BUND Landesverband
Baden-Württemberg

Wäschewaschen mit Rosskastanien

16. Januar 2019 | Chemie, Nachhaltigkeit, Suffizienz, Umweltbildung (BW)

Einige Bestandteile von Waschmitteln können negative Auswirkungen für Natur und Umwelt haben. Dabei geht Waschen auch ganz ohne Chemie!

Kastanien liegen auf einer Bank Eine Kastanie auf einer Bank.  (Weigand / photocase.de)

Nicht nur Kosmetika, welche Sie mit dem ToxFox scannen können, enthalten teilweise umwelt- und gesundheitsschädliche Stoffe.

Auch einige Bestandteile von Waschmitteln können negative Auswirkungen für Natur und Umwelt haben.

Dabei geht Waschen auch ganz ohne Chemie! Es gibt ein tolles Produkt, das sprichwörtlich auf der Hand oder besser gesagt (in unseren Gärten, Wäldern, Parks oder am Straßenrand) zu unseren Füßen liegt: die schöne Rosskastanie. Diese können wir nicht nur zum Basteln oder Dekorieren verwenden, sondern auch als praktisches Waschmittel im Haushalt.  

Regionales Bio-Waschmittel mit bester CO2-Bilanz

Die Kastanie ist dabei die bessere Alternative zu indischen Waschnüssen aus der Drogerie. Letztere sind zwar auch umweltschonend und komplett biologisch abbaubar. Doch ihre CO2-Bilanz ist schlecht – schließlich haben sie einen langen Weg hinter sich, bevor sie hier in den Regalen landen.

Außerdem hat sich der Preis für Waschnüsse in Indien im Zeitraum von 2003 bis 2008 durch den Boom hierzulande versechsfacht. Wer also vermeiden will, Umweltschutz auf Kosten des globalen Südens zu betreiben, greift lieber zur heimischen Rosskastanie.

Warum Kastanien schäumen

Wie die indischen Waschnüsse besitzen auch Rosskastanien viele Saponine, also Substanzen, die bei Zugabe von Wasser Schäume bilden. Und das kann man fürs Waschen nutzen.

Vom Boden in die Waschtrommel

Wichtig nach dem Sammeln: Die Kastanien müssen absolut trocken gelagert werden. Am besten legt man sie dazu auf Zeitungspapier aus und lässt sie einige Tage in Ruhe. Die Kastanien sollten sich dabei am besten nicht berühren.

Waschen, schneiden, trocknen – so geht’s

Die Zutaten für eine Wäsche:

  • 4 bis 6 Kastanien
  • Bei hartem Wasser: einen Teelöffel Waschsoda
  • Nach Belieben: ätherisches Öl.

Beim Öl sollten Sie darauf achten, dass es nicht gewässerschädigend ist! Also immer solches Öl einsetzen, dass man auch als Medizinprodukt anwenden kann, z.B. Lavendelöl oder japanisches Heilpflanzenöl aus dem Reformhaus oder Bio-Laden.

Große Oberflächen schaffen

Fürs Waschen nimmt man pro Waschgang etwa 4 bis 6 Kastanien. Die muss man zerkleinern, damit sie eine möglichst große Oberfläche bilden – so können sie die meisten Saponine abgeben.

Klassischerweise zerhaut man die Kastanien mit einem Hammer, um sie zu zerkleinern. Doch um die angehende Weihnachtsstimmung nicht mit lautem Hämmern zu vertreiben, dient auch der Nussknacker oder ein Messer als gutes Werkzeug. Vorher legt man die Kastanien am besten für eine halbe Stunde in Wasser ein, dann lassen sie sich einfacher zerkleinern. Außerdem kann man dann ihre Schale besser entfernen.

Schöner Schaum

Die zerkleinerten Kastanien kommen dann in ein mittelgroßes Schraubglas. Sie sollten etwa ein Viertel des Glases einnehmen. Dieses füllt man mit Wasser auf und lässt das Ganze für mindestens acht Stunden stehen. Währenddessen geben die Kastanien die Saponine ins Wasser ab. Wenn man das Glas schüttelt, sieht man schon, wie sich oben der Schaum bildet. Am besten setzt man diesen Sud immer abends auf und lässt ihn über Nacht stehen.

Für Eilige: Wenn man die Kastanien etwa 15 bis 20 Minuten köchelt, erzielt man denselben Effekt. Das ist aber natürlich nicht so nachhaltig.

Ab in die Trommel

Den Kastanien-Waschsud gießt man dann durch ein Sieb in das Fach für Waschmittel. Dazu gibt man bei hartem Wasser noch einen Teelöffel Waschsoda (Natriumkarbonat) dazu. Wer mag, fügt noch ein paar Tropfen ätherisches Öl hinzu. Vom Lavendelöl braucht man dabei etwas mehr als vom Heilpflanzenöl: etwa sieben bis neun Tropfen gegenüber vier bis sechs Tropfen.

Und weil’s so schön war, gleich noch einmal!

Das Tolle ist: Die Kastanien lassen sich mehrmals verwenden – sie ergeben mindestens zwei Wäschen. Dazu kann man entweder gleich wieder Wasser dazutun oder aber man trocknet die bereits verwendeten Kastanien und nutzt sie zu einem späteren Zeitpunkt wie gerade beschrieben noch einmal. Und wer ganz viel rausholen will, der zerkleinert sie noch weiter und nutzt sie ein drittes Mal.

Ein "Aber" zum Schluss

Für helle Wäsche sollte man die Schalen der Kastanien entfernen und noch etwas Backpulver oder Natron (Natriumhydrogencarbonat) in die Trommel geben. Für wirklich weiße Wäsche eignen sich Kastanien leider nicht, denn sie geben einen leichten Gelbschimmer ab.

Dieser Ökotipp stammt von Jeannette Cwienk (www.wilderwegesrand.de). 

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