BUND Landesverband
Baden-Württemberg

Verkehrsminister macht Kniefall vor Daimler

29. April 2015 | Mobilität

Der BUND fordert den Minister für Verkehr und Infrastruktur auf, aus dem Feldversuch "Lang-LKW" auszusteigen.

Die Entscheidung der Landesregierung am bundesweiten Feldversuch „Lang-Lkw“ teilzunehmen ist falsch. Lang-Lkw verbilligen Straßentransport und verlagern den Transport von der Schiene auf die Straße. Die Regierung widerspricht damit ihren eignen Zielen zum Klimaschutz und zur nachhaltigen Mobilität. Der BUND hat dem Minister für Verkehr und Infrastruktur anlässlich der von der FDP beantragten aktuellen Debatte im Landtag von Baden-Württemberg einen Offenen Brief geschrieben und fordert ihn auf, aus dem Feldversuch auszusteigen.

Mit der Entscheidung, am bundesweiten Feldversuch mit Riesen-Lkw teilzunehmen, kapituliert die grün-rote Landesregierung vor den Geschäftsinteressen des Lkw-Herstellers Daimler und konterkariert ihre eigenen Ziele zum Klimaschutz und einer nachhaltigen Mobilität. Sie bricht damit die Vereinbarungen im Koalitionsvertrag. „Die Landesregierung sitzt der Milchmädchenrechnung von Daimler auf und fördert damit den schon heute überbordenden Lastwagenverkehr auf unseren Autobahnen“, kritisiert Dr. Brigitte Dahlbender, Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg e. V.

Die These der Lkw- und Speditions-Lobby, dass in die überlangen Riesen-Lkw mehr Güter passen und deswegen weniger Lkw fahren werden, ist des BUND schöngefärbte Theorie und allenfalls für die Dauer des Modellversuchs relevant. In der Praxis werden nach einer allgemeinen Zulassung durch die Riesenlaster deutlich mehr Lastkraftwagen auf den Autobahnen fahren – das belegen auch Erfahrungen in Schweden. „Durch den zusätzlichen Laderaum wird der Lkw-Verkehr um etwa 30 Prozent billiger. Das heißt: Es gibt noch mehr Kostenanreize, die Lagerhaltung auf die Autobahn zu verlegen, anstatt Transporte mit Bahn oder Schiff vorzunehmen“, argumentiert Dahlbender im Offenen Brief an Verkehrsminister Hermann.

Darüber hinaus befürchtet der BUND, dass es nicht bei den Lang-Lkw bleiben wird: „Überlange Lkw sind erst der Anfang: Das Ziel der Lkw-Lobby bleibt der Gigaliner mit 60 Tonnen Gesamtgewicht“, so Dahlbender. Diese langfristigen Folgen blendet die Landesregierung bei ihren Entscheidungen aus. Dahlbender: „Das Wohl von Daimler und der Lkw-Lobby ist der Landesregierung wichtiger als der Klimaschutz. Dabei erwartet die Bevölkerung von der Politik ernsthafte Bemühungen, sie von den Lkw-Lawinen auf den Straßen zu entlasten.“

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