Aktivist*innen von BUND und weiteren Umweltorganisationen demonstrierten vor dem Neuen Schloss in Stuttgart gegen Endlager in Dänemark für CO₂ aus Baden-Württemberg.
(BUND BW)
- BUND BW nimmt an dem Treffen mit den Delegationen teil
- Umweltorganisationen fordern, CO₂ zu reduzieren statt zu verlagern
- Dänische Organisationen appellieren in Offenem Brief an deutsche und dänische Regierung
Stuttgart. Aktuell treffen sich in Stuttgart Delegationen aus Dänemark und Baden-Württemberg mit Vertreter*innen der Bundesregierung, Bayerns, Österreichs und der Schweiz, um über die Möglichkeit zu diskutieren, klimaschädliche Kohlenstoffdioxid (CO₂)-Emissionen aus dem Süden nach Dänemark zu transportieren und dort in unterirdische Endlager zu pumpen.
Der BUND Baden-Württemberg nimmt an dem Treffen der Delegationen teil und nutzt die Möglichkeit, den Protest seiner dänischen Partnerorganisation NOAH und eigene Kritik einzubringen.
„Die Regierung muss endlich in einem Sofortprogramm zum Klimaschutz wirksame Maßnahmen durchsetzen, um den Ausstoß von Treibhausgasen auch in der Industrie zu reduzieren und darf nicht der CCS-Lobby nachgeben“, erklärt dazu Sylvia Pilarsky-Grosch, Landesvorsitzende des BUND Baden-Württemberg. „CCS ist eine teure Illusion, die nicht dem Klimaschutz dient. Die Industrie ist an Subventionen interessiert und an der Möglichkeit, weiter CO₂ zu produzieren. Der BUND lehnt einen Export von CO₂ nach Dänemark ab und erklärt seine Solidarität mit seiner dänischen Partnerorganisation NOAH, die seit etlichen Jahren gegen CO₂-Endlager kämpft.“
CCS birgt zahlreiche Risiken
Aus Sicht der Umweltverbände gibt es beim Verklappen von CO₂ (Carbon Capture and Storage, kurz CCS) viele Risiken: Geländehebungen, Erdbeben, unkontrolliertes Austreten (sogenannte Blow-Outs) sowie langfristig die Verunreinigung des Grundwassers und der Böden. Es sei unverantwortlich, sich auf eine Methode zu verlassen, die kaum erprobt ist, aber die Gase für Jahrhunderte zuverlässig verschließen soll. Aus der geplanten CO₂-Deponie Havnsø würde das CO₂ absehbar unter die Ostsee wandern, was ein Bruch der Helsinki Konvention, in der sich die Ostsee-Anrainerstaaten und die EU zum Schutz der Ostsee verpflichtet haben, darstellen würde.
Für Deutschland sei das geplante flächendeckende Pipeline-Netz für den Transport der klimaschädlichen Abgase in den Norden teuer. Für Anwohner*innen stellen die Leitungen eine Gefahr dar, wenn die Gase entweichen. Um profitabel zu sein, müsse besonders viel CO₂ eingespeist werden, was das Gegenteil von Klimaschutz sei.
Weitere Organisationen im Einsatz gegen CCS
Deutschlandweit hat sich ein breites Bündnis aus mehr als 100 Organisationen und Initiativen zusammengeschlossen, um sich gegen CCS einzusetzen. Auf der lokalen Ebene hatten Aktivist*innen von BUND und weiteren Umweltorganisationen am gestrigen Dienstag (24.6.) vor dem Neuen Schloss in Stuttgart mit einer bunten Aktion demonstriert.
Die dänische Umweltschutzorganisationen Miljøforeningen Havnsø-Føllenslev und NOAH veröffentlichten parallel zum Delegationstreffen in Stuttgart einen Offenen Brief, in denen sie die Regierungen von Dänemark, Deutschland, der Schweiz und Österreich auffordern, CCS abzulehnen.
Hintergrund:
Klimaschutz in Baden-Württemberg: Bisher unternimmt die baden-württembergische Landesregierung wenig, um ihre eigenen Klimaziele einzuhalten. Erst kürzlich hatte ein Bericht des baden-württembergischen Klima-Sachverständigenrats prognostiziert, dass die Landesziele für das Jahr 2030 um 17 Prozent verfehlt werden würden, wenn keine Maßnahmen ergriffen würden. Bisher aber weigert sich die Landesregierung, den Bericht anzuerkennen und ein Sofortprogramm zu erarbeiten.
Alternative Lösungen: Der BUND tritt dafür ein, CO₂-Emissionen an der Quelle zu stoppen. Dafür müssen die Bedingungen so verändert werden, dass etwa zwei Drittel weniger Müll verbrannt wird. Im Bereich Bauen sollte deutlich weniger gebaut und dabei weniger Kalk und Zement eingesetzt werden. Darüber hinaus anfallende Emissionen müssen über Moore und Wälder wieder gebunden werden. Die Förderung dieser natürlichen Kohlenstoffsenken könnte auch die Vielfalt von Arten und natürlichen Lebensräumen stärken.
Weitere Informationen:
Pressekontakt:
Sylvia Pilarsky-Grosch, Landesvorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg, Sylvia.Pilarsky-Grosch(at)bund.net, 0172 / 83 44 294