Der Regen der vergangenen Wochen hat in Baden-Württemberg nicht ausgereicht, die Trockenheit in den tieferen Bodenschichten zu beenden. Damit der Wald mit der zunehmenden Trockenheit zurechtkommt, müssen Fichtenforste zu Laubmischwäldern umgebaut werden.
Stuttgart. Auch nach der langen Regenperiode der letzten Wochen sind die Waldböden in Baden-Württemberg in den tieferen Schichten noch zu trocken. Die Wälder leiden seit Jahren zunehmend unter den Folgen der Klimakrise. Trockenheit, Hitze und Stürme setzten den Bäumen zu und befördern Massenvermehrungen von Insekten wie dem Borkenkäfer. Der Anteil der gesunden Waldfläche in Baden-Württemberg liegt auf einem Allzeittief von 17 Prozent. Besonders von Trockenstress betroffen sind naturferne Fichtenmonokulturen, wie sie zum Beispiel im Schwarzwald vorkommen. Doch auch in den Laubwäldern, etwa im Nordosten Baden-Württembergs, sterben immer mehr Bäume ab. Sogar die Eiche, die durch ihr tiefreichendes Wurzelsystem als trockenheitstolerant gilt, leidet mittlerweile unter dem Wassermangel - knapp Dreiviertel des Eichenbestands in Baden-Württemberg gelten laut dem baden-württembergischen Waldzustandsbericht 2022 als geschädigt.
„Wenn mittlerweile selbst die Eiche unter Trockenstress leidet, müssen wir dringend etwas dafür tun, das Wasser im Wald zu halten.“, sagt Andrea Lehning, Waldreferentin des BUND Baden-Württemberg. „Viele Wälder werden immer noch künstlich entwässert. Das muss gestoppt werden, damit der Grundwasserspiegel nicht noch weiter absinkt. Wir brauchen außerdem intakte Waldböden, die Wasser speichern können.“
Fichte adé: Die Wälder in BW müssen grundlegend umgebaut werden
Darüber hinaus muss sich aus Sicht des BUND Baden-Württemberg auch die Zusammensetzung der Baumarten ändern. Reine Fichtenkulturen zur Holzgewinnung werden sich nicht halten können. „Wir brauchen Wälder mit möglichst vielen verschiedenen heimischen Laubbaumarten – etwa Buche, Eiche, Ahorn und Linde“, sagt Waldreferentin Lehning. „Dadurch entsteht Stabilität. Vielleicht schwächelt mal eine Baumart, wenn ein Schädling kommt, aber dann gibt es noch die anderen Baumarten.“ Naturräumlich ist Baden-Württemberg ein Land der Buchenwälder (75% der Waldfläche) und Buchen-Tannen-Wälder (10%). Je naturnäher die Baumartenzusammensetzung unserer Wälder ist, desto besser. Nur in höheren Lagen eignen sich Nadelbäume, hier die Tanne, für die Bestände.
Politik muss Standards für alle Waldbesitzer einführen
Wälder tragen durch ihre Fähigkeit CO2 zu speichern, entscheidend dazu bei, dem Klimawandel zu begegnen. Deshalb muss der Schutz der Wälder aus Sicht des BUND Baden-Württemberg über wirtschaftliche Interessen gestellt werden. Um das zu sichern, braucht es gesetzlich vorgeschriebene Mindeststandards für die Waldbewirtschaftung – etwa ein Kahlschlagverbot und Vorgaben zum Schutz des Waldbodens und zur Wahl der Baumarten. Hier ist die Naturverjüngung mit Laubbäumen gezielten Aufforstungen vorzuziehen, denn überall, wo noch alte Laubbäume in der Nähe sind, samen sich junge Buchen, Eichen und andere Schösslinge von selbst aus. Außerdem sollten alte Bäume, die Tieren als Nistraum dienen, und Totholz verpflichtend im Wald gelassen werden. Waldbesitzer*innen, die ihre Wälder naturnah bewirtschaften oder als Naturwälder ausweisen, sollten Fördergelder bekommen.
Mehr Informationen:
- BUNDmagazin 03/2023, Schwerpunkt „Wälder in der Klimakrise“
- UfZ Dürremonitor
- Wälder: mehr Wildnis wagen!
Kontakt für Rückfragen:
Andrea Lehning, Waldreferentin des BUND Landesverbands Baden-Württemberg e.V., andrea.lehning(at)bund.net, Tel. 0152 08794420