BUND Landesverband
Baden-Württemberg

Blaue Federlibelle

Die Paarung und die Eiablage bei Libellen zu beobachten, ist ein besonderes Schauspiel. Bis es zur Paarung und Eiablage kommt, fliegen Männchen und Weibchen gemeinsam als Tandem am Gewässer. Die Blaue Federlibelle (Platycnemis pennipes) legt gerne in Gruppen von mehreren Tandems ihre Eier ab. So verringert sie das Risiko, von Feinden gefressen zu werden.

Blaue Federlibellen verhaken sich zu Tandems für die Paarung. Die Männchen halten die Weibchen mit kleinen Zangen am Hinterleib im Nacken fest. So entstehen die Paarungs-Tandems wie bei diesen Libellen-Paaren.  (Annette Möckel)

Aussehen: wie der Name schon sagt

Auf den ersten Blick ähneln sich viele Kleinlibellen-Arten. Sehr häufig sind die Männchen blau und tragen eine charakteristische schwarze Zeichnung. Wer es dann genauer wissen möchte, sollte beispielsweise auf die seitlichen, schwarzen Streifen des Brustbereichs achten. Nur die Blaue Federlibelle hat hier zwei dünne, durchgehende Linien, die sich zum Kopf wieder zu einer verbinden. Namensgebend für die zwischen drei und vier Zentimeter große Art sind außerdem die breit abgeflachten Oberschenkel der Hinterbeine mit den deutlich abstehenden Borsten und dem feinen schwarzen Längsstreifen – sie sehen aus wie Federn. Die Weibchen können cremefarben bis Grün gefärbt sein.

Paarung: Tandem-Flüge und gemeinsame Eiablage

Libellen sind typische Gewässerinsekten. Durch die Polarisation des Lichts erkennen diese Gewässer bereits aus großer Entfernung im Anflug. Durch ihre speziellen Augen erkennen Libellen Wasser an der Drehung der Lichtwellen. Wenn die Männchen ein Gewässer ausgesucht haben und dieses für geeignet halten, warten sie geduldig auf die Weibchen. Diese machen sich in der Regel rar und kommen nur ans Gewässer, wenn sie zur Paarung bereit sind. Sobald ein Single-Weibchen auftaucht, heißt es für das Männchen, schneller als die Konkurrenten zu sein. Die Männchen halten die Weibchen mit kleinen Zangen am Hinterleib im Nacken fest. So entstehen die Paarungs-Tandems. Zur eigentlichen Paarung kommt es dann aber erst, indem die beiden Libellen sich zu einem Rad verbinden und das Weibchen ihren Hinterleib zum Männchen vorstreckt. So verharren die Libellen für 15 bis 30 Minuten. 

Die Eiablage erfolgt dann gemeinsam: Die Weibchen gehen auf Tauchgang und stechen die Eier in lebende Pflanzenstängel im Gewässer. Je tiefer das Weibchen geht, umso sicherer ist der Nachwuchs vor Trockenheit und fallenden Wasserständen geschützt. Umso mehr gefährdet es jedoch auch sich selbst, da es dann Opfer von Fischen oder von Strömungen davon gerissen werden kann. Das Männchen bleibt dabei oberhalb der Wasseroberfläche und flugfähig. So kann es das Weibchen bei Gefahr aus dem Wasser ziehen und mit ihr die Flucht ergreifen.

Aus den Eiern entwickeln sich kleine Libellenlarven, die ein bis zwei Jahre im Wasser heranwachsen. Die Larven sehen den erwachsenen Libellen überhaupt nicht ähnlich. Sie sind schnelle Schwimmer und erbeuten Kleinlebewesen wie Stechmückenlarven im Wasser. Sind die Larven herangewachsen, steigen sie an den Gewässerpflanzen empor an die Oberfläche und schlüpfen aus ihrer Larvenhaut. Die Tiere schlüpfen zwischen Mai und Juli und sind an ihrer blassen, weißen Farbe zu erkennen. Bevor diese Jungtiere fliegen können, müssen sich zuerst die Flügel entfalten und in der Sonne aushärten.

Vorkommen

Die Blaue Federlibelle ist in der Wahl der Gewässer wenig zimperlich. Nahezu alle Stillgewässer, aber auch langsam fließende Flussabschnitte werden von dieser Libelle als Lebensraum angenommen. Wichtig ist für diese Libellenart eine vielfältige Ufervegetation. Wie für fast alle anderen heimischen Libellenarten auch. Diese Libellenart kann fast überall vorkommen, außer in Höhenlagen von über 800 Metern. In den wärmebegünstigten Lagen ist sie besonders häufig. Die Libellen sind relativ häufig und nicht gefährdet.

BUND-Engagement

  • BUND-Gruppen sind aktiv zum Erhalt und zur Pflege von Lebensräumen. Dabei legen sie auch neue Gewässer an oder pflegen bestehende Kleingewässer.
  • Der BUND fordert seit vielen Jahren die Schaffung lebendiger Flussauen. Hier finden nicht nur viele der heimischen und teilweise auch gefährdeten Libellenarten Lebensräume, sondern auch besonders gefährdete Tiere wie Gelbbauchunke und Laubfrosch.

Naturbeobachtungstipp

Die blaue Federlibelle ist vielerorts in Baden-Württemberg zu beobachten, sozusagen eine echte Einsteigerlibelle. Die Kleinlibellen sitzen häufig auf Pflanzen in Ufernähe. An langsam fließenden Gewässern mit pflanzenreichem Ufer kann sie besonders zahlreich auftreten, sodass sie kaum zu übersehen ist. Im Flug lassen sich Libellen immer dann am besten beobachten, wenn man selbst auch gerne baden würde: also im Sommer bei Sonnenschein und wenig Wind. Libellen sind echte Sonnenanbeter. Früh morgens entdeckt man die Tiere oft noch träge auf Pflanzen am Ufer sitzend. Libellen-Beobachter*innen können oft zwischen Mai und Juli frisch geschlüpfte oder schlüpfende Jungtiere beobachten.

Blaue Federlibellen verhaken sich zu Tandems für die Paarung.  (Annette Möckel)

Das Foto und seine Geschichte

Anette Möckel hat das Foto der paarenden Libellen 2019 beim BUND-Wettbewerb buntes Baden-Württemberg eingereicht und den dritten Platz gewonnen. Dass auf dem Foto mehrere Tandems der Blauen Federlibelle bei der Eiablage zu beobachten sind, ist eine Eigenart dieser heimischen Libellenart. Indem sie die Eier in Gruppen ablegen, verringert sich das Risiko für jede einzelne Libelle, von einem Fressfeind geschnappt zu werden. Die Eiablage ist für die Kleinlibellen besonders kritisch, da sie jedes Ei einzeln in die Pflanzen ablegen, was lange Zeit in Anspruch nimmt. Die Paarung an sich kann 15 bis 30 Minuten dauern.

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