BUND Landesverband
Baden-Württemberg

BUND klagt gegen die Erweiterung des Mega-Kuhstalls Kobeleshof

04. Februar 2022 | Biotopverbund (BW), Flächenschutz (BW), Landwirtschaft, Trinkwasser (BW), Naturschutz, Artenschutz (BW)

Da das Landratsamt Ostalbkreis die Umweltauswirkungen bei der Genehmigung zur Erweiterung der Rinderhaltung in Ellwangen nicht ausreichend berücksichtigt hat, klagt der BUND gegen das Land (Ostalbkreis).

Der Kobeleshof bei Ellwangen Der Kobeleshof bei Ellwangen soll erweitert werden. Der BUND klagt gegen diese umweltschädigende Erweiterung beim Verwaltungsgericht.  (Hans-Peter Horn)

Stuttgart/Ellwangen. Der BUND Baden-Württemberg hat gestern (3.2.) die Begründung zur Klage gegen das Land Baden-Württemberg, vertreten durch das Landratsamt Ostalbkreis, eingereicht. Gegenstand ist die ausgestellte Genehmigung zur Erweiterung des Kobeleshofes, einem großen Rinderstall in Ellwangen.

Der Umweltverband wirft dem Landratsamt Ostalbkreis vor, die Erweiterung im Frühjahr 2020 genehmigt zu haben, ohne die erforderlichen Umweltprüfungen vorgenommen zu haben. So hatte die Behörde bereits in der Vorprüfung der Umweltverträglichkeit nicht untersucht, ob die beantragte Änderung zu einer relevanten Grundwasserverschlechterung durch Nitrat erheblich beitragen kann. Dabei hätte sie neben den Auswirkungen der Gülle auch die Folgen von Silage auf Abwässer und die Luft ins Auge fassen müssen. Durch die erhöhte Menge an Stickstoff sind zudem erhebliche Folgen für die nahen Biotope zu erwarten, was die Behörde ebenfalls nicht untersucht hatte.

„Massive Gefährdung von geschützten Lebensräumen in Kauf genommen“

Sylvia Pilarsky-Grosch, die Landesvorsitzende des BUND Baden-Württemberg, beschreibt: „Mit dem Beschluss des Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg zum Bau des 1.000-Kühe-Stalles Ostrach-Hahnennest liegt ein vergleichbarer Fall vor. Das Gericht hatte damals die Berücksichtigung der Nitrat-Grenzwertüberschreitungen angemahnt. Im Falle Kobeleshof hat die zuständige Behörde jedoch trotzdem nicht ausreichend geprüft, was eine Erweiterung für die Qualität des Grundwassers bedeuten würde und ob die Grenzwerte für Nitrat eingehalten werden würden. Damit hat sie eine massive Gefährdung von geschützten Lebensräumen und ihrer Artenvielfalt in Kauf genommen.“

Millionen Liter Gülle

Als sehr problematisch ist die Verdoppelung der anfallenden Güllemenge auf knapp 20.000.000 Liter (20 Mio. Liter) Gülle pro Jahr zu sehen, zumal der Kobeleshof in einem Trinkwasserschutzgebiet liegt. Eine erhebliche Grundwasserverschlechterung droht bei jedem erstmaligen Überschreiten bzw. bei jedem Verschlechtern einer Nitratkonzentration von 50 mg/l. 

Werner Gottstein, der Regionalverbandsvorsitzende des BUND Ostwürttemberg betont: „Die Erweiterung des Stalls in Ellwangen wäre eine Bedrohung für Natur und Umwelt, was weder in den Betrachtungen des Landratsamtes ausreichend berücksichtigt noch vom Antragsteller beachtet wurde. Es geht nur darum, möglichst schnell Geld auf Kosten der Umwelt zu verdienen. Ein Umdenken findet und fand leider in keinerlei Weise statt.“

Hintergrund

Im März 2020 hatte das Landratsamt Ostalbkreis die Genehmigung zur Erweiterung des Kobeleshofes auf 1.313 Rinder plus Nachzucht erteilt. Erst nach monatelangem Beharren bekamen die BUND-Aktiven vollständige Akteneinsicht und reichten im Dezember 2020 einen begründeten Widerspruch ein. Das Regierungspräsidium Stuttgart lehnte im Oktober 2021 den Widerspruch ab. Am 25.11.2021 reichte der Landesverband des BUND daraufhin Klage beim Verwaltungsgericht ein.

Weitere Megaställe in Planung

Der Kobeleshof ist nicht der einzige Megastall in Baden-Württemberg. Im März 2021 bestätigte der Verwaltungsgerichtshof (VGH) Baden-Württemberg die Bedenken des BUND Baden-Württemberg gegenüber dem Bau des Kuhstalls Hahnennest in Ostrach und stellte im Eilverfahren fest, dass die Erteilung der Genehmigung wohl rechtswidrig war. Mehrere Mängel, die der VGH in diesem Fall rügte, sind auch beim Kobeleshof bei Ellwangen und beim 8000-Schweine-Stall in Langenburg-Nesselbach vorhanden. Die Haltungsbedingungen in solchen Ställen, in denen Tiere auf engem Raum zusammengepfercht sind, führen zu großem Leid. Zudem beschleunigen solche industriell geführten Anlagen das Sterben von kleineren Höfen und treiben die Pachtpreise für landwirtschaftliche Flächen nach oben.

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