BUND Landesverband
Baden-Württemberg

Bodensee Vergissmeinnicht

Es war einmal am Bodensee ... So könnte bald eine Geschichte über das zarte, märchenhaft anmutende hellblau-blühende Bodensee-Vergissmeinnicht beginnen. Denn der fortschreitende Klimawandel und die Nutzung seines Lebensraums durch uns Menschen setzen dieser seltenen Schönheit immer mehr zu.

Bodensee Vergissmeinnicht Das Bodensee-Vergissmeinnicht hat sich einen ganz speziellen Lebensraum ausgesucht: Denn die von ihnen besiedelten, wenig bewachsenen Uferbereiche liegen meist nur in den Winter- und Frühjahrsmonaten über dem Wasserspiegel. In der restlichen Zeit wachsen die Pflanzen untergetaucht und ertragen mehrmonatige Überflutungen.  (Irene Strang)

Das Bodensee-Vergissmeinnicht (Myosotis rehsteineri) Gattung Vergissmeinnicht (Myosotis); Familie: Raublattgewächse/Borretschgewächse. 

  • Merkmale: Wuchshöhe: 3–10 cm; lockere Polster von bis zu 30 cm Durchmesser; blüht im Frühjahr leuchtend himmelblau, pro Blütenstand 5–20 Blüten, 6–12 mm groß; Stängel: rund mit wenigen vorwärts gerichteten, anliegenden Haaren. 
  • Lebensraum: Wächst ausschließlich im Überschwemmungsbereich von Kiesufern der Voralpenseen, die frei von schilfartigem Bewuchs sind; nur noch vereinzelte Exemplare am Bodensee und Starnberger See
  • Gefährdung: Rote Liste Deutschland: Vom Aussterben bedroht; Rote Liste Europa: Stark gefährdet
  • Schutzstatus: „Streng geschützt“ nach Bundesnaturschutzgesetz; geschützt nach Europäischer Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie Anhang II. Besonders hohe Verantwortlichkeit Deutschlands für den Erhalt dieser Art.

Von Voralpenseen, Kiesstränden und angenehmer Gesellschaft 

Polster von anfangs himmel- oder fliederblau und später rosa Blüten machen das Bodensee-Vergissmeinnicht zu einem unvergesslichen Anblick. Eine Augenweide, wenn im April und Mai diese zierlichen und weltweit einzigartigen Pflanzen wie Edelsteine ihre Blütenköpfe zwischen den Kieseln am Ufer des Bodensees emporstrecken. Das Bodensee-Vergissmeinnicht hat sich einen ganz speziellen Lebensraum ausgesucht: Denn die von ihnen besiedelten, wenig bewachsenen Uferbereiche liegen meist nur in den Winter- und Frühjahrsmonaten über dem Wasserspiegel. In der restlichen Zeit wachsen die Pflanzen untergetaucht und ertragen mehrmonatige Überflutungen sowie die Belastungen des Wellenschlags. Viele höherwüchsige Pflanzen, die das Bodensee-Vergissmeinnicht eigentlich verdrängen würden, können diese extremen Bedingungen nicht überleben. Dem Vergissmeinnicht kommen jedoch sein niedriger Wuchs, seine kurzen Seitentriebe und seine kräftigen Wurzeln zugute. Gemeinsam mit anderen kleinwüchsigen Pflanzen wie dem Ufer-Hahnenfuß und der Bodensee-Schmiele bildet das Bodensee-Vergissmeinnicht am Bodensee die sogenannte Strandschmielen-Gesellschaft (kurz: Strandrasen) – die ebenfalls weltweit einzigartig und wie das Vergissmeinnicht stark bedroht ist. 

Von Uferbebauung, Klimawandel und Freizeitnutzung 

War das Bodensee-Vergissmeinnicht nach der Eiszeit an den Uferbereichen aller Gletscherseen am Fuß der Alpen weit verbreitet, nehmen seine Bestände seit Anfang des 20. Jahrhunderts beständig ab. Heute finden sich nur noch vereinzelte Exemplare vor allem am Bodensee und am Starnberger See. Der Grund für das Verschwinden: Durch die Bebauung der Ufer wurde sein Lebensraum stark verkleinert. Dazu kommen wasserbauliche Maßnahmen wie die Kanalisierung der Rheinmündung bei Bregenz, wodurch es nach starken Regenfällen verstärkt zu Treibholzanschwemmungen an den natürlichen Ufern bei Lindau kommt. Dort werden die zierlichen Pflanzen vom Holz zerrieben. 

Durch die intensive Landwirtschaft gelangen zudem mehr Nährstoffe ins Wasser, so dass konkurrenzkräftigere Pflanzen verstärkt einwandern und den empfindlichen Bodensee-Strandrasen überwachsen. Veränderte Wasserstände infolge des Klimawandels und die intensive Freizeitnutzung der Kiesstrände stellen heutzutage die größte Bedrohung für das Bodensee-Vergissmeinnicht dar. Inzwischen steht es kurz vor dem Aussterben und zählt zu den am stärksten bedrohten Arten in Mitteleuropa.

Hilfe für das Bodensee-Vergissmeinnicht

Die Arbeitsgruppe Bodenseeufer (AGBU) e.V. setzt sich seit Jahren für das Bodensee-Vergissmeinnicht ein. Als Zusammenschluss aus Wissenschaftler*innen und Ingenieur*innen aus unterschiedlichen Fachdisziplinen will der Verein durch anwendungsorientierte Forschung zu einem besseren Schutz und zu einer nachhaltig umweltgerechten Nutzung des Bodenseeufers beitragen. Im Botanischen Garten an der Universität Konstanz werden seit 2004 neben dem Bodensee-Vergissmeinnicht auch andere seltene und bedrohte Strandrasen-Arten gehegt und gepflegt. Zudem setzen sich verschiedene staatliche Stellen wie die beiden Regierungspräsidien Freiburg und Tübingen für das Bodensee-Vergissmeinnicht ein: durch Monitoring, Pflege und Kontrolle der Bestände. Auch die örtlichen BUND-Gruppen in Konstanz, Lindau und Reichenau sind für den Schutz der Strandrasen-Gesellschaften aktiv. 

Der BUND fordert

  • Die Kommunen müssen verbaute Ufer am Bodensee in ihren natürlichen Zustand zurückversetzen.
  • Nährstoffhaltiges Wasser aus den Siedlungen und der Landwirtschaft am See müssen zurückgehalten und so die Düngung des Seeufers gebremst werden.
  • Invasive Pflanzen, die dem Bodensee-Vergissmeinnicht zu sehr Konkurrenz machen, müssen entfernt werden.

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