BUND Landesverband
Baden-Württemberg

Industrie und Kraftwerke treiben Rheinwasser-Temperatur nach oben

26. Juli 2018 | Flüsse und Gewässer (BW), Naturschutz, Klima und Energie (BW), Artenschutz (BW), Naturschutzpolitik (BW)

Kritisches Temperaturniveau droht in den nächsten Tagen erreicht zu werden.

Der Rhein mit Niedrigwasserstand Wegen der andauernden Hitze droht in Kürze die für die Gewässerökologie kritische Temperatur von 28 Grad Celsius überschritten zu werden.  (Foto: Hartmut Weinrebe / BUND Mittlerer Oberrhein)

Der BUND Baden-Württemberg warnt vor steigenden Temperaturen im Rhein und seinen Nebenflüssen. In Kürze droht die für die Gewässerökologie kritische Temperatur von 28 Grad Celsius überschritten zu werden. Neben der andauernden Hitze- und Niedrigwasserperiode sorgen vor allem auch fossil befeuerte Kraftwerke und Industriebetriebe mit ihren Kühlwasser-Einleitungen für zusätzliche Wärmefrachten.

Wird dieses Temperaturniveau erreicht oder gar überschritten, müssten die vorbereiteten Pläne zum Herunterfahren der Kraftwerke aus den Schubladen der Länderbehörden und Energieversorger geholt werden. Denn die Abwärme von Kraftwerken und großen Industrieunternehmen sattelt sich auf die wetterbedingte Erhöhung der Rheinwassertemperaturen oben auf.

Die Erfahrungen aus früheren Hitzeperioden – beispielsweise aus dem Extremsommer 2003 - lassen erwarten, dass zur Vermeidung von Kraftwerksabschaltungen »Teppichhändler-Verhandlungen« zwischen den Umweltministerien und den Energieversorgern starten werden. Die Energieversorger werden alles versuchen, die Abschaltung von Kraftwerken zu vermeiden. Kai Baudis, stellvertretender Landesvorsitzender BUND Baden-Württemberg fordert: „Schon vor der Erreichung von 26 Grad müssen Minderungsmaßnahmen ergriffen werden, um das insbesondere für Fische gefährliche Temperaturniveau nicht zu erreichen.“  

Baudis stellt fest: "Das Abwärmeproblem ist ein weiterer Beweis, dass der Weiterbetrieb von Kohle- und Atomkraftwerken nicht zukunftsfähig ist. Die in Kohle und Uran steckende „Primärenergie“ wird in diesen Kraftwerken allenfalls zu 40 Prozent genutzt, der große Rest landet als Abwärme in den Flüssen oder heizt über die Kühltürme die ohnehin schon zu heiße Atmosphäre auf. Im Gefolge des Klimawandels werden die Hitzeperioden zunehmen“, so die Befürchtung von Baudis. „Dann wird auch der Betrieb der abwärmeträchtigen Kraftwerke immer weniger planbar.“

Hintergrund:

Das zeitliche Zusammentreffen von Niedrigwasser im Rhein und der lang andauernden Hitzeperiode bedroht in vielfältigster Weise die Gewässerökologie. Beispielsweis ziehen sich aufstiegsbereite Fische in kühlere Grundwasserzutritte zurück. Die bei der Aufwärtswanderung in ihre Laichgründe pausierenden Fische werden dadurch aus dem Takt gebracht: So kann beispielsweise das Paarungsverhalten und der Ablaicherfolg gestört werden, wenn die Fische zu spät die angestammten Laichgründe in den Oberläufen der rheinischen Seitengewässer erreichen.

Der in der Oberflächengewässerverordnung festgelegte Grenzwert von 28 Grad erscheint den Gewässerexperten des BUND als zu hoch. Unter Berücksichtigung von Kaltwasser geprägten Fischen, beispielsweise dem Lachs, müssten Minderungsmaßnahmen in den Kraftwerken und Industriebetrieben schon ab 26 Grad ergriffen werden. U.a. im Rahmen seiner Mitarbeit in der Internationalen Rheinschutzkommission setzt sich der BUND für eine Reduzierung der Temperatur-Limits ein.

Kontakt für Rückfragen:

  • Kai Baudis, stellvertretender Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg e.V., Kai.Baudis(at)bund.net

 

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