BUND Landesverband
Baden-Württemberg

Invasive Arten in Baden-Württemberg

Ein Waschbär beobachtet sein Umfeld.  (Galle77 / photocase.de 5761167)

Über 80 invasive Arten führt die Europäische Union derzeit in der sogenannten Unionsliste (auch Schwarze Liste) der EU-Kommission. „Invasiv“ werden die Arten dann genannt, wenn ihre Anwesenheit und Ausbreitung in den heimischen Ökosystemen negative Auswirkungen hat. Mindestens 46 davon kommen in Deutschland wildlebend vor – die meisten davon auch bei uns in Baden-Württemberg. Auf einer sogenannten Grauen Liste finden sich außerdem weitere Arten, die potenziell invasiv sein könnten und unter Beobachtung stehen. Denn nicht alle gebietsfremden Tier- und Pflanzenarten sind auch invasiv. Der wertfreie, wissenschaftliche Begriff lautet „Neobiota“, die wiederum in "Neozoen" (aus dem griechischen „neue Tiere“) und "Neophyten" („neue Pflanzen“) unterschieden werden. Die meisten dieser tierischen und pflanzlichen Einwanderer verursachen in ihrer neuen Heimat keine Probleme. Manche Neophyten haben sogar positive Auswirkungen auf ihre neuen Lebensräume, weil sie beispielsweise Nahrungsquellen für heimische Tiere sind. Lediglich etwa 10 Prozent der Neobiota sind sogenannte „invasive Arten“. Aber was sind überhaupt invasive Arten und wie sollten wir mit ihnen umgehen?

Was macht eine Art invasiv?

Tiere oder Pflanzen gelten dann als invasiv, wenn zwei Kriterien erfüllt sind:

  • Sie sind gebietsfremd, das heißt, dass sie nach 1492 durch menschlichen Einfluss in ein Gebiet eingebracht wurden.
  • Sie können unerwünschte, negative Auswirkungen auf die heimische Natur, auf die menschliche Gesundheit oder auch wirtschaftlicher Art haben.
  • Sie breiten sich meist schnell aus.

Wie kommen invasive Arten ins Land?

Alle gebietsfremden Arten wurden durch den Einfluss des Menschen meist beabsichtigt angesiedelt. Etwa das Drüsige Springkraut, das als exotische Zier- und Nutzpflanze eingeführt wurde. Das bekannteste tierische Beispiel ist der Waschbär, der einst zur Pelzgewinnung von Nordamerika nach Europa gebracht wurde und sich ausbreitete, indem einzelne Tiere aus Pelzfarmen entkamen oder gezielt ausgesetzt wurden. Heutzutage überwiegt vermutlich das unbeabsichtigte Einbringen der Arten durch den weltweiten Handel und Fernreisen. Die Eier einiger exotischer Stechmücken werden beispielweise über den Transport alter Autoreifen oder Pflanztöpfe aus dem Ausland eingeschleppt. Die Klimakrise sorgt außerdem dafür, dass wir künftig wohl mit immer mehr neu einwandernden Arten in unseren Breiten rechnen müssen. Wärmeliebende Arten, wie exotische Stechmücken oder die Asiatische Hornisse, finden durch die Erwärmung in Deutschland zunehmend passende Lebensbedingungen vor und können sich etablieren. Einzelne der neuen Arten könnten invasiv werden. Derzeit stehen sie aber noch unter Beobachtung, da bisher nicht bekannt ist, welche Auswirkungen sie hier haben.

Warum können invasive Arten für unsere Natur eine Gefahr sein?

  • Sie können heimische Arten verdrängen, weil sie mit ihnen um Lebensräume und Ressourcen konkurrieren.
  • Sie sind Fressfeinde heimischer Arten.
  • Sie können Krankheiten übertragen, gegen die sie selbst immun, die aber für heimische Arten tödlich sind.
  • Sie können sich mit heimischen Arten kreuzen bzw. paaren und diese schleichend genetisch verändern.
  • Sie können Ökosysteme verändern, indem sie beispielsweise die Nährstoffe in Böden beeinflussen und so andere Arten verdrängen.

Oft sind invasive Arten jedoch nur ein zusätzlicher, aber nicht der einzige Gefährdungsfaktor für unsere heimischen Arten und Ökosysteme.

Welche Maßnahmen werden ergriffen?

Eine Expertengruppe der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Naturschutz erstellt für gelistete invasive Arten Management- und Maßnahmenblätter, mit denen die negativen Auswirkungen minimiert und die weitere Verbreitung der invasiven Arten eingedämmt werden sollen. Solche Maßnahmen sind etwa die Information der Öffentlichkeit oder auch die sogenannte Populationskontrolle, also das Töten von Tieren durch z. B. die Bejagung. In den allermeisten Fällen ist das Töten von invasiven Tieren jedoch nicht sinnvoll, da die Tiere geeignete Lebensräume immer wieder neu besiedeln. Nur in Ausnahmefällen, wenn es um den Schutz besonders gefährdeter heimischer Tierarten geht oder wenn eine vollständige Beseitigung der invasiven Art aufgrund von lokal begrenztem Vorkommen noch möglich ist, kann das Töten eine notwendige Maßnahme sein. Wichtig bei jeder Maßnahme ist die Verhältnismäßigkeit: Wie viel kostet die Maßnahme, welche Auswirkungen hat sie auf die Umwelt, welche konkreten Naturschutzziele verfolgt sie und wie wird der Erfolg kontrolliert.

Schließlich sind nicht die Tiere und Pflanzen die Wurzel des Problems, sondern wir Menschen, die sie durch Unwissen, Unachtsamkeit oder aus wirtschaftlichem Interesse in fremde Gebiete verschleppen.

BUND-Newsletter abonnieren!

Ansprechpartnerin Naturschutz

Lilith Stelzner

Naturschutzreferentin
E-Mail schreiben Tel.: 0711 620306-14

Invasive Arten in Deutschland

Auf der Webseite des Bundesverbands erfahren Sie mehr zu invasiven Arten in ganz Deutschland.

Hier entlang

Mehr zu invasiven Tier- und Pflanzenarten in Baden-Württemberg

BUND-Bestellkorb