„Die Zahlen zum Pestizideinsatz sind auch noch immer ernüchternd“, kommentiert Brigitte Dahlbender, BUND-Landesvorsitzende, den vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit veröffentlichten Bericht. „Die Daten zeigen, dass die in Deutschland eingesetzten Wirkstoffmengen über die Jahre tendenziell nicht zurückgehen.“ Im Gegenteil: 2018 wurden in Deutschland 29.591 Tonnen Pestizide ausgebracht. Der Einsatz war somit um 2.859 Tonnen höher als 1994. „Der Pestizideinsatz 2018 war weiterhin hoch, obwohl wegen der extrem trockenen Witterung der Druck durch Beikräuter und Pilzkrankheiten gering war“. Zahlen für die einzelnen Bundesländer werden nicht erhoben.
In Baden-Württemberg: gesetzliche Pestizid-Reduktion
Im Juli 2020 hat der Landtag von Baden-Württemberg als Konsequenz aus dem Volksbegehren Artenvielfalt „Rettet die Bienen“ die Reduktion der eingesetzten Pestizidmenge um 40 bis 50 Prozent bis 2030 beschlossen. „Dass die deutschlandweit eingesetzte Pestizidmenge trotz des Nationalen Aktionsplans zur Pestizidreduktion in den letzten 25 Jahren nicht abgenommen hat, bereitet Sorgen. Und zeigt deutlich, dass gesetzliche Verpflichtungen dringend notwendig sind, um den Einsatz von Pestiziden zu verringern“, so Dahlbender. „Nach Baden-Württemberg brauchen wir auch bundesweit konsequente Maßnahmen und Gesetze, um die Reduktionsziele zu erreichen“.
Hoch umstrittenes Glyphosat noch immer stark im Einsatz
Laut Pestizidbericht war 2018 das hoch umstrittene Herbizid Glyphosat der Wirkstoff, der mit über 3.000 Tonnen am meisten eingesetzt wurde. Der Einsatz ist damit nur leicht zurückgegangen. „Die bisherigen Auflagen und die freiwilligen Verzichte genügen nicht“ so Dahlbender. „Wir brauchen möglichst schnell ein konsequentes Glyphosat-Verbot – so wie in Frankreich und Luxemburg“.
Laut Bericht war der Wirkstoff Mancozeb mit zwischen 1.000 und 2.500 Tonnen in 2018 eines der am meisten verwendeten Fungizide. Der Wirkstoff wird von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit als reproduktionstoxisch bezeichnet. Das heißt, er hat hormonähnliche Wirkungen und kann zu Unfruchtbarkeit führen. Zudem steht er im Verdacht, krebserregend zu sein. Schweden hat den Stoff bereits 2008 verboten.
1,5 Prozent der Pestizide von privaten Gartenbesitzer*innen
Der Bericht entlastet die Haus- und Schrebergartenbesitzer*innen, die gelegentlich verdächtigt werden, viel zu viel zu spritzen. Gartenbesitzer*innen haben nur 1,5 Prozent der Wirkstoffmenge abgegeben.
Weitere Informationen
- Absatz an Pflanzenschutzmitteln in der Bundesrepublik Deutschland. Ergebnisse der Meldungen gemäß § 64 Pflanzenschutzgesetz für das Jahr 2018
Kontakt für Rückfragen
- Dr. Brigitte Dahlbender, Vorsitzende Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Landesverband Baden-Württemberg e.V., brigitte.dahlbender(at)bund.net
- Gottfried May-Stürmer, Landwirtschaftsreferent BUND Baden-Württemberg, gottfried.may-stuermer(at)bund.net