BUND Landesverband
Baden-Württemberg

Wildkätzchen im Wald lassen

20. Mai 2021 | Artenschutz (BW), Biotopverbund (BW), Wildkatze, Wälder

BUND apelliert Rücksicht zu nehmen und Abstand zu wahren

Ein junges Wildkätzchen balanciert über einen Ast. Junge Haus- und Wildkatzen sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Nehmen Sie scheinbar hilflose Wildkätzchen nicht mit!  (Thomas Stephan / BUND)

Viele Jungtiere, auch von gefährdeten Arten wie der Europäischen Wildkatze, sind aktuell in den Wäldern unterwegs. Andrea Lehning, Wildkatzen-Expertin des BUND Baden-Württemberg: „Die Verwechslungsgefahr ist bei jungen Wildkatzen und Hauskatzen besonders groß. Da kommt es gelegentlich vor, dass besorgte Passant*innen die mutmaßlichen Hauskätzchen mitnehmen.“ Da Wildkatzen nicht nur in abgelegenen Wäldern vorkommen, sondern mancherorts auch recht nah an Städten, wie etwa bei Heilbronn, empfiehlt der BUND auch hier dringend, Katzenjungen in Wäldern nicht aufzulesen.

Kein Stress!

Ein Mitnehmen bedeutet für die Tiere unnötigen Stress und große Risiken. Andrea Lehning: „In Menschenhand drohen den jungen Wildkatzen gefährliche Hauskatzen-Krankheiten. Bestenfalls steht ihnen ein langer und mühevoller Weg der Wiederauswilderung bevor. Oft gelingt dieser aber leider nicht. Als geschützte Wildtiere dürfen sie ohnehin nur in großer Not aus dem Wald mitgenommen werden.“

Corona-Zeit: Zahl der Mitnahmen steigt

Die Zahl der aufgelesenen Wildkätzchen ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen. „Wir gehen davon aus, dass wir in 2021 noch mehr Hinweise bekommen werden“, so Lehning. „In der Corona-Zeit haben viele Menschen die Natur vor ihrer Haustür als Erholungsort entdeckt. Doch damit wird es in den Wäldern immer voller und das Risiko der Verwechslungen von Wild- und Hauskatzenjungen steigt.“

Der BUND Baden-Württemberg empfiehlt dringend, Abstand zu Jungtieren zu wahren und sie in Ruhe zu lassen. In der Regel sind die Muttertiere gerade auf der Jagd oder warten in der Nähe ab. Im Zweifelsfall ist es möglich, sich an den BUND oder an die zuständigen Försterin, Wildtierbeauftragten oder Jäger* zu wenden. „Wichtig ist außerdem, Hunde im Wald anzuleinen. Eine Pflicht hat aber die neue Landesregierung im Koalitionsvertrag vorgesehen. Freilufende Hunde sind für die Jungtiere eine echte Gefahr“, betont die Wildkatzen-Expertin.

Über den BUND und sein Wildkatzen-Projekt:

Mit seinem Projekt Rettungsnetz Wildkatze errichtet der BUND seit 2007 bundesweit mit vielen Ehrenamtlichen grüne Korridore aus Sträuchern und Bäumen zwischen den Wäldern. So entstehen Wege, die es der Wildkatze und vielen anderen Wildtieren ermöglichen, von A nach B zu wandern und in der offenen Landschaft Deckung zu finden. Barrieren wie Straßen müssen mit Querungshilfen (beispielsweise Grünbrücken) überwindbar gemacht werden, sodass Wildkatzen und andere Wildtiere dort nicht mehr zu Tode kommen.

Im Juni 2016 wurde der erste BUND-Wildkatzenkorridor in Baden-Württemberg zwischen Herrenberg und Nufringen eingeweiht. Der Startschuss zur Errichtung des zweiten Korridors in unserem Bundesland folgte im März 2018 im Landkreis Ludwigsburg. Dabei arbeitet der BUND mit der Forstverwaltung und dem Landschaftserhaltungsverband im Kreis Ludwigsburg zusammen. Das BUND-Ziel in Baden-Württemberg ist es, dass die Wildtiere künftig sicher vom Nordschwarzwald zum Schönbuch bis hin zum Schwäbisch-Fränkischen Wald hin und her wandern können.

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