„Baden-Württemberg hat viel zu lange die Augen davor verschlossen, dass auch Kläranlagen zu den Hauptverursacher Phosphor in unseren Seen und Flüssen sind“, kritisiert Brigitte Dahlbender, Vorsitzende des BUND Baden-Württemberg, die Landesregierung. „Noch heute setzt die grün-schwarze Regierung einseitig auf die Landwirtschaft als Hauptverursacher.“
Zwar ist die Überdüngung in der Landwirtschaft ein zentrales Problem für unsere Gewässer und mit den Gewässerrandstreifen ergreift die Landesregierung hier auch schon gute Maßnahmen bei der Phosphor-Reduzierung. Doch das Hessische Umweltministerium kam schon in seinem Bewirtschaftungsplan 2015-2021 zu dem Ergebnis, dass 65 Prozent der Phosphor-Belastung aus Kläranlagen stammt. In Kläranlagen gelangt Phosphor aus Lebensmitteln und Toiletten-Abwasser in unsere Gewässer.
Phosphor stört das ökologische Gleichgewicht
Phosphor im Wasser führt zu verstärktem Pflanzen- und Algenwachstum, was Sauerstoffmangel im Wasser verursachen und das ökologische Gleichgewicht in den Gewässern empfindlich stören kann. „Solange unsere Landesregierung die Belastung durch Phosphor aus Kläranlagen nicht als drängendes Problem erkennt, werden Baden-Württembergs Flüsse und Seen keinen ökologisch guten Zustand erreichen und wir werden die rechtlich verbindlichen Ziele der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) weit verfehlen“, befürchtet Dahlbender.
Europäischer Gewässerschutz: Wasserrahmenrichtlinie
Die WRRL regelt den Umgang und die Bewirtschaftung aller Gewässer. Bis 2015 hätte jedes europäische Gewässer einen guten ökologischen Zustand erreicht haben müssen. Als ökologisch gut gelten Gewässer, die ihrem natürlichem Zustand sehr nahe sind. Darüber entscheiden verschiedene Faktoren: Welche Fische, Kleinlebewesen oder Wasserpflanzen leben im Wasser? Wie steht es um Temperatur oder Sauerstoffgehalt? Und wie hoch ist die Konzentration von Phosphat und umweltgiftiger Stoffe?
Kläranlagen müssen nachrüsten
Hessen hat zur Phosphor-Beseitigung in Kläranlagen 2015 ein Maßnahmenprogramm aufgesetzt. Messergebnisse zeigten bereits erste Erfolge. Der BUND Baden-Württemberg fordert daher die Landesregierung auf, entsprechende rechtliche Vorgaben zu machen und mit den Kommunen zu klären, möglichst schnell die Abwassereinigung zu optimieren. Nur so können Kläranlagen Phosphor zuverlässig eliminieren. Das Land Baden-Württemberg selbst hat im Bodensee-Einzugsgebiet gezeigt, dass technische Nachrüstungen der Kläranlagen ein effektives und relativ kostengünstiges Mittel sind, um Phosphor in den Gewässern deutlich zu reduzieren.
Baden-Württemberg kann von sich selbst lernen
„Das Land kann von sich selbst lernen: Was im Bodensee-Einzugsgebiet gelungen ist, muss jetzt auch in den übrigen Gewässern mit Überdüngungsgefahr gelingen. Der BUND Baden-Württemberg fordert die baden-württembergische Landesregierung auf, jetzt schnell und wirksam zu handeln, um einen wichtigen Beitrag zum guten Zustand unserer Gewässer zu leisten und um die Anforderungen der europäischen Wasserrahmenrichtlinie zu erfüllen“, so die Landeschefin des BUND.
Kontakt für Rückfragen:
- Dr. Brigitte Dahlbender, Landesvorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Landesverband Baden-Württemberg, brigitte.dahlbender(at)bund.net
- Angela Koch, Referentin für Öffentlichkeits- und Pressearbeit, angela.koch(at)bund.net, 0176 – 240 43 107