Die Umwelt- und Verkehrsverbände BUND, Pro Bahn und VCD fordern eine Neuausrichtung des Projektes „Stuttgart 21“ angesichts immer weiter steigender Kosten bei gleichzeitig ganz neuen Anforderungen an den Schienenverkehr aufgrund des Klimaschutzes und des angestrebten Deutschlandtaktes bei der Bahn. „Die im Vorfeld der am kommenden Mittwoch stattfindenden Aufsichtsratssitzung der Deutschen Bahn bekannt gewordenen weiteren Kostenrisiken bei Stuttgart 21 auf weit über 8,2 Milliarden Euro sind ein vernichtendes Urteil. Die Verantwortlichen dürfen sich nicht länger wegducken und an Luftschlössern festhalten. Alle Beteiligten – Projektträger, Landes- und Bundesregierung – müssen gemeinsam das Projekt neu ausrichten, in Teilen abspecken und nur das umsetzen, was tatsächlich einen Mehrwert bringt. Vor allem muss auf den extrem aufwendigen unterirdischen Bahnhof am Flughafen verzichtet werden“, erklären die BUND-Landesvorsitzende Dr. Brigitte Dahlbender, der Pro Bahn Landesvorsitzende Stefan Buhl und der VCD-Landesvorsitzende Matthias Lieb. „Ein oberirdischer Haltepunkt an der Neubaustrecke genügt, um den Flughafen angemessen an den Bahnverkehr anzubinden.“
"Wir erwarten einen leistungsfähigen Bahnhof"
Der Stuttgarter Bahnknoten muss so gestaltet werden, dass ein maximaler Verkehrszuwachs auf der Schiene möglich ist. „Von einer Investition von über 8 Milliarden Euro erwarten wir einen leistungsfähigen Bahnhof, der möglichst viel Verkehr von der Straße auf die Schiene verlagert und einen pünktlichen sowie stabilen Nah-, Regional- und Fernverkehr gewährleistet. Ein zu schlanker Durchgangsbahnhof mit halbierter Gleiszahl reicht für die Herausforderungen der Zukunft nicht aus. Schon heute ist absehbar, dass Stuttgart 21 und seine Zulaufstrecken bei Inbetriebnahme überlastet sein werden“, erklärt Matthias Lieb. Die Verbände fordern daher einen sofortigen Einstieg in des Konzept „KombiBahnhof“. „Wir haben ein Konzept vorgelegt, wie Teile des bestehenden Kopfbahnhofes mit vier Bahnsteigen und acht Bahnsteiggleisen erhalten werden können, wie die Panoramabahn in den Kopfbahnhof eingeführt werden kann wie durch die zusätzlichen Gleiskapazitäten ein störungsfreier S-Bahn-Verkehr gewährleistet werden kann. Die Zeit drängt, dass sich die Projektpartner ohne ideologische Scheuklappen mit unserem Konzept KombiBahnhof auseinandersetzen und Wege zu dessen Umsetzung entwickeln“, fordert Brigitte Dahlbender.
„Stuttgart ist der zentrale Bahnknoten in Baden-Württemberg. Im Interesse der Fahrgäste und für eine nachhaltige Mobilitätswende muss Stuttgart Taktknoten im Deutschlandtakt und leistungsfähig sein. Das Projekt darf nicht dem Städtebau in Stuttgart untergeordnet werden“, so Stefan Buhl. Abschließend betonen die Verbände, dass Stuttgart 21, so wie jetzt realisiert, nie hätte gebaut werden dürfen. „Alle unsere Kritikpunkte haben sich seit der Faktenschlichtung bewahrheitet. Jetzt geht es darum, das Beste daraus zu machen und in den Dienst von Klimaschutz, Luftreinhaltung und nachhaltiger Mobilitätspolitik zu stellen“, so die Landesvorsitzenden von BUND, Pro Bahn und VCD.
Kontakt für Rückfragen:
- Dr. Brigitte Dahlbender, Landesvorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), E-Mail: brigitte.dahlbender(at)bund.net
- Matthias Lieb, Landesvorsitzender des Verkehrsclub Deutschland (VCD), E-Mail: matthias.lieb(at)vcd-bw.de
- Stefan Buhl, Landesvorsitzender von Pro Bahn Baden-Württemberg, E-Mail: buhl(at)pro-bahn-bw.de
- Klaus-Peter Gussfeld, BUND-Verkehrsreferent, Fon: 0711 620306-15, E-Mail: klaus-peter.gussfeld(at)bund.net