BUND Landesverband
Baden-Württemberg

Gemeiner Sonnenbarsch

Der ovale Fisch mit blau-brauner Färbung kam einst als Aquarienbewohner nach Europa. Inzwischen ist er vor allem im Südwesten Deutschlands in Gewässern verbreitet. Bei seiner Ausbreitung halfen ihm auch seine besonderen Fähigkeiten.

Gemeiner Sonnenbarsch Der gemeine Sonnenbarsch.  (blubber.li / Adobe Stock | #20514211)

Aussehen und Verhalten

Der Gemeine Sonnenbarsch (Lepomis gibbosus) ist ein Raubfisch aus der Familie der Sonnenbarsche. Er hat einen seitlich abgeflachten Körper mit einer ovalen Silhouette und wird im Englischen deshalb auch als „panfish“, also Pfannenfisch, bezeichnet. Sonnenbarsche werden bis zu acht Jahre alt. In ihrer Jugend bilden sie Schwärme, während die älteren Fische als Einzelgänger leben. Zu den äußeren Merkmalen des Sonnenbarsches gehören:

 

  • Eine zweigeteilte Rückenflosse, die aber verbunden ist
  • Die „Ohrenklappe“, eine dunkle Verlängerung der Kiemendeckel mit einem rötlich-orangen Punkt
  • Bläulich-olivbraun marmorierte Färbung, Männchen in der Laichzeit schillernd blau gemustert
  • Leicht oberständiges, d.h. nach oben zur Wasseroberfläche ausgerichtetes, Maul
  • Hoher Rücken
  • Größe von (hierzulande meist) 18 bis maximal 30 cm
  • Gewicht von (hierzulande meist) 250 Gramm bis zu maximal vier Kilogramm

Der Zusatz seines lateinischen Namens „gibbosus“ bedeutet „buckelig“ und beschreibt sein Aussehen mit dem hohen Rücken treffend.

Fortpflanzung

Der Gemeine Sonnenbarsch beginnt ab einer Wassertemperatur von etwa 16 Grad Celsius mit der Fortpflanzung. Die Laichzeit ist von April bis Juni. Für die Brutpflege sind die Männchen zuständig: Sie legen ufernahe Mulden für den Laich an, die sie bewachen und dem Nachwuchs frisches Wasser zufächeln. Es sind bis zu zwei Gelege im Jahr möglich. Das ermöglicht den Fischen eine schnelle Vermehrung und Besiedelung von Gewässern.

Lebensraum und Nahrung

Sonnenbarsche fühlen sich besonders in stillen Gewässern in sonniger Lage oder strömungsarmen Flachgewässern wohl. Auch Wasserpflanzen sind wichtig, weil sie dort Deckung finden und vor Fressfeinden geschützt sind. Auf dem Speiseplan der Raubfische stehen unter anderem:

 

  • Schnecken
  • Muscheln
  • Fischlaich
  • Junge oder kleinere Fische

Verbreitung in Baden-Württemberg

Gemeine Sonnenbarsche kamen Ende des 19. Jahrhunderts als Aquarienfische aus Nordamerika nach Europa. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts sorgte der Mensch durch Aussetzen oder aktiven Besatz für die Ausbreitung im Freiland. Diese findet bis heute statt – zum Teil eigenständig entlang von Fließgewässern, aber auch weil Privatpersonen die Tiere weiterhin unwissend aussetzen. Vor allem im Südwesten Deutschlands ist der Sonnenbarsch inzwischen verbreitet und etabliert – in einigen Seen der Oberrheinebene inzwischen sogar als dominierende Art im Flachwasser.

Sonnenbarsche als invasive Art

In Europa gelten Sonnenbarsche als invasive Art, da sie mehrere Kriterien dafür erfüllen:

  • Bei hohen Bestandsdichten starke Nahrungskonkurrenz zu einheimischen Fischarten und Fressfeinde für deren Laich und Jungfische sowie Amphibienlarven
  • Veränderung von Ökosystemen durch Reduzierung des Zooplanktons (Kleinkrebse, Rädertiere u.a.). Da diese Kleinlebewesen normalerweise das Phytoplankton, also pflanzliche Schwebeteile im Wasser, fressen, kann es zu einem Überangebot an Nährstoffen kommen und das Gewässer „kippt“.
  • Verringerung der Makrozoobenthos-Biomasse (Schnecken, Muscheln, Krebstiere, Insektenlarven) bei hohen Bestandsdichten
  • Aggressive Interaktionen mit heimischen Arten
  • Wirt für gebietsfremde Ektoparasiten (Hakensaugwürmer) und
  • Endoparasiten (Überträger des Hechtbandwurms). Dadurch können etwa Felchen nicht mehr vermarktet werden. Für Menschen sind die Parasiten allerdings ungefährlich.

Um die weitere Ausbreitung der Fischart zu verhindern beziehungsweise Populationen einzudämmen, gibt es verschiedene Maßnahmen: Aufklärung von Anglern, Fischhaltern und -händlern, Kontrolle bei Besatzmaßnahmen oder in bestimmten Einzelfällen Trockenlegen und Neuanlage kleiner Stillgewässer im Freiland, um den Bestand auszulöschen. Da diese letzte Maßnahme sich auch negativ auf alle anderen Arten in dem Gewässer auswirkt, ist sie nur sinnvoll, wenn eine erneute Ansiedlung der Sonnenbarsche unwahrscheinlich ist. Grundsätzlich müssen Maßnahmen in und an Gewässern immer mit den zuständigen Fischerei- und Wasserbehörden, Fischern und den unteren Naturschutzbehörden abgestimmt und die Verhältnismäßigkeit der Auswirkungen auf Umwelt und Kosten berücksichtigt werden.

Unnützes Wissen

  • Bunt: wegen seines rotschwarzen Kiemenflecks wird der Sonnenbarsch auch Kürbisbarsch genannt
  • Produktiv: Weibchen können während einer Laichzeit bis zu 7.000 Eier produzieren
  • Väterlich: Vorwitzige Larven, die frühzeitig ihr Nest verlassen, trägt das Männchen in seinem Maul zurück.

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