Über 160 Wolfsrudel leben derzeit im Norden und Osten Deutschlands. Und wo es noch keinen Nachwuchs gibt, lassen sich einzelne Tiere nieder oder streifen zumindest durch die Wälder. So seit 2015 auch in Baden-Württemberg. Drei männliche Wölfe haben sich im Nord- und Südschwarzwald niedergelassen. Weitere einzelne Jungtiere streifen durch die Wälder. Oft werden sie erst registriert, wenn sie tot aufgefunden wurden oder Weidetiere gerissen haben. Außerdem wurde im Januar 2023 erstmalig eine Fähe, ein weiblicher Wolf, im Schwarzwald genetisch nachgewiesen. Aus Naturschutzsicht ist die Rückkehr des Wolfes, 150 Jahre nach seiner Ausrottung, eine sehr gute Nachricht.
Wenn Sie einen Wolf sehen
- Wenn Sie einen Wolf in Baden-Württemberg in freier Wildbahn sehen oder ein Tier finden, das vom Wolf gerissen sein könnte, machen Sie Fotos und melden Sie dies bitte telefonisch der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA): 0761 4018274.
- Eine Liste der bisher eingegangenen eindeutigen Wolfsnachweise sowie Hinweise zum Wolfs-Monitoring der FVA finden Sie auf der Webseite des Umweltministeriums.
Mit dem Wolf leben
Die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland und Baden-Württemberg ist ein großer Erfolg des Artenschutzes. Europäisches und nationales Recht stellen den Wolf, wie auch andere gefährdete Tierarten, unter strengen Schutz. Das Raubtier ist für ein funktionierendes Ökosystem wichtig, denn es reguliert die Wildbestände von Reh, Rothirsch und Wildschwein.
Wann sich ein Wolfspaar findet, das im Schwarzwald oder im Odenwald Junge aufzieht und so ein Rudel bildet, ist schwer einzuschätzen. Mit dem genetischen Nachweis eines Wolfweibchens ist die erste Rudelbildung in Baden-Württemberg im Frühsommer 2023 nun aber möglich.
Antworten auf häufige Fragen zu Wölfen im Land
Der Wolf ist ein Raubtier, das sich überwiegend von Fleisch ernährt. Dennoch sind Wölfe für den Menschen nicht gefährlich. Den bösen Wolf gibt es nur im Märchen von Rotkäppchen. In Wahrheit gehen die vorsichtigen Tiere dem Menschen lieber aus dem Weg. Nur sehr selten und mit viel Glück sehen Menschen einen freilebenden Wolf. Solange Hunde angeleint oder dicht beim Menschen sind, ist auch für sie die Gefahr für eine Auseinandersetzung mit einem Wolf äußerst gering.
Wenn Sie einen Wolf sehen, der nicht von selbst verschwindet, klatschen Sie laut in die Hände oder rufen Sie, um ihn zu vertreiben. Wie bei anderen Wildtieren gilt auch beim Wolf: Niemals etwas Essbares zuwerfen oder sonstige Anlockversuche unternehmen.
Zur Beute von heimischen Wölfen gehören vor allem Reh-, Rot- und Schwarzwild. Aber auch Hasen, Mäuse und Vögel stehen auf dem Speiseplan. Wenn Nutztiere wie Schafe und Ziegen nicht ausreichend geschützt sind, kann es gelegentlich auch zu Übergriffen kommen. Das sind aber absolute Ausnahmen: Nahrungsanalysen in der Lausitz zeigten, dass Nutztiere nur rund ein Prozent der Beute ausmachen und Wölfe sich zu 96 Prozent von Rehen, Hirschen und Wildschweinen ernähren.
Das Wolfsrudel besteht aus dem Elternpaar und dessen Nachwuchs des aktuellen und des letzten Jahres. Man könnte es fast als Familie bezeichnen. Dabei sind Wolfspaare treu und bleiben oft ein ganzes Leben lang zusammen. Sobald die Jungtiere alt genug sind, verlassen sie das Revier der Eltern. Auf der Suche nach einem eigenen Territorium müssen sie oft weite Strecken zurücklegen. Wie groß das Territorium eines Wolfsrudels ist, hängt dabei stark mit dem vorhandenen Nahrungsangebot zusammen.
Es gibt Möglichkeiten für ein gutes Miteinander von Wölfen und Jäger*innen. Nach dem Bundesjagdgesetz sollen Jäger*innen einen "den landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnissen angepassten artenreichen und gesunden Wildbestand" erhalten. Dazu zählen auch Beutegreifer wie der Wolf. Die Jagd auf ihn ist in Deutschland ohnehin gesetzlich verboten.
Der BUND hat mit anderen Naturschutzverbänden und Jagdverbänden den Ausgleichsfonds Wolf gegründet, um die Akzeptanz für den Wolf zu erhöhen. Aus dem Ausgleichsfonds erhalten betroffene Nutztierhalter*innen Ausgleichszahlungen, wenn ein Wolf Nutztiere reißt. Das passiert jedoch selten. Die Erfahrungen zeigen, dass Wölfe sich am ehesten von wilden Huftieren wie Rehen ernähren, die wenig wehrhaft sind. In Deutschland machen Nutztiere nur etwa ein Prozent ihrer Beute aus.
Der von BUND, dem Umweltministerium Baden-Württemberg (UM), der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) und anderen Verbänden erstellte Managementplan Wolf greift alle rechtlichen und fachlichen Grundlagen und Maßnahmen auf, die für den Umgang mit dem Wolf von Bedeutung sind. Ziel ist es, eine möglichst konfliktarme Koexistenz zwischen Wolf und Mensch zu erreichen. Der BUND setzt sich auf allen politischen Ebenen dafür ein, dass dieses Ziel erreicht wird.
Nein, denn wolfssichere Zäune haben die Zahl der Risse von Nutztieren in den Wolfsgebieten in den vergangenen Jahren verringert. Deswegen unterstützt die Landesregierung geeignete Schutz-Maßnahmen der Nutztierhalter*innen. Neben den seit Jahrhunderten bewährten Herdenschutz-Hunden sind es vor allem Elektrozäune, die Weidetiere vor Wölfen schützen. Mehr Informationen gibt es auf der Webseite des Umweltministeriums.
Das Land hat als Reaktion auf die Nachweise der ersten sesshaften Wölfe in Baden-Württemberg die Fördergebiete Wolfsprävention eingerichtet. Diese Fördergebiete werden mit jedem weiteren sesshaften Wolf ausgeweitet.