BUND Landesverband
Baden-Württemberg

Waschbär

Mit ihrer schwarzen Gesichtsmaske sind die Kleinbären unverkennbar und haben es damit selbst zum Comic-Superhelden geschafft. In Baden-Württemberg verbreiten sich die äußerst anpassungsfähigen Einwanderer aus Nordamerika etwa seit den 1960er Jahren und haben auch abseits der Leinwand viele Fähigkeiten.

Waschbär-Portrait  (Cornelia Arens / klickfaszination.de)

Aussehen und Verhalten

Der Waschbär (Procyon lotor) ist ein Raubtier aus der Familie der Kleinbären. Die Tiere sind in der Dämmerung oder nachts aktiv und leben als Einzelgänger oder in lockeren Familienverbünden. Während die Weibchen in der Regel an einem Ort bleiben, wechseln die Männchen gerne ihr Zuhause wie etwa Baumhöhlen oder Dachböden. Waschbären können sehr gut klettern und schwimmen, sind allerdings nicht die schnellsten Läufer.

Zu ihren äußeren Merkmalen gehören:

  • Schwarze Gesichtsmaske als Markenzeichen
  • Graues Fell
  • Buschiger geringelter Schwanz
  • Kopf-Rumpf-Länge 40 - 60 Zentimeter (ohne Schwanz)
  • Gewicht drei bis zehn Kilogramm je nach Jahreszeit
  • Buckelige Körperhaltung

Seinen Namen hat der Waschbär bekommen, weil er gerne seine Nahrung mit den Vorderpfoten hin und her bewegt, um sie zu prüfen und unerwünschte Teile zu entfernen. Das sieht aus, als würde er sie waschen. Der Tastsinn ist für ihn der wichtigste Sinn - das spiegelt sich auch in seinem Gehirn wider. Die für den Tastsinn zuständige Region nimmt im Verhältnis zu den anderen Sinnen einen sehr großen Bereich im Waschbärhirn ein.

Fortpflanzung

Die Paarungszeit der Waschbären ist von März bis Mai. Nach einer Tragezeit von rund 60 Tagen bekommen die Weibchen durchschnittlich drei bis vier Junge, die sie ohne die Männchen aufziehen. Der Nachwuchs wird rund sechs Wochen gesäugt und verlässt nach etwa 50 Tagen die Geburtshöhle.

Lebensraum und Nahrung

Waschbären sind äußerst anpassungsfähig, bevorzugen aber Misch- und Laubwälder, gerne an Flüssen und Gewässern. Als sogenannte Kulturfolger findet man sie aber auch in der Nähe von Menschen, wo sie in Städten etwa in Parks und Gärten oder auf Müllkippen nach Essbarem suchen. Die Tiere brauchen viele Versteckmöglichkeiten und meiden offene baumlose Landschaften.

Beim Nahrungsangebot ist der Waschbär als Allesfresser nicht wählerisch. Auf seinem natürlichen Speiseplan stehen etwa:

  • Fische
  • Würmer
  • Amphibien
  • Vogeleier
  • Käfer
  • Beeren oder Nüsse

Verbreitung in Baden-Württemberg

Waschbären wurden ursprünglich aus Nordamerika zur Pelzgewinnung nach Europa gebracht. Im Laufe des 20. Jahrhunderts entkamen in Deutschland Exemplare aus der Gefangenschaft und verbreiteten sich. Der erste Waschbär in Baden-Württemberg wurde 1960 bei Benningen im Kreis Ludwigsburg beobachtet. Die ersten Jungtiere wurden 1974 bei Sinsheim im Rhein-Neckar-Kreis gemeldet. Der Schwerpunkt der Verbreitung ist im Nordosten Baden-Württembergs. Allerdings haben inzwischen die Hälfte aller Gemeinden im Land Vorkommen gemeldet. Seit 1997 dürfen Waschbären im Land von Juli bis Februar gejagt werden.

Waschbären als invasive Art

Europaweit ist der Waschbär als invasive Art gelistet. Denn er kann sowohl als Fressfeind etwa für heimische Vögel und Amphibien eine Bedrohung sein als auch Krankheiten wie Staupe oder Spulwurm auf andere Tiere oder Menschen übertragen. Allerdings sind Waschbären nie die einzige Bedrohung gefährdeter heimischer Tierarten, sondern tragen meist nur ihren Teil dazu bei. Eine Bejagung sehen die Management- und Maßnahmenplänen deshalb nur als sinnvoll an

  • bei inselartigen Vorkommen
  • wenn eine Wiedereinwanderung nicht möglich ist
  • wenn lokale Populationen eine erhebliche Gefährdung oder gar das Aussterben heimischer Arten, wie etwa der Europäischen Sumpfschildkröte, verursachen könnten.

Aufgrund der Größe der Bestände ist eine Ausrottung ohnehin nicht mehr möglich. Die bessere Lösung ist es deshalb, stark gefährdete heimische Arten durch Maßnahmen vor Ort zu schützen und die tatsächlichen Ursachen für die zurückgehenden Bestände anzugehen, wie etwa den Verlust von zusammenhängenden Lebensräumen. Lokal können auch Baummanschetten, waschbärensichere Nistkästen oder Einzäunungen angebracht werden, um Vogelbrut, Fledermäuse oder Amphibien vor den Raubtieren zu schützen.

Unnützes Wissen

  • Gelenkig: Waschbären können mit dem Kopf voraus einen Baum hinunterklettern, indem sie ihre Hinterpfoten nach hinten verdrehen.
  • Fantastisch: In Marvel-Comics und Filmen (Guardians oft the Galaxy, Avengers: Endgame) ist der Charakter Rocket Racoon ein genetisch veränderter sprechender Waschbär.

Tipps zum Umgang mit Waschbären

  • Füttern Sie keine Waschbären.
  • Verschließen Sie nachts die Katzenklappe und andere mögliche Zugänge zum Haus.
  • Lassen Sie Tierfutter nicht über Nacht draußen stehen.
  • Bewahren Sie Mülltonnen und (essbare) Abfälle unzugänglich auf.

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