BUND-Ehrenvorsitzende Dr. Brigitte Dahlbender

Dr. Brigitte Dahlbender  (Frank Müller)

24 Jahre lang, bis April 2021, war sie Vorsitzende des BUND Baden-Württemberg. In dieser Zeit hat Brigitte Dahlbender in enger Zusammenarbeit mit Landesvorstand und Hauptamtlichen den BUND geprägt und geformt. Sie hat Struktur gegeben und Strukturen verändert. Sie hat öffentliche politische Debatten angestoßen und diese engagiert geführt. Sie hat auch zahlreiche Erfolge erzielt. Brigitte Dahlbender hat sich entschieden, bei der BUND-Landesdelegiertenversammlung im April 2021 das Kapitänsruder in andere Hände zu geben. Die Versammlung wählte sie zur Ehrenvorsitzenden.

Stationen

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Ein Paukenschlag in der Anfangsphase

Brigitte Dahlbender studierte Biologie und Geografie und promovierte in Biologie. Ihre lange ehrenamtliche Tätigkeit beim BUND in Ulm sowie in der Region Donau-Iller und ihre Arbeit als Referentin für den damaligen BUND-Landesvorsitzenden Hansjörg Breitinger bildeten gute Grundlagen für ihr neues Amt, in das sie 1997 gewählt wurde. Gemeinsam mit dem damaligen Landesvorstand stellte sie sich bald nach ihrer Wahl eine Herkulesaufgabe: Der BUND sollte seine Landesgeschäftsstelle zukünftig dort haben, wo die landespolitische Musik spielt. Der Vorstand beschloss und vollzog den Umzug von Freiburg nach Stuttgart – eine ebenso schmerzhafte wie mutige und fruchtbringende Entscheidung.

Gute Bahnen für den BUND

Gemeinsam mit „ihrem“ Landesvorstand gelang es Brigitte Dahlbender ab 1999, die hauptamtlichen Strukturen und die Finanzen des Verbands zu stabilisieren. Später diente dazu auch ein mehrjähriger Organisationsentwicklungsprozess im BUND, den sie initiiert hatte. Der bislang letzte Schritt bei der Stabilisierung der Finanzen war die Vollfinanzierung der zwölf BUND-Regionalgeschäftsführer*innen durch den Landesverband seit 2019 - und damit die Stärkung des BUND in der Fläche. Auch der Aufbau von heute zehn landesweiten Facharbeitsgruppen des BUND begann mit ihrer Wahl zur Landesvorsitzenden. Sie schärfte das naturschutzpolitische Profil des Verbands, sorgte für die Schaffung der Stelle eines bzw. einer Naturschutzreferentin und brachte die Positionen des BUND in den Fachausschuss für Naturschutz des Landes ein.

Den BUND kampagnenfähig machen

Sowohl in der Zeit des Umzugs und Umbruchs um 1999 als auch zweimal danach übernahm Brigitte Dahlbender kommissarisch auch die Landesgeschäftsführung. Unter ihrer Leitung entwickelte der BUND seine Kampagnenfähigkeit und führte mehrjährige, erfolgreiche Projekte durch. Einige Themen und Ziele:

  • Lebendige Bäche und Flüsse
  • Gentechnikfreies Baden-Württemberg
  • Atomausstieg
  • Schmetterlingsland Baden-Württemberg
  • Die Wildkatze kehrt zurück
  • Biotopverbund – Netzwerk des Lebens

Heute unterstützen knapp 100.000 Menschen in Baden-Württemberg den BUND. Mit rund 100 Angestellten und 5000 Ehrenamtlichen, mit einer starken BUNDjugend, 250 BUND-Gruppen, über 100 BUND-Kinder- und Jugendgruppen sowie 25 Geschäftsstellen vor Ort, zwei großen Zentralen in Stuttgart und Radolfzell sowie zahlreichen etablierten Instrumenten und Strategien hat sich der BUND unter Brigitte Dahlbenders Führung zu einem gefragten und schlagkräftigen Verband entwickelt.

Stuttgart 21

Seit den 1990er Jahren weist der BUND auf die verkehrspolitischen und städtebaulichen Fehler des Bahnprojekts Stuttgart 21 hin. Beim Widerstand gegen das Milliardengrab ab Mitte der 2000er Jahre nahm der BUND unter Brigitte Dahlbenders Führung eine wichtige Rolle ein. Sie wurde Sprecherin des Aktionsbündnisses und argumentierte politisch pointiert und hochwirksam. 2010 präzisierte Brigitte Dahlbender in der Faktenschlichtung unter dem CDU-Politiker Heiner Geißler die Fehler des Bahnprojekts und brachte 2011 die Volksabstimmung zu Stuttgart 21 mit auf den Weg. Trotz einer Phalanx von Bürgermeistern und Landräten, die für Stuttgart 21 mit großem Budget warben, schafften es der BUND und seine Partner, dass über 1,5 Millionen Menschen „Nein“ zu Stuttgart 21 sagten. Die Mehrheit begrüßte aber das Projekt - und Brigitte Dahlbender zog daraus die demokratische Konsequenz: Der BUND nimmt seither zwar weiterhin öffentlich und kompetent Stellung zu den Planungsverfahren, zog sich aber aus dem grundsätzlichen Widerstand zurück

Nachhaltigkeit

Das Thema Nachhaltigkeit und seine Verankerung in der Politik des Landes ist seit Jahren ein zentrales Anliegen von Brigitte Dahlbender. Sie machte Anfang der 2010er Jahre Druck, damit aus einer wirkungsarmen Werbeveranstaltung der damaligen Landesregierung wirklich eine Nachhaltigkeitsstrategie mit Konsequenzen für Ministerien und Kabinett wurde. Im Nachhaltigkeitsbeirat der Landesregierung wirkt sie als Stellvertreterin von Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Auch in dem von Kretschmann einberufenen Strategiedialog Automobilwirtschaft zeigt sie Flagge für Umwelt- und Klimaschutz – als einzige Vertreterin der Umweltverbände.

Wegbereiterin des Gehörtwerdens

Beim Verband Deutscher Ingenieure (VDI), im Beirat für Raumordnung des Bundesverkehrsministeriums und im Kuratorium Nationale Stadtentwicklungspolitik brachte Brigitte Dahlbender auch auf Bundesebene ihre Fachkenntnis ein. In vielen Gremien präsentierte und profilierte sie die Positionen des BUND und der Umweltbewegung und sorgte parallel dafür, dass die Qualität der Positionierung hoch blieb, auch durch den Kontakt mit der Wissenschaft. Ihr intensiver persönlicher Austausch mit Politik und Wirtschaft führte dazu, dass es die Verantwortungsträger der Gesellschaft heute nicht mehr wagen, die Positionen von Umweltverbänden und ihren Bündnissen mit der Zivilgesellschaft zu diskreditieren oder zu ignorieren. Der BUND und die Umweltbewegung werden heute frühzeitiger als noch in den 2000er Jahren angehört. Ignorieren oder arrogante und abwertende Reaktionen der Verantwortlichen auf den Widerstand von BUND und Umweltbewegung sind heute deutlich seltener.

Fürsprecherin der Bürgerbeteiligung

Brigitte Dahlbenders Engagement mündete unter anderem auch in die Schaffung des Amts der „Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung“ in der Landesregierung von 2011. Sie beriet und unterstützte Staatsrätin Gisela Erler beim Aufbau von Strukturen der Bürgerbeteiligung. Was hierbei für das Informations- und Mitspracherecht der Zivilgesellschaft erreicht wurde, lässt sich im Vergleich von heute zu vor 2010 als Quantensprung bezeichnen. Ohne den Aufbau dieser neuen Politikelemente wäre auch das Volksbegehren „Artenschutz – Rettet die Bienen“ im Jahr 2019 und die folgenden gesetzlichen verankerten Errungenschaften für Artenschutz und ökologische Landwirtschaft nicht denkbar gewesen. Brigitte Dahlbender speiste im Trägerkreis des Volksbegehrens die Kenntnisse und Erfahrungen des BUND sowie zahlreiche gute Ideen fruchtbringend ein. Unter anderem für die Wegbereitung der Bürgerbeteiligung wurde sie 2013 mit dem Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet.

Aktiv auch auf Bundesebene

Den BUND-Bundesverband gestaltete Brigitte Dahlbender von 2001 bis 2007 als stellvertretende Bundesvorsitzende mit. Davor und danach vertrat sie den BUND Baden-Württemberg im wichtigen BUND-Verbandsrat, auch als dessen stellvertretende Vorsitzende. Drei Jahre lange brachte sie mit zahlreichen Gesprächen, intensiver Verbandsbeteiligung und großer Akribie die Formulierung eines „Leitbild für die Verbandsentwicklung“ des BUND voran das die BUND-Bundesdelegierten 2004 verabschiedeten. Seither und bis heute hat das Leitbild die Verbandsentwicklung im BUND sowohl auf Bundesebene wie in den Landesverbänden geprägt und befeuert. 2018 ehrte sie der BUND-Bundesverband für ihr Engagement auf der Bundesebene.

Landesvorsitzende seit 1973

Dr. Hans-Jörg Breitinger, Dr. Brigitte Dahlbender, Prof. Dr. Gerhard Thielcke

Dr. Brigitte Dahlbender:

November 1997 bis April 2021

 

Ursula Zeeb (kommissarisch):

April bis November 1997

 

Dr. Hans-Jörg Breitinger:

Mai 1992 bis April 1997

 

Prof. Dr. Gerhard Thielke:

1973 bis Mai 1992

(gestorben am 22. Juli 2007)

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