Neben der Gefahr für Mensch und Umwelt, die von den AKWs oder der Urananreicherungsanlage in Gronau und der Brennelementefabrik in Lingen ausgeht, produzieren diese auch weiterhin Atommüll. Da der Bau eines Atommüllendlagers noch in weiter Ferne liegt, muss der Müll deutlich länger als genehmigt an den Zwischenlagerstandorten in ganz Deutschland stehen. Auch in Neckarwestheim und Gundremmingen wird der strahlende Müll noch über Jahre stehen bleiben. Die Zwischenlager sind schon jetzt ein Sicherheitsrisiko. Der BUND bemängelt, dass die neue Bundesregierung im Koalitionsvertrag keine Antworten für einen dringend benötigten transparenten und partizipativen Zwischenlagerprozess findet.

Sylvia Pilarsky-Grosch beschreibt: „Der Atommüll muss für eine Million Jahre sicher verwahrt werden. Da wird schnell klar: Atomkraft kann nicht gerecht oder umweltverträglich sein. Sie ist darüber hinaus nicht nur zu teuer, sondern auch zu langsam, um eine Lösung für die Klimakrise zu liefern. Die Bundesregierung muss sich auch auf internationaler Ebene dafür einsetzen, dass die gefährliche Atomkraft nicht mehr gefördert und beendet wird. Besonders die europäische Einstufung von fossilem Gas und Atomkraft als nachhaltige Investition würde völlig falsche Weichen stellen.“

 

Weitere Informationen:

Kontakt für Rückfragen:

Sylvia Pilarsky-Grosch, Landesvorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg, Sylvia.Pilarsky-Grosch(at)bund.net

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