BUND Landesverband
Baden-Württemberg

Riesen-Bärenklau

Durch seine zahlreichen Blüten bietet der Riesen-Bärenklau vielen Insekten Nahrung. Ein Grund, warum die gebietsfremde Pflanze hier gerne angebaut wurde. Für Mensch und Natur kann sie aber Probleme bereiten.

Riesen-Bärenklau Neophytischer Riesen-Bärenklau.  (TwilightArtPictures / Adobe Stock | #162860696)

Aussehen und Allgemeines

Der Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) gehört zur Familie der Doldenblütler. Bei diesen Pflanzen zweigen sich vom Stängel an einem Punkt viele Stiele wie Strahlen ab, die sich jeweils in weitere kleine Stiele mit zahlreichen, eng aneinander liegenden Blüten (Dolden) verzweigen. Der Blütenstand sieht aus wie ein großer, runder Schirm und ist ein Magnet für viele Insekten. Weitere Merkmale der auch Herkulesstaude genannten Pflanze sind:

  • Weiße bis zartrosa Blüten
  • Blüte bis Juli
  • Wuchshöhe bis zu drei Meter
  • Blätter bis zu einem Meter lang
  • Stängel ist hohl, wenig gefurcht und hat unten rote Flecken

Leicht zu verwechseln ist er mit dem ungefährlichen heimischen Wiesen-Bärenklau, der jedoch nur halb so groß wird, keine roten Flecken am Stängel besitzt und bis September blüht.

Vermehrung

Der Riesen-Bärenklau ist eine zwei- bis dreijährige Pflanze. Wenn er im zweiten oder dritten Jahr blüht, kann er jedoch bis zu 30.000 Samen bilden. Diese sind schwimmfähig und etwa sieben bis zehn Jahre lang keimfähig. Auch Trockenheit überstehen sie sehr gut und können so etwa über Wind oder Autoverkehr weiterverbreitet werden.

Vorkommen

Ursprünglich stammt der Riesen-Bärenklau aus dem Kaukasus und fühlt sich besonders an Fließgewässern und am Waldrand auf nährstoffreichen, feuchten Böden wohl. Aber auch in Privatgärten wächst die Pflanze.

Verbreitung in Baden-Württemberg

Nach Europa gelangte die Staude zuerst durch Zar Alexander I., der die Samen im Zuge des Wiener Kongresses im Jahr 1815 dem Fürsten Metternich zum Geschenk machte. Dieser begann die Kultur der Pflanzen in seinen Gewächshäusern in Deutschland. Danach führte man den Riesen-Bärenklau in Europa als Zierpflanze im Gartenbau oder als Trachtpflanze für Bienen in der Imkerei ein. Jäger pflanzten ihn lange Zeit auch als Deckungspflanze für Wild und als Böschungssicherung an. In Baden-Württemberg ist die Staude inzwischen fast überall verbreitet mit Schwerpunkten im mittleren Neckarraum, südöstlichen Oberschwaben sowie auf der südlichen Ostalb.

Riesen-Bärenklau als invasive Art

In Europa wird der Riesen-Bärenklau wegen seiner Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und auf die heimischen Ökosysteme als invasiv angesehen. Dazu gehören:

  • Seine Pflanzensäfte rufen in Verbindung mit Sonnenlicht auf der Haut Verbrennungen ersten und zweiten Grades hervor und können zudem das Erbgut verändern. Der Wirkstoff Furocumarine dient der Pflanze eigentlich zur Abwehr einer Infektion mit Mikroorganismen wie Pilzen oder Bakterien. Spielende Kinder, Spaziergänger*innen und Bekämpfer*innen sind besonders gefährdet.
  • In nährstoffreichen Brachen, an Wald- und Straßenrändern sowie Gewässerufern kann er einheimische Pflanzenarten verdrängen, weil er sehr früh im Jahr keimt, schnell wächst und seine großen Blätter die umstehende Vegetation beschatten. Besonders problematisch ist das in ökologisch wertvollen Biotopen (feuchte Hochstaudenflure, Auwälder, alpine Flüsse), wo gefährdete Arten wie z.B. die Wiesen-Schlüsselblume (Primula veris) verdrängt werden oder sich ihr Erhaltungszustand verschlechtert. Das kann sich wiederum auch auf Insekten auswirken, die auf diese Pflanzen als Nahrungsquelle angewiesen sind.

Es gibt verschiedene Maßnahmen, um den Riesen-Bärenklau sowohl im eigenen Garten als auch in der Natur zu bekämpfen. Wichtig ist dabei immer, sich entsprechend zu schützen. Die effektivste Methode ist das Ausgraben der Wurzelrübe. Dabei wird der oberste Teil (mindesten 15 bis 20 Zentimeter) abgestochen und entfernt. Auch das Entfernen der noch grünen Blütenstände bis Mitte Juli, häufiges Mähen oder mehrmaliges Pflügen/Fräsen sind mögliche Gegenmaßnahmen. Die Pflanzen sollte man in der Biotonne entsorgen, aber keinesfalls auf den Kompost geben. Denn die Samen werden nur bei hohen Temperaturen abgetötet, die z.B. bei der fachgerechten Vergärung gewährleistet werden. Außerdem sollten Arbeitsgeräte, Schuhe und Kleidung vor Ort gereinigt werden, um keine Samen zu verbreiten.

Tipps zur Bekämpfung im eigenen Garten:

  • Dichte Schutzkleidung tragen und Haut bedecken: Overall, Handschuhe, Staubmasken, Schutzbrillen/Schutzhelme mit Visier.
  • Zum richtigen Zeitpunkt arbeiten: bei bewölktem Himmel im April/Mai.
  • Bei Kontakt mit Pflanzensaft, diesen sofort abwaschen und bei Hautirritationen einen Arzt aufsuchen. Bei Atembeschwerden den Notarzt rufen.
  • Verwendete Werkzeuge, Kleidung und Haut danach sofort und gründlich reinigen, um spätere Auswirkungen auszuschließen.
  • Im Garten als Alternative für Insekten auf heimische Doldenblütler setzen und Würzkräuter, wie Liebstöckel, Kerbel und Kümmel anpflanzen oder im Gemüsebeet Möhren und Fenchel zur Blüte kommen lassen. Diese sollte man dann auch über den Winter stehen lassen, denn sie bieten Vögeln Nahrung und in ihnen überwintern Insekten.

Unnützes Wissen

  • Es gibt einen Song der Band Genesis über die Pflanze mit dem Titel „The Return of the Giant Hogweed“.

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